„Wir befinden uns in einer abwartenden Position“, sagt Schenzel mit Blick auf die US-Zölle. (Foto: cargo-partner / Esther Horvath)
Die USA versetzen die globale Welt mit ihrer erratischen Zollpolitik in Chaos und Schrecken. Wie beurteilt man bei cargo-partner nüchtern die geplanten und teilweise schon umgesetzten Zollschranken?
Natürlich sind solche Entwicklungen für die Transport- und Logistikbranche, welche sehr von Freihandel und einem freien globalen Warenfluss profitiert, sehr nachteilig und bedauernswert. Diese Politik ist in der Tat sehr erratisch und gestaltet sich weitaus drastischer, als ursprünglich erwartet wurde. Wohin uns dieses Handeln führt und wie weit es gehen wird, wird sich noch weisen. Durch die US-Zollpolitik herrscht aktuell viel Verunsicherung auf dem Markt, und es besteht insgeheim die Hoffnung, dass sich die Wogen glätten. Man wird abwarten müssen, worauf sich China und die USA einigen werden.
Welche Auswirkungen haben die US-Zölle auf globale Lieferketten, sprich im Speziellen auf die Luft- und Seefrachtmärkte?
Aktuell sehen wir keine radikalen Umbrüche, aber bekanntlich sind im Zuge der US-Handelspolitik die Raten und die Mengen der verschifften Güter in der See- und Luftfracht auf den Routen im Pazifik eingebrochen. Viele Carrier ziehen auch bereits erste Schiffe von dieser Trade Lane auf andere Strecken, beispielsweise zwischen Asien und Europa, ab. Auffällig ist, dass viele unserer amerikanischen Kunden ihre Lagerbestände aufgefüllt haben, um die höheren Zölle zu vermeiden. Wie es nach dem Leeren dieser Bestände mit der Umsetzung von Just-in-Time- und Just-in-Sequence-Services weitergeht, wird sich noch weisen.
Wie präsentiert sich für die cargo-partner aktuell das wirtschaftliche Umfeld, und mit welchen Auswirkungen rechnen Sie, sollten die US-Zollschranken wirklich in vollem Umfang fallen?
Aktuell sind unsere Kunden abwartend, und wir erwarten eine mögliche Verlagerung bei den Absatzmärkten. In Österreich können wir wöchentlich leichte Schwankungen feststellen – je nachdem, welche Tarife der US-Präsident zum jeweiligen Zeitpunkt ausgerufen hat. Wenn die Zölle tatsächlich in solch einer drastischen Höhe wie angekündigt eingeführt würden, wäre das ein herber Schlag für die globale Konjunktur, und es würde zu einem dramatischen Rückgang der Importe in die USA kommen.
Gibt es neue Produkte, die Sie in diesem Jahr auf den Markt bringen werden und die Sie in München auf der Messe präsentieren?
Wir werden mit Nippon Express ein gemeinsames Projekt namens „ONE Road“ vorstellen, bei dem es sich um ein einheitliches, europaweites Straßentransportnetzwerk handelt. Ein Jahr nach der Integration von cargo-partner in die Nippon Express (NX) Gruppe bündeln wir unsere Stärken in Zentral-, Ost- und Westeuropa für nahtlose Transporte – von Groupage über LTL bis FTL. Das Netzwerk basiert auf einem engmaschigen Hub-System – mit zentralen Drehkreuzen in Fischamend, Żory, Ljubljana, Zagreb und Sofia sowie Verteilzentren in jedem Land. Westeuropa wird über die Standorte von Nippon Express abgedeckt. Besonders erfolgreich ist der tägliche Groupage-Service auf der Achse Italien–Zentraleuropa. Seit Herbst 2024 verbindet er das NX-Hub in Lainate bei Mailand mit mehreren cargo-partner-Standorten in der Region – mit täglichem Service in beide Richtungen über Fischamend. Mit dieser Insourcing-Strategie setzen wir verstärkt auf eigene Infrastruktur für mehr Kontrolle und Flexibilität. Mit ONE Road schaffen wir ein starkes, integriertes Netzwerk mit Fokus auf weiteres Wachstum und erhöhte Effizienz.
Wie schafft man es als Logistikunternehmen in Zeiten wie diesen, widerstandsfähig zu bleiben – ob der täglich neuen politischen und ökonomischen Herausforderungen?
Durch unsere breite Aufstellung – sowohl geografisch wie auch dienstleistungsseitig – können wir flexibel auf regionale Schwankungen und geopolitische Entwicklungen reagieren. Unsere Investitionen in eigene Infrastruktur, wie etwa unser europaweites Straßennetzwerk „ONE Road“ oder unsere Logistikzentren in strategischen Märkten, geben uns die nötige operative Kontrolle in kritischen Momenten. Zugleich investieren wir gezielt in digitale Tools zur Transparenz und Planungssicherheit – wie etwa in Echtzeit-Tracking oder automatisierte Zollprozesse.