Die Zukunft der Straßeninfrastruktur liegt in der Vernetzung, nachhaltigen Antriebstechnologien und innovativen Konzepten zum Schutz und der Sanierung von Verkehrswegen, lautete der Tenor des FutureHubs. (Foto: Stefan May)
Das Auto wird künftig seine dominante Rolle verlieren – darüber herrschte beim FutureHub Straßeninfrastruktur & Verkehrstechnik in Wien weitgehend Einigkeit. Andreas Fromm, Geschäftsführer Bau Management bei der Asfinag, formulierte drei zentrale Stoßrichtungen seines Unternehmens: Vermeidung, Verlagerung und Vernetzung mit dem öffentlichen Verkehr. „Wir stimmen Baustellen übergreifend mit Ländern ab und schaffen ein Leitsystem über Ausweichrouten“, erklärte Fromm. Bei Tunnelsanierungen könne man nicht immer alle Fahrstreifen aufrechterhalten, deshalb leite man Verkehr auf untergeordnete Straßennetze um. Unternehmen erhalten bei Ausschreibungen Bonusregelungen, wenn sie schneller arbeiten als geplant.
Auch neue Antriebstechnologien werden berücksichtigt: Am Rastplatz Roggendorf wurde erstmals eine Lkw-Ladestation errichtet. Weitere sollen folgen. Der eigene Energiebedarf sei hoch – „ungefähr so viel wie die Stadt Innsbruck“, so Fromm. Ziel sei es, bilanziell energieautark zu werden. Drei kleine Wasserkraftwerke leisten bereits einen Beitrag.
Der Großteil der Asfinag Einnahmen kommt aus der Lkw-Maut (67 Prozent), gefolgt von Vignette (23 Prozent) und Streckenmaut (10 Prozent). Drei Milliarden Euro will die Asfinag in den kommenden zehn Jahren in die Tunnelsanierung investieren. Im Vergleich mit Deutschland, das einen erheblichen Erhaltungsrückstand habe, betonte Fromm: „In diese Situation werden wir nicht kommen.“
Schutz für Straßen und Brücken
Wie sich Infrastruktur besser schützen lässt, erklärte Armin Burger von TL Traffic Lines. Die Fahrzeuge werden schwerer, die Achslasten steigen – das belastet insbesondere Brücken. „Die Brücke beginnt beim Drüberfahren zu schwingen“, sagte Burger. Sein Unternehmen hat mobile Fahrzeug-Differenzierungssysteme entwickelt. Wiegebalken sind nahtlos in die Fahrbahnoberfläche integriert. Kameras erfassen Höhe, Breite und Länge. Fahrzeuge, die als überladen erkannt werden, werden vor maroden Brücken abgeleitet und kontrolliert. 26 solcher Anlagen sind bereits im Einsatz.
Auch Landesstraßen geraten zunehmend unter Druck – sei es durch Schwerverkehr oder Extremwetter. „Nach dem Krieg wurde viel gebaut, jetzt weniger, aber ab 2030 beginnt der große Brocken der Generalsanierungen“, sagte Andreas Tropper, Landesbaudirektor der Steiermark. Es bestehe Aufholbedarf, insbesondere bei der Substanz der Straßen.
Klimaanpassung und Raumqualität
In Niederösterreich mussten im vergangenen Jahr über 400 Landesstraßen wegen Hochwassers gesperrt werden. „Asphalt verformt sich bei Hitze, Beton reißt, die Fahrbahnen bröseln weg“, erklärte Christof Dauda vom Amt der niederösterreichischen Landesregierung. Polymermodifizierte Bitumen und helle Asphaltmischungen helfen. Außerdem wird gezielt auf Beschattung gesetzt.
Beschattung war auch ein zentrales Element in den Konzepten von Harald Frey, TU Wien. Er stellte neue Forschungsansätze aus Deutschland vor: „Der Standardfall sind Fußgänger und Radfahrer. Das Auto gilt als Sonderfall.“ Es gehe künftig um Aufenthaltsqualität – Gesamtkonzepte beziehen den Raum zwischen den Häusern ein. „Die Querbeziehungen leiden, je mehr Verkehr dazwischen stattfindet“, sagte Frey. Beispiele wie die Begegnungszone Neubaugasse in Wien oder die mäandernde Dorfstraße in Fuschl zeigen, wie Flexibilität im öffentlichen Raum funktionieren kann.
Auch Mehrzweckstreifen, Begrünungen, Versickerungsbereiche oder Temporeduktionen sind Teil solcher Konzepte. Die L58 in Götzis ist eine der ersten Landesstraßen mit Tempo 20. Parallel dazu arbeitet das Infrastrukturministerium an einer digitalen Mobilitätsinfrastruktur. Laut Gilbert Konzett existiert bereits ein flächendeckendes Echtzeit-Informationssystem. Künftig sollen digitale Verordnungen direkt ins Fahrzeug übermittelt und rechtsverbindlich umgesetzt werden können.