Mit Technologie und dem Fokus auf neue Geschäftsfelder wollen Hakan Bicil (li.) und Norbert Joichl der Branche einen Schritt voraus sein. (Fotos: Duvenbeck)
Im Moment leidet alles unter dem politischen Willen und immer noch dem Ukraine-Krieg. Das zieht gerade das komplette Südosteuropa ein bisschen wirtschaftlich runter“, sagt Norbert Joichl, CEO Eastern Europe beim Logistikdienstleister Duvenbeck. Dennoch bleibe das Potenzial in der Region enorm. „Rumänien, Bulgarien – das sind nach wie vor Beschaffungs- und Absatzmärkte mit hoher Attraktivität“, betont Joichl. Gerade auf dem Balkan – in Serbien, Kroatien oder Bosnien und Herzegowina – gebe es „noch eine Menge Potenzial für die Zukunft“, ergänzt Joichl. Man müsse aber den Mut haben, sich zu engagieren. „Die Mutigen werden belohnt“, so Joichl. Er beobachtet, dass vor allem das Netzwerk- und Kooperationsdenken stärker geworden ist: „Wenn man Menschen findet, die zusammenpassen, dann funktioniert auch das Geschäft.“
Ein zentrales Thema bleibt aber nach wie vor die Infrastruktur. „Wir brauchen einen richtigen Schub in diese Richtung, vor allem in puncto Industrie und Verkehr“, so Hakan Bicil, CEO von Duvenbeck. „Gerade die Schiene ist in vielen Regionen nicht ausreichend ausgebaut. Wenn Gleisanlagen fehlen, limitiert das die Möglichkeiten“, fügt er hinzu. Duvenbeck arbeitet deshalb mit Kunden an individuellen Bahnprojekten. „Wir würden hundertprozentig eine volle Auslastung der Kapazität erreichen, wenn es mehr Möglichkeiten gäbe“, sagt Bicil.“
Neue Geschäftsfelder
Duvenbeck erzielt inzwischen mehr als 30 Prozent seines Portfolios im Bereich Kontraktlogistik. Besonders in Ungarn ist das Unternehmen stark. „Wir wickeln dort zum Beispiel für einen renommierten Autohersteller die gesamte Produktionskette ab“, erklärt Bicil. Während früher vor allem Kostenargumente oder Mitarbeiterübernahmen zählten, punkten Logistikdienstleister heute vor allem mit schlanken Prozessen. „Gesetze haben dazu geführt, dass sich die Lohnkosten fast angeglichen haben. Heute kann man als Dienstleister nur noch überzeugen, indem man Prozesse effizienter macht.“
Um sein Wachstum zu sichern, verfolgt Duvenbeck eine doppelte Strategie – organisch und durch Zukäufe. „Wir haben Vertriebsmitarbeiter aus dem Konsumgüterbereich eingestellt, um neue Kundengruppen zu erschließen, da dieser Bereich eine perfekte Erweiterung unseres bereits bestehenden Automotivangebots darstellt“, erläutert Bicil. „Gleichzeitig kaufen wir uns gezielt Kompetenzen in Märkte ein, um unseren Kunden europaweit ein durchgängiges Angebot zu machen.“
Technologie als Hebel
Besonderen Stellenwert hat der digitale Wandel. „Wir beschäftigen uns intensiv mit Technologie, Software und Künstlicher Intelligenz“, sagt Joichl. „Das sind Themen, die uns vorantreiben und dafür sorgen, dass wir in der ersten Reihe stehen.“ In Portugal hat Duvenbeck ein eigenes KI-Zentrum gegründet, derzeit mit zwei Mitarbeitern, und weitere Einstellungen sind geplant. „Wir gehen sukzessive durch die Prozesse des Unternehmens und schauen uns an: Wie könnte man es anders machen?“, so Bicil. Das neu, nicht logistikaffine Team stelle Fragen, „wo wir uns gegenseitig anschauen und sagen: Stimmt eigentlich, warum macht man das so?“. So würden Prozesse von Grund auf neu aufgesetzt. „Wir stellen gerade fest, dass wir wirklich wahnsinniges Optimierungspotenzial haben“, berichtet Bicil. „Wir gehen von der Pilot- in die echte Umsetzungsphase.“
Sicherheit und Nachhaltigkeit
Mit zunehmender Digitalisierung steigen die Anforderungen an Datensicherheit. „Wir arbeiten mit einem externen Partner zusammen, um sicherzustellen, dass wir nicht gehackt werden, um so Sicherheitslücken zu entdecken und zu beheben“, sagt Bicil. „Man ist nie 100 Prozent sicher, aber wir tun alles Mögliche.“ Auch klassische Diebstähle würden durch Digitalisierung eingedämmt. „In jedem unserer Reifen ist ein Chip“, sagt Joichl, und das nützt gleich doppelt. Einerseits, weil der Chip meldet, ob der Reifen zu viel oder zu wenig Luft hat, was dazu beiträgt, im Schnitt vier Liter Diesel pro 100 Kilometer einzusparen. Andererseits meldet der Chip auch, wenn er nicht mehr am Fahrzeug montiert ist, was hilft, die Sicherheit zu erhöhen.
Bicil bringt es augenzwinkernd auf den Punkt: „Kriminalität ist irgendwo auch ein Innovationstreiber.“ Und Duvenbeck will nicht hinterherhinken, sondern den Kriminellen – aber auch der Branche – einen Schritt voraus sein.