Die im Projekt BrennLOG entwickelten Szenarien machen deutlich: Die logistischen Herausforderungen wachsen – doch ein strukturierter Zero-Emission-Ansatz macht den Wandel möglich. (Foto: Essmeister / Econsult)
Mit dem Projekt BrennLOG wurde ein zukunftsweisendes Transformationskonzept für die regionale Brennstofflogistik in Österreich entwickelt. Der Fokus: die Dekarbonisierung der Wärmeversorgung und deren massive Auswirkungen auf Logistikprozesse und Versorgungsinfrastruktur. Gemeinsam haben das Logistikberatungsunternehmen Econsult und der im niederösterreichischen Mostviertel ansässige Energiehändler Essmeister GmbH zentrale Grundlagen für eine klimaneutrale Belieferung mit alternativen Brennstoffen wie Holzpellets geschaffen. Die im Projekt entwickelten Szenarien zeigen klar: Die logistischen Herausforderungen steigen, doch mit einem strukturierten Zero-Emission-Ansatz ist der Wandel machbar. Gefördert wurde BrennLOG vom Bundesministerium für Innovation, Mobilität und Infrastruktur (BMIMI) im Rahmen des Logistikförderprogramms der SCHIG mbH.
Heizöl raus, Pellets rein – und was passiert mit der Logistik?
Die österreichische Wärmestrategie gibt die Richtung vor: Fossile Heizsysteme wie Ölkessel sollen bis spätestens 2035 komplett vom Markt verschwinden. Die Folge: ein stark wachsender Bedarf an alternativen Brennstoffen, insbesondere Pellets. Was auf den ersten Blick nach einem einfachen Tausch klingt, hat tiefgreifende Folgen für die Lieferlogistik: Während Heizöl eine hohe Energiedichte aufweist und effizient über Tankwagen mit kurzen Abladedauern verteilt werden kann, erfordern Pellets aufwendigere Transporte mit Silo-Lkw. Gleichzeitig müssen größere Absatzgebiete bedient werden. Die Folge sind längere Touren mit weniger Stopps pro Tag. „Der Umstieg bedeutet eine strukturelle Verschiebung im gesamten Versorgungssystem – von der Verladestelle bis in den Heizraum“, erklärt Harald Essmeister, der den Brennstoffhandel bereits in dritter Generation führt und für die Zukunft ausrichtet. Die Versorgungsradien werden größer und die durchschnittlichen Distanzen zu den belieferten Haushalten steigen – ebenso die Transportmenge. Ohne laufende Optimierungsmaßnahmen im Netzwerk und in der Zustellung würden die Tonnenkilometer im Brennstoffverkehr bis 2050 massiv steigen.
Modellregion Mostviertel
Um Lösungen greifbar zu machen, wurde in der Region Mostviertel in Niederösterreich die konkrete Ist-Situation mit der bestehenden Kunden- und Lieferstruktur analysiert. Darauf aufbauend wurden Szenarien für die Heizungsumstellung bis 2050 entwickelt und mit den entsprechenden Nachfragemodellen hinterlegt. Das Projekt liefert somit eine erste quantitative Grundlage, wie sich der Bedarf an Brennstoffen in Zukunft verteilen wird – konkret für das Mostviertel, für Niederösterreich und mit einer Hochrechnung für das gesamte Bundesgebiet. Die Ergebnisse für die Logistik: Durch die Optimierung von Absatzsteuerung, Distribution und dem Logistiknetzwerk lassen sich bis zu 35 Prozent der künftig zusätzlich erforderlichen Transportleistung reduzieren. Ein weiterer Hebel ist die Digitalisierung: Durch Vendor Managed Inventory (VMI) – also automatisierte Nachbestellungen bei niedrigem Lagerstand – lässt sich die Auffüllung von Heizungslagern optimal planen, und es werden Leerfahrten vermieden. „Das bringt sowohl ökonomische als auch ökologische Vorteile, speziell dann, wenn Wohn- oder Reihenhäuser von zentralen Heizanlagen versorgt werden und damit ein professionelles Versorgungsmanagement gewährleistet ist“, betont Jürgen Schrampf von Econsult die Vorteile eines ausgelagerten Bestandsmanagements.
In drei Schritten zur emissionsfreien Flotte
Im Projekt denkt man bereits weiter: Ziel ist die vollständige Umstellung auf einen emissionsfreien Fuhrpark. Dafür wurden entsprechende Transformationspfade am Praxisbeispiel des eigenen Fuhrparks von Essmeister entwickelt. Bereits bis 2040 könnten rund 80 Prozent der Flotte auf batterieelektrische Fahrzeuge umgestellt werden. Silo-Lkw für Pellets sind jedoch Sonderfahrzeuge mit Spezialaufbauten für Gebläse- und Sauganlagen, welche ebenfalls Energie verbrauchen. Erste BEV-Modelle (Battery Electric Vehicle) in dieser Kategorie sind zwar bereits am Markt verfügbar, stoßen jedoch aufgrund hoher Kosten und der reduzierten Nutzlast noch auf massive Herausforderungen im operativen Einsatz. Aktuell sind nach wie vor Förderungen oder Anschubfinanzierungen notwendig, wenn man jetzt die Unternehmen zur Umstellung bringen möchte. Mittelfristig muss jedoch der technologische Fortschritt einen wirtschaftlichen Betrieb ermöglichen. Entscheidend für die Unternehmen ist in jedem Fall die Möglichkeit zur vorausschauenden Planung – sowohl bei der Fahrzeugbeschaffung als auch beim Netzausbau für eine künftig ausreichende E-Ladeinfrastruktur an den Standorten.