„Wir werden uns in Österreich weiterentwickeln“

20.11.2025 | Standort

Andreas Liebsch, Gründer und geschäftsführender Gesellschafter von Go Asset, spricht über die Folgen der anhaltenden Rezession, die Bedeutung nachhaltiger Bauweisen, Herausforderungen bei Genehmigungen und neue Chancen in Südösterreich und an den Adriahäfen.

Wie wirkt sich die aktuelle wirtschaftliche Rezession auf die Nachfrage nach Logistikimmobilien aus?

Leider haben zweieinhalb Jahre Rezession auch negative Auswirkungen auf die Nachfrage nach Logistikimmobilien. Seit 2025 stellen wir einen deutlichen Nachfragerückgang fest – insbesondere bei größeren Flächen ab 5.000 m².

Welche Rolle spielt nachhaltiges Bauen inzwischen in Ihren Projekten? Und wie beurteilen Sie die Wirtschaftlichkeit nachhaltiger Bauweisen angesichts steigender Bau- und Energiekosten?

In Österreich ist es kaum mehr möglich, nicht nachhaltig zu bauen, da Banken und Endinvestoren dies voraussetzen. Eine optimale Umsetzung der Nachhaltigkeitsmerkmale stellt jedoch weiterhin einen Wettbewerbsvorteil dar.

Wenn Energiekosten steigen, können diese Mehrkosten durch nachhaltige Energiesysteme im Rahmen geringerer Betriebskosten abgefedert werden. Das schätzen Mieter, da für sie letztlich nur die Gesamtkosten einer Anmietung zählen.

Der Süden Österreichs gewinnt mit der Entwicklung der Adriahäfen zunehmend an Bedeutung. Wie verändert das Ihre Standortstrategie?

Gar nicht, da wir den Süden Österreichs schon immer im Fokus haben. Es stimmt, dass die Südhäfen seit einigen Jahren stark performen. Besonders Koper sticht hervor, wo viele österreichische Unternehmen ihre Waren importieren und exportieren. Aber auch Rijeka hat derzeit große Ausbaumaßnahmen im Laufen. Zusätzlich ist Maersk mit 50 Prozent am Hafen beteiligt, sodass auch hier in den nächsten Jahren große Volumina zu erwarten sind. Zudem bleibt Südeuropa für uns weiterhin ein zentraler Markt.

Welche Regionen in Südösterreich sehen Sie derzeit als besonders attraktiv für zukünftige Logistikprojekte?

Werndorf ist jedenfalls ein äußerst wichtiger Hub, der auf die gesamte Region ausstrahlt. Durch den Koralmtunnel entsteht in den nächsten Jahren ein Großraum, der bis nach Klagenfurt und Villach wirkt. Insofern wird dieser Raum auch für Logistikprojekte wichtiger, wobei ich jedoch eher weiterhin regionale Betriebe sehe.

Wie entwickelt sich die Nachfrage nach kleineren, citynahen Flächen im Zusammenhang mit Citylogistik und urbaner Versorgung?

Sehr gut. Bis dato gab es allerdings noch nicht das notwendige Angebot, damit diese Assetklasse stärker präsent werden konnte. Derzeit sind jedoch einige Projekte in Planung, die ab dem nächsten Jahr marktwirksam werden. Ich denke, hier gibt es noch erhebliches Potenzial, da die Kombination von kleineren Hallen und Büroflächen im urbanen Raum für viele Mietergruppen interessant sein kann.

Welche Anforderungen stellen Kunden heute an moderne Logistikimmobilien, die vor fünf Jahren noch kein Thema waren?

Auch bei den Mietern hat sich das Bewusstsein für Nachhaltigkeit in den letzten Jahren stark entwickelt. Vor fünf Jahren war es beispielsweise noch selbstverständlich, Neubauten mit einer Gasheizung auszustatten, da dies die günstigste und einfachste Lösung darstellte. Vor etwa zwei bis drei Jahren hat sich das radikal geändert: Sie werden in Österreich aktuell keinen Logistikneubau mit einer Gasheizung mehr finden. Es kommen ausschließlich Heizsysteme mit nachwachsenden Rohstoffen – etwa Pellets oder PV-Strom – zum Einsatz.

Welche Herausforderungen sehen Sie aktuell bei der Flächenverfügbarkeit und Genehmigungspraxis in Österreich?

Die Genehmigungspraxis wird zunehmend zum Problem. Hinzu kommt, dass die wenigen verfügbaren Grundstücke natürlich extrem teuer sind. Die Novelle zum UVP-Gesetz, die 2023 in Kraft getreten ist, hat den Genehmigungsprozess zusätzlich verlangsamt und verteuert.

Wie reagieren Sie auf den zunehmenden gesellschaftlichen Druck, Flächenverbrauch und Versiegelung zu reduzieren?

Indem wir primär die Umnutzung bebauter und in die Jahre gekommener Grundstücke anstreben. Die Aktivierung von Brownfields ist sicher der größte Hebel, um neues Bauland zu gewinnen.

Welche Rolle spielt für Sie Digitalisierung in der Planung, im Bauprozess und in der Gebäudebewirtschaftung?

BIM (Building Information Modeling) wird mittlerweile bei den meisten größeren Bauvorhaben eingesetzt. Das erleichtert den Datentransfer von der Errichtung zum Gebäudemanagement. Zudem greifen vor allem nachhaltige Energiesysteme verstärkt auf digitale Betriebsdaten zu, um die Wirtschaftlichkeit der eingesetzten Systeme zu erhöhen.

Wo möchten Sie GoAsset in den kommenden fünf Jahren positioniert sehen – regional stärker fokussiert oder internationaler ausgerichtet?

Sowohl als auch. Wir sind derzeit neben Österreich auch in der Slowakei, Slowenien und Kroatien tätig. Gleichzeitig schätzen wir den österreichischen Markt sehr und werden uns daher auch hier weiterentwickeln.

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