„Die Wettbewerbsfähigkeit eines Terminals in fünf bis zehn Jahren wird davon abhängen, wie hoch der Automatisierungsgrad ist – genau wie in Rotterdam oder den großen asiatischen Häfen“, sagt Hauswald. (Foto: adeWeserPort Wilhelmshaven / Wolfhard Scheer)
„Der Name ist Programm: Wir sind ein Containerterminal“, bringt es Marc-Oliver Hauswald auf den Punkt. Auf 130 Hektar aufgespülter Fläche schlägt der JadeWeserPort sämtliche genormten Ladeeinheiten um – von 20- und 40-Fuß-Containern über Open-Top- bis hin zu Tankcontainern. Neben dem klassischen FCL-Umschlag (Full Container Load) werden auch Breakbulk- und Projektladungen abgewickelt: Die Ware wird entweder direkt an der Kaje gelöscht oder von Partnern wie Nordfrost, Deutschlands führendem Anbieter für Tiefkühllogistik mit vollautomatisiertem Hochregallager, vorkommissioniert. „Alles, was standardisiert per Containerschiff transportiert wird, können wir hier abwickeln“, so Hauswald.
Der operative Terminalbetrieb liegt bei der Eurogate Container Terminal Wilhelmshaven GmbH (70 % Eurogate, 30 % Hapag-Lloyd). Die JadeWeserPort-Marketing GmbH fungiert als Eigentümerin des Geländes, verpachtet die Flächen und akquiriert Reedereien und Logistikdienstleister. Für den baulichen Unterhalt – inklusive Kaimauern, Liegeplätze und maritimer Infrastruktur – ist die JadeWeserPort Realisierungs GmbH zuständig, die zu gleichen Teilen dem Land Niedersachsen und der Freien Hansestadt Bremen gehört. „Wir funktionieren als Dreiklang: Die Marketinggesellschaft als Eigentümerin, Eurogate als Betreiberin und die Realisierungsgesellschaft als Bauherrin und Instandhalterin“, erklärt Hauswald.
Steigender Umschlag und Status als Erstanlaufhafen
Ein Blick auf aktuelle Luftaufnahmen verdeutlicht die gestiegene Attraktivität: „Das Terminal ist nahezu ausgebucht – man muss sich nur die vielen orangefarbenen Container von Hapag-Lloyd und die blauen Boxen des China Europe Express anschauen“, sagt Hauswald. Im Jahr 2024 wurden 840.000 TEU umgeschlagen, für 2025 rechnet Eurogate mit deutlich über einer Million TEU. Die technische Kapazität des Terminals liegt bei 2,7 Millionen TEU jährlich. Lange war das Wachstum verhalten – bis die Gemini Cooperation von Maersk und Hapag-Lloyd Wilhelmshaven als Erstanlaufhafen etablierte. „Das war der eigentliche Gamechanger“, so Hauswald. „Die Schiffe aus Asien laufen jetzt zuerst Wilhelmshaven an, wenn sie Nordeuropa erreichen.“
Als besonders markantes Beispiel nennt Hauswald den China Europe Express: Der Dienst verbindet Ningbo direkt mit Wilhelmshaven – in nur 26 Tagen, ganz ohne Zwischenstopps. Neu hinzugekommen ist auch ein exportorientierter Nordamerika-Dienst mit Anläufen in Baltimore, New York und St. Johns (Kanada). Wilhelmshaven fungiert dabei als letzter europäischer Hafen – eine attraktive Option für Exporteure.
Im Hinterlandverkehr bieten derzeit neun Bahnoperateure regelmäßige Verbindungen innerhalb Deutschlands und nach Österreich an – unter anderem nach Salzburg, Enns, Wien und Graz. Jüngstes Highlight: Die Koordination einer Direktverbindung nach Budapest innerhalb kürzester Zeit. „Wenn ein Kunde eine neue Verbindung will, setzen wir das um“, sagt Hauswald. „Ohne unser Zutun wäre der Ungarn-Zug nicht so schnell an den Start gegangen.“
Automatisierung und Multi-Purpose-Terminal
Trotz aller Erfolge bleibt Hauswald vorausschauend – und betont die strategische Bedeutung von Automatisierung: „Die Wettbewerbsfähigkeit eines Terminals in fünf bis zehn Jahren hängt maßgeblich davon ab, wie hoch der Automatisierungsgrad ist – siehe Rotterdam oder die großen asiatischen Häfen.“ Die Marketinggesellschaft unterstütze sämtliche Ansiedler bei der Entwicklung entsprechender Konzepte und der Qualifizierung ihrer Mitarbeitenden.
Ein weiterer Entwicklungsschritt: die Planung eines Multi-Purpose-Terminals. In der ersten Ausbaustufe sind 900 Meter neue Kaje für Schwerlast-, Automobil- und Offshore-Komponenten vorgesehen, langfristig sogar bis zu zwei Kilometer zusätzlicher Liegeplätze. Damit positioniert sich Wilhelmshaven als zentraler Umschlagplatz für Offshore-Windprojekte und die Energiewende in Deutschland. „Wir planen heute für morgen“, betont Hauswald. Zwar werde die vollständige Umsetzung noch einige Jahre in Anspruch nehmen, doch die Grundlagen seien bereits gelegt.
Mit wachsendem Umschlag, internationalem Marketing, Erstlaufstatus und ehrgeizigen Ausbauplänen hat sich der JadeWeserPort unter der Leitung von Marc-Oliver Hauswald als moderner Tiefwasserhafen etabliert. „Ich bin stolz auf das, was wir in den letzten Jahren erreicht haben“, zieht Hauswald Bilanz. „Und wir stehen erst am Anfang.“