(Foto: AdobeStock / M. Claushallmann)
Der Kombinierte Verkehr steht unter enormem Druck – derzeit vor allem in Deutschland und durch die aktuellen und zukünftigen Baustellen, die schlechte Qualität, sinkende Pünktlichkeit und vermehrte Zugausfälle. Das Pendel schwingt zwischen Engpass und Aufbruch, zwischen Vernichtung und Verherrlichung. „Die notwendige Verlagerung von der Straße auf noch nachhaltigere Verkehrsträger kann nur mit dem Kombinierten Verkehr gelingen. Dieser ist auch durchaus in der Lage, Engpässe und Herausforderungen der Straße zu lösen“, sagt Ralf-Charley Schultze, Generaldirektor der UIRR klar. Dafür müssten jedoch konkrete Maßnahmen in Deutschland umgesetzt werden, etwa eine Nullrunde bei den Trassengebühren oder eine Betriebserschwerniszulage für minderwertige Trassen während der Korridorsanierungen.
Was Europa jetzt dringend brauche, fasst Schultze so zusammen: Er fordert harmonisierte Regeln für den Kombinierten Verkehr und eine vernünftige Überarbeitung der Definition des Kombinierten Verkehrs in der entsprechenden EU-Richtlinie. Ebenso brauche es Maße und Gewichte für Straßenfahrzeuge, die mit anderen Verkehrsträgern kompatibel sind – eine europäische Regelung, die den Gewichtsstandard bei 40 Tonnen belässt und den Einsatz der EMS ausschließlich im Vor- und Nachlauf zulässt.
Zwingend notwendig sei außerdem Dateninteroperabilität in der gesamten Kette sowie eine effiziente Digitalisierung im Ökosystem. Hinzu komme der Bedarf an mehr prioritären und besseren Trassen für den intermodalen Schienengüterverkehr sowie finanzielle Förderungen für Modernisierung, Austausch, Neubau und Ausbau intermodaler Terminals.
Eine Branche schlägt Alarm
Die Initiative „Rettet den Kombinierten Verkehr“ in Deutschland, die vor Kurzem mit einem offenen Brandbrief an den deutschen Verkehrsminister Patrick Schnieder und die neue DB-Chefin Evelyn Palla gestartet ist, wird von Anfang an von der UIRR, ihren Mitgliedern und der Kampagne CT4EU (Combined Transport for Europe) mitgetragen. Schultze betont: „Es geht um Wettbewerbsfähigkeit, Versorgungssicherheit, Klimaschutz und die Effizienz des Verkehrssystems.“
Die CT4EU-Kampagne läuft derzeit auf Hochtouren und zwar noch bis Ende 2026. „Mit dieser Kampagne wird das Potenzial des Kombinierten Verkehrs erschlossen und der Kombinierte Verkehr als wichtiger Motor für die Wettbewerbsfähigkeit Europas und das Wohlergehen seiner Bürger positioniert“, erklärt Schultze. Die Initiative arbeitet die Vorteile des Systems heraus, bietet Lösungen für bestehende Herausforderungen an und adressiert die nötigen Rahmenbedingungen – sowohl gesetzlich als auch infrastrukturell.
CT4EU hat sich zum Ziel gesetzt, den Kombinierten Verkehr zum Standard für den Haus-zu- Haus-Güterverkehr zu machen. Dabei handelt es sich um eine zukunftsweisende Lösung für einige der dringendsten wirtschaftlichen, sozialen und politischen Herausforderungen Europas. Schultze betont die Bedeutung der Unterstützung der Kampagne und erklärt, warum sie gerade jetzt besonders wichtig ist: Der Kombinierte Verkehr soll langfristig als Standard im europäischen Fernverkehr etabliert werden – als „erste Wahl“ und „Rückgrat“. Er stärkt die europäische Wettbewerbsfähigkeit, indem er Industrie und urbane Räume intelligent miteinander verbindet. Gleichzeitig reduziert er Emissionen und Staus, adressiert den Lkw-Fahrermangel und verringert die Abhängigkeit Europas von externen Energiequellen. Darüber hinaus treibt er die Dekarbonisierung und ein nachhaltigeres Verkehrssystem voran.
Gemeinsam für die Verkehrswende
Alle Unterstützer der CT4EU- Kampagne profitieren von einer stärkeren Sichtbarkeit, einer klaren Artikulationsplattform und der Möglichkeit, die Zukunft des europäischen Güterverkehrs aktiv mitzugestalten. „Wir sprechen mit einer Stimme auf europäischer Ebene, ohne Dissonanzen oder Kakophonien, und sichern den Verkehrsträger Kombinierter Verkehr als Rückgrat des Verkehrssystems und einer nachhaltigen Logistik“, betont der UIRR-Chef.
Nur gemeinsam mit allen Akteuren der logistischen Kette könne man das volle Potenzial des Kombinierten Verkehrs ausschöpfen und den Weg zu einer nachhaltigeren und effizienteren Zukunft Europas ebnen. Die gesamte Community – vom Verlader über Spediteure, Terminals, Operateure des Kombinierten Verkehrs, EVU und Netzbetreiber bis hin zu Dienstleistern im Bereich Wagen, Umschlagstechnologien und Digitalisierung – stehe hinter diesem Ziel, so Schultze.
Er schließt sein Plädoyer mit einem Appell: „Vom Zwischenruf zum Aufruf: Intermodalisten aller Länder, vereinigt Euch!“
