„Viele Strukturen stammen aus einer Zeit, die es so schon lange nicht mehr gibt“, kritisiert Wolfgang Kubesch. (Foto: BVL / Moni Fellner)
Ein großer Wurf steht bevor – und Wolfgang Kubesch, Geschäftsführer der BVL Österreich, ist in diesem Jahr besonders rührig: „Circa 1.000 Teilnehmer werden erwartet, mehr als 50 herausragende Persönlichkeiten werden auf der Bühne aktiv sein. Wir haben gut 30 Prozent Frauenpower am Podium – und das muss man mit dem Durchschnitt auf dem Markt von mageren rund sechs Prozent vergleichen!“ Die BVL Österreich engagiere sich aktiv dafür, „alle Potenziale in der Gesellschaft offenherzig, gemeinnützig orientiert“ zu fördern, wie Kubesch betont. „Dieser Ansatz ist nicht neu, denn ich erinnere mich ausgesucht gerne an den Besuch der ersten Bundeskanzlerin Österreichs, Brigitte Bierlein – damals noch in ihrer Funktion als Präsidentin des Verfassungsgerichtshofes“, so Kubesch weiter.
Die BVL verfolgt aus Tradition eine zukunftsgewandte Perspektive – nicht nur aus Neugier, sondern aus der Notwendigkeit heraus, dem Sektor frische Impulse zu geben. Kubesch beobachtet eine zunehmende Überfrachtung durch sperrige Strukturen und eine ausufernde Regulierung – eine „toxische Mischung“, wie er sagt.
Mut zur Erneuerung
Das diesjährige Generalmotto „unlock to perform“ ist Programm: Die Großveranstaltung ist von Grund auf modern gedacht. Kubesch bringt den inhaltlichen Ansatz auf den Punkt: „Resultate erzielen, Deregulierung durchsetzen und Strukturen hinterfragen.“ Er erläutert: „Viele Strukturen stammen aus einer Zeit, die es so schon lange nicht mehr gibt. Aber wir verharren darin! So wird Stillstand zu Rückschritt, daraus wird schnell ein Rückstand, in dem man sich manche Dinge einfach nicht mehr leisten kann. Da spreche ich jetzt nicht nur vom öffentlichen Bereich. Dieses Problem geht mittlerweile selbst tief in die Wirtschaft hinein.“ Logistik hingegen versteht sich als „Enabler für Innovation“, bleibt dadurch agil und zeitgemäß. Dazu gehört selbstverständlich der Blick über den Tellerrand.
Internationales Profil
Ein besonderes Glanzlicht setzt der internationale Fokus beim 40. Logistik Dialog: Gleich am ersten Tag findet ein Spezialseminar des European Shippers’ Council (ESC) statt – mit Blick auf brandaktuelle Entwicklungen zu Zöllen und dem globalen Handel. ESC-Generalsekretär Godfried Smit reist eigens aus Brüssel an und wird das Expertenteam leiten. Die zunehmende Komplexität des Welthandels fordere sowohl Unternehmen als auch die Politik immer stärker heraus. Kubesch mahnt: „Es wird in Zukunft eine gewisse Stärke brauchen, die man mit fehlendem Innovationsgeist und zu großer Abhängigkeit nicht erreichen wird. Ich erwähne hier etwa das Thema Internet über Satellit – oder wieso haben wir in der EU keine Firma wie Amazon? Wir sind in Europa großartig, wenn es um das Schmieden von Plänen geht. Es mangelt dann allerdings bei der Umsetzung. Es ist schon grundsätzlich eine Schwierigkeit, dass wir Europäer uns schwach aufstellen. Da ist es zusätzlich unangenehm, wenn der Plan schon von Anfang an schlecht ist.“
26 Stunden Programm an zwei Tagen – da muss jedes Detail stimmen. Dass der Logistik Dialog seit 40 Jahren ein verlässlicher Fixpunkt der Branche ist, ist keine Selbstverständlichkeit. „Corona war ganz klar ein Einschnitt. In diesem Zusammenhang mussten wir vieles neu denken. Ich erinnere mich an die Keynote von Terry Virts, Commander der International Space Station, als Video. Der Kongress hat dann 2022 mit dem Flughafen Wien seine neue Heimstatt gefunden – mit Erweiterung der Fachausstellung in ein Außenareal“, so Kubesch.
Trends zum Anfassen
Auf über 2.000 m2 öffnet die Fachausstellung den Blick in die Zukunft. Hier erleben Besucher State-of-the-Art-Produkte hautnah, praxisnah und anwendungsbereit. Zu den Höhepunkten zählt das KI-Mobil betrieben von Fraunhofer Austria. Mit konkreten Use Cases soll die Einstiegshürde für KMU deutlich gesenkt werden. Ziel ist es, dem Fachkräftemangel zu begegnen und gleichzeitig durch Technik Kosten zu senken – bei gleichzeitiger Optimierung von Prozessen. Ob optische Qualitätskontrolle oder vorausschauende Produktionsplanung: Immer mehr Aufgaben lassen sich an KI übergeben. Auch Rheinmetall MAN wird ausstellen – mit hochleistungsfähigen Fahrzeuglösungen für die Logistik.
Austausch auf Augenhöhe
Der Logistik Dialog ist mehr als ein Kongress – er ist Treffpunkt, Plattform und Bühne für den offenen Austausch. „Speaker können out-of-the-box zu Wort kommen“, betont Kubesch. Und für alle, die den intensiven Tag entspannt ausklingen lassen möchten, bietet sich abends die legendäre Networknight an. „In den letzten Jahren wurde oft die Nacht zum Tag. Ohne Sperrstunde und open end – garantiert unter anderem durch eine Hommage an Udo Jürgens inklusive Bademantel – gibt es knackige Unterhaltung. Aber auch Musik anderer Größen wie Frank Sinatra oder des beliebten Adriano Celentano wird für beste Stimmung sorgen“, so Kubesch mit einem Augenzwinkern. „Open end – das meinen wir wörtlich. Genau nur so!“
Soziale Verantwortung
Auch der soziale Aspekt kommt nicht zu kurz: „Wir haben am zweiten Kongresstag unsere Logistik-Auktion für die gute Sache“, kündigt Kubesch an. Der Erlös geht zu 100 Prozent an den gemeinnützigen Verein BONsurprise, der sich dafür einsetzt, die Lebensqualität krebskranker Kinder und ihrer Familien zu verbessern.
„Wir freuen uns auf jede einzelne Person und setzen mit unserem bewährten Drei-Säulen-Modell – Impulsvorträge, Fachausstellung und Networking – auch diesmal eindeutige Benchmarks“, betont Kubesch.
Der Logistik Dialog 2025 verspricht nicht nur Visionen, sondern lebendige Umsetzung – mit Herz, Verstand und internationalem Weitblick.