Logistik für den Kreislauf

21.11.2025 | Branchenlösungen

ÖKOPoint sorgt dafür, dass Österreichs Einwegpfand-System funktioniert: Tausende Sammelstellen, flexible Logistik und schnelle Abholung machen das junge Unternehmen zum Rückgrat der neuen Kreislaufwirtschaft und zum Vorreiter für künftige Recyclingströme, erklärt Geschäftsführer Harald Jony.

Nachhaltigkeit, Recycling und Kreislaufwirtschaft sind Schlagworte, die sich inzwischen durch die gesamte Wertschöpfungskette ziehen. Das hohe Ausmaß an Umweltverschmutzung mahnt uns alle, aktiv zu werden. Vonseiten des Gesetzgebers gibt es Auflagen, die Produzenten, Konsumenten und Dienstleister zur Ressourcenschonung verpflichten sollen. Diese Regeln müssen jedoch auch in der Realität umgesetzt werden – und im Fall des österreichischen Einwegpfandsystems spielt das Unternehmen ÖKOPoint, ein Joint Venture der Cargoe GmbH und Kerschner Umweltservice & Logistik GmbH, eine zentrale Rolle.

„Wir machen zwischen 500 und 1.000 Fahrten pro Tag, das sind im Monat mehrere tausend Touren. Unsere große Stärke liegt in einem flexiblen System und der Fähigkeit, für den nächsten Tag zu planen. Fixe Routen gibt es nicht. Sobald eine Flaschen-Sammelstelle drei volle Säcke gemeldet hat – Säcke mit fest definierter Größe – erfolgt die Meldung per App. Innerhalb von 48 Stunden holen wir die Ladung ab. Danach bekommt die Sammelstelle ihr Geld“, erklärt Harald Jony, Geschäftsführer bei Cargoe.

Während große Lebensmittelketten ihre Rücknahme über Sortierautomaten abwickeln, verfügen kleinere Sammelstellen – etwa Tankstellen – über keinerlei automatische Systeme. Hier wird noch händisch gearbeitet. „Es war die Idee von Kerschner. Wir arbeiten seit 15 Jahren zusammen, beliefern ja nachts schon 12.000 Verkaufsstellen mit Printmedien. Da lag es nahe, am Rückweg die Pfandflaschen mitzunehmen“, so Jony weiter.

Vom Pfandsystem zum logistischen Kreislauf

Kerschner Umweltservice aus Pöchlarn und die österreichweit tätige Cargoe bündelten ihre Kräfte in der ÖKOPoint GmbH. Über ein Jahr hinweg kommen so viele Tausende manuell verpackte Recyclingsäcke zusammen. Deren Inhalt wird in einer von drei Zählstellen sortiert – in Vorchdorf (Oberösterreich), Dobl bei Graz und Schönwies in Tirol. Nach dem Scannen der Strichcodes werden die Mengen erfasst und die Wertstoffe in Ballen gepresst.

Schon im Sommer 2025 – sechs Monate nach Einführung des Einwegpfands – meldete das System beachtliche Erfolge. Mit Ende Oktober waren rund eine Milliarde Pfandgebinde zurückgegeben worden. Damit dürfte die anvisierte Rücklaufquote von mindestens 80 Prozent bis Jahresende erreicht werden.

„Als zweites Thema kommt inzwischen die Wiederverwertung von Kaffeekapseln auf. Doch diese sind teilweise mit nassem Sud gefüllt und deutlich schwerer. Ein Sammelsack bringt es da leicht auf 80 Kilo. Das ist auf Dauer zu schwer für eine Person“, sagt Jony.

Ein Geschäftsmodell mit Zukunft

ÖKOPoint ist stolz darauf, ohne Fördermittel zu arbeiten. Investitionen aus der Startphase wurden bereits durch laufende Einnahmen gedeckt. Der heutige Betriebsleiter Lukas Eder war der erste Mitarbeiter, inzwischen arbeiten in den Zählstellen zwischen 15 und 20 Beschäftigte. Nachhaltigkeit erweist sich als wachstumsfähiges Geschäftsmodell.
„Denken wir an gealterte PV-Module, die verwertet werden können, oder leere Farbkübel aus Malerarbeiten – Güter, für die es noch keine EU-Richtlinie gibt. Da bleibt in Zukunft noch einiges zu tun. Die Firma Kerschner hat die passenden Gebinde, wir kümmern uns um den Transport“, so Jony.

Das EU-Parlament treibt den Trend mit neuen Vorgaben weiter voran. Vor wenigen Wochen wurde eine Abfallrichtlinie beschlossen, die Textilunternehmen ab 2028 zur Übernahme der Recyclingkosten verpflichtet – auch Onlinehändler und Produzenten außerhalb Europas. Für die Modeindustrie läuft der Countdown: Langlebigkeit und Recyclingfähigkeit müssen bereits im Design angelegt sein. Die Weichen für Umweltschutz werden in der Produktentwicklungsphase gestellt.

Altkleider im Visier

Ein Blick nach Europa zeigt: Die Niederlande sind laut Eurostat mit einer Kreislaufmaterialnutzungsrate (CMUR) von über 30 Prozent Spitzenreiter, während die Schlusslichter der EU nur etwa ein Prozent erreichen.

„Wir sind mit Recyclingpfand gestartet, aber auch wir stellen uns auf die Kreislaufwirtschaft bei Altkleidern ein. Unser Ziel ist ein österreichweites Netzwerk – auch ohne Vorschrift“, schließt Harald Jony. ÖKOPoint, die Partner – und der Markt – werden auch in Zukunft alle Hände voll zu tun haben.

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