„Eine gemeinsame Vision und Förderungen sind essenziell, um die Wasserstraße zukunftsfit zu gestalten“, sagt Putz-Egger. (Foto: FH OÖ / Logistikum)
Es fasziniert sie, dass Flüsse seit Jahrtausenden als umweltfreundliche Verkehrsträger genutzt werden. Mit dem Thema Donau und Binnenschifffahrt ist Lisa-Maria Putz-Egger auch beruflich seit 13 Jahren eng verbunden. Seit einem Jahr ist sie Präsidentin der österreichischen Plattform Pro Danube Austria (PDA) und damit noch stärker für die Binnenschifffahrt engagiert.
PDA ist die Nachfolgeorganisation des ehemaligen „Österreichischen Wasserstraßen- und Schifffahrtsvereins“ und fungiert als Drehscheibe zwischen Wirtschaft, Häfen, Politik und allen mit der Binnenschifffahrt verbundenen Institutionen. „Wir haben im letzten halben Jahr intensiv an der Strategie und der Ausrichtung von PDA gearbeitet“, erklärt Putz-Egger, die hauptberuflich als Professorin für nachhaltigen Transport am Logistikum der FH Oberösterreich in Steyr tätig ist.
PDA vertritt die Interessen der Wirtschaftstreibenden auf der Wasserstraße Donau, erkennt, analysiert und kommuniziert neue Entwicklungen und Technologien und fördert internationale Kooperationen im Donauraum. Ziel ist es, die Binnenschifffahrt unter Berücksichtigung neuer Technologien weiterzuentwickeln, die relevanten Stakeholder professionell zu vernetzen und den partnerschaftlichen Austausch entlang des Rhein-Main-Donau-Korridors zu intensivieren.
Der Vorstand von PDA ist hochkarätig besetzt: Vertreter von voestalpine, LogServ, RWA, Felbermayr, Hafen Wien, Wirtschaftskammer Österreich und Niederösterreich sowie des Bundesministeriums für Innovation, Mobilität und Infrastruktur (BMIMI) tauschen sich viermal jährlich über aktuelle Entwicklungen aus und diskutieren nächste Schritte. „Mir ist besonders wichtig, dass die Wasserstraße in die Logistikkette integriert und als nachhaltiger Verkehrsträger in den Köpfen der Menschen verankert wird“, sagt Putz-Egger.
Wissen schaffen – Transporte verlagern
Im vergangenen Jahr wurden auf dem österreichischen Donauabschnitt 6,6 Millionen Tonnen Güter transportiert – geringfügig mehr als im Jahr davor. Es gibt aber noch Luft nach oben. Um das Potenzial der Donau besser zu nutzen, brauche es vor allem eines: Verlässlichkeit. Putz-Egger betont: „Sie muss gesichert sein in Verbindung mit der Infrastruktur in den Häfen und Umschlagplätzen, um eine Anbindung an andere Verkehrsträger zu ermöglichen. Hier leistet die Wasserstraßengesellschaft viadonau hervorragende Arbeit und dient als Vorbild für andere Donauanrainerstaaten.“
Wirtschaftlich attraktive Bedingungen für Transporte auf der Wasserstraße sind entscheidend. Ebenso zentral: der Wissensaufbau. „Nur wenn die Transportplaner sich bereits in ihrer Ausbildung mit der Wasserstraße als mögliche Transportalternative auseinandersetzen, werden sie diese auch in ihrer zukünftigen Transportplanung mitbedenken“, so Putz-Egger.
Das Logistikum der FH OÖ ist stark in diesen Wissenstransfer involviert. In Projekten wie REWWay oder BiWAS werden Lehr- und Lernmaterialien zur Verkehrsverlagerung und Binnenschifffahrt entwickelt. REWWay – kurz für Research and Education in Inland Waterway Logistics – ist eine seit 2012 bestehende Kooperation zwischen dem Logistikum Steyr und viadonau. Ziel ist es, Binnenschifffahrtslogistik in (inter-)nationalen Forschungs- und Bildungseinrichtungen zu verankern – mit Fokus auf Weiterbildung und multimodale Vernetzung.
Neue Märkte, neue Modelle, neue Mittel
Neben Wissen und Infrastruktur braucht es auch neue Märkte und Geschäftsfelder. „Ein Anreiz, der aktuell sehr spannend und gewinnbringend ist – davon ist auch PDA als Ganzes überzeugt – ist die Niederwasserversicherung, die aktuell im Ministerium für Innovation, Mobilität und Infrastruktur vorbereitet wird.“ Diese Maßnahme sei eine langjährige Forderung der verladenden Wirtschaft und aus Sicht der PDA essenziell, um die Wasserstraße für multimodale Logistikketten attraktiver zu gestalten.
Auch auf europäischer Ebene ist PDA aktiv: Eine 2024 durchgeführte Studie am Logistikum unterstreicht die Bedeutung eines von Pro Danube International (PDI) entwickelten Positionspapiers zu alternativen Treibstoffen. Darin wird insbesondere HVO (Hydrierte Pflanzenöle) als kurzfristig einsetzbare Lösung zur Emissionsreduktion hervorgehoben. Ein weiteres Positionspapier wurde kürzlich vom PDA-Vorstand verabschiedet. Es soll im Juli mit Minister Peter Hanke diskutiert werden – als Grundlage, um die Interessen der Binnenschifffahrt besser zu positionieren.
Spannend sind auch neue Geschäftsmodelle, die im Rahmen des europäischen Projekts MultiRELOAD getestet werden. Putz-Egger: „Das Projekt MultiRELOAD geht konzeptionell in die richtige Richtung, indem es versucht, multimodale Schnittstellen zu verbessern, Digitalisierung voranzutreiben und neue Märkte zu erschließen. Entscheidend wird sein, ob sich daraus betriebswirtschaftlich tragfähige Modelle ergeben.“
Putz-Egger ist überzeugt, dass jeder Verkehrsträger mit seinen spezifischen Eigenschaften notwendig ist, um ein zukunftsfähiges Transportsystem zu gestalten. Und sie betont: „An dieser Stelle möchte ich betonen, wie wichtig es ist, dem Sektor Binnenwasserstraße in Förderungen und die Politik zu integrieren. Eine gemeinsame Vision und Förderungen, die es auch für andere Verkehrsträger gibt, sind essenziell, um die Wasserstraße mit Zero Emission und Digitalisierung zukunftsfit zu gestalten.“