„Nach Wien wollen wir das Sonntagsmodell auch für Linz und Graz prüfen“, sagt Umundum. (Foto: Österreichische Post)
Wie haben sich die umgeschlagenen Paketmengen der Österreichischen Post im vergangenen Jahr entwickelt?
Im Geschäftsjahr 2024 haben wir erstmals die Marke von einer halben Milliarde Paketen durchbrochen und in Österreich allein 224 Millionen Pakete umgeschlagen. Gegenüber 2023 entspricht das einem Wachstum von 12 Prozent – ein neuer Rekord. In Südosteuropa und der Türkei konnten wir sogar zweistellige Zuwachsraten verzeichnen. Aktuell sind wir in 13 Ländern aktiv, davon in elf mit eigenen Logistiknetzwerken. Im ersten Quartal 2025 haben wir zudem erstmals Aktivitäten in Georgien gestartet – dort als Tochterunternehmen unserer türkischen Beteiligung Aras Kargo. Insgesamt entwickelt sich 2025 jedoch deutlich verhaltener: Im ersten Quartal lag das Wachstum bei etwa fünf Prozent. Die Rezession in Österreich, die schwache Weltkonjunktur und erste Auswirkungen geänderter Zollbestimmungen sind bereits spürbar.
Welche Investitionen haben Ihnen geholfen, die steigenden Paketmengen zu bewältigen?
In den vergangenen Jahren haben wir sukzessive unsere Verteilzentren und Zustellbasen modernisiert und erweitert und so erhebliche Kapazitäten aufgebaut. Ein herausragendes Projekt ist unser stark automatisierter Hub in Wien-Inzersdorf, in den wir einen starken Technologieschub investiert haben. Diesen Erfolg wollen wir bald auch am Standort Salzburg wiederholen und dort umfassend modernisieren. International haben wir im ersten Quartal zusätzlich ein großes Umschlagszentrum in Budapest eröffnet sowie einen weiteren Großstandort in Hadımköy (Istanbul) mit einer Sortierkapazität von 40.000 Sendungen pro Stunde. In Istanbul suchen wir derzeit nach weiteren Flächen zur Kapazitätserweiterung.
Unsere Investitionen in Österreich haben uns aber nicht nur dabei geholfen, effizienter im Umschlag und in der Verteilung zu werden, sondern auch, unsere Qualität – zum Beispiel bei den Erstzustellquoten – zu steigern. Darauf bin ich sehr stolz. Auch der Ausbau der Paketstationen, die zum Teil rund um die Uhr geöffnet sind, hat dazu beigetragen. Wir haben bereits 1.300 Stationen – heuer sollen weitere 300 dazukommen, allein in Österreich. Darüber hinaus wollen wir mit einem massiven Roll-out in Südosteuropa beginnen. Bis Ende des Jahres planen wir rund 22.000 Out-of-Home-Standorte: 12.000 in Shops und die restlichen 10.000 als reine Paketstationen.
Apropos Investitionen: Wie weit sind Sie mit dem Ausbau Ihrer E-Flotte – und welche Fortschritte machen Sie bei der emissionsfreien Zustellung?
Mittlerweile sind rund 5.000 unserer insgesamt 10.000 Fahrzeuge rein elektrisch unterwegs, weitere 1.000 werden noch in diesem Jahr hinzukommen. Nach den Projekten „Grünes Graz“ (2021) und „Grünes Salzburg“ (2023) wollen wir nun auch in Wien vollständig emissionsfrei zustellen.
Unsere 180 Lkw sind bereits auf den klimafreundlichen Biokraftstoff HVO100 umgestellt – ein weiterer wichtiger Schritt in Richtung nachhaltiger Gütertransport und CO₂-Reduktion.
Welche Rolle spielt Photovoltaik in Ihrer Nachhaltigkeitsstrategie?
Bei jedem neuen oder erweiterten Standort integrieren wir Photovoltaik-Module auf den Dächern, installieren Luft-Wärmepumpen und bauen Ladeinfrastruktur für unsere E-Fahrzeuge. So decken wir einen Großteil unseres Energiebedarfs selbst und wollen die Fahrzeugbatterien sukzessive als stationäre Speicher nutzen, um Lastspitzen im Netz abzufedern. Bei 10.000 E-Fahrzeugen entspricht das in Summe einem kleinen Kraftwerk.
Sie testen seit Herbst 2024 die Sonntagszustellung in Wien. Was sind die ersten Erfahrungen und wie geht es weiter?
Der Pilot in vier Wiener Bezirken kam sowohl bei Empfängern als auch bei großen Versendern hervorragend an. Inzwischen haben wir das Angebot auf weitere neun Bezirke ausgeweitet und planen, bis Mitte 2025 ganz Wien flächendeckend zu bedienen. Für die Sonntagszustellung haben wir zusätzliches Personal rekrutiert, zahlen Sonntagszuschläge nach Kollektivvertrag und bieten flexible Dienstzeiten – ideal für Studierende oder Teilzeitkräfte. Bereits 70 Kolleginnen und Kollegen haben sich dafür entschieden. Allerdings sind die Kosten entsprechend höher, sodass wir diesen Service nur dann anbieten, wenn Versender bereit sind, den Aufpreis zu tragen. Nach Wien wollen wir das Sonntagsmodell auch für Linz und Graz prüfen.
Welche weiteren Logistiknetzwerk-Anpassungen planen Sie?
Gemeinsam mit Versendern aus Österreich, Deutschland und Polen haben wir ein „Late-Night-Pickup“-Konzept entwickelt: Bestellungen, die bis 23 Uhr eingehen, werden noch in der Nacht kommissioniert, an uns übergeben und am nächsten Tag in ganz Österreich zugestellt. Diese Beschleunigung konnten wir durch umfassende Prozessoptimierungen erreichen.
Die Post wächst stark in Südosteuropa und der Türkei. Wo sehen Sie noch Potenzial für Expansion?
Mit dem jüngsten Markteintritt in Georgien und geplanten Aktivitäten in Usbekistan richten wir unseren Fokus weiter nach Osten aus. In den bestehenden Ländern wollen wir unsere Netzwerke durch zusätzliche Logistikflächen und Partnerschaften weiter stärken.