„Aras Kargo ist bestens aufgestellt, um das strategische Wachstum in der Region voranzutreiben“, sagt Umundum. (Fotos: Österreichische Post AG)
Welche strategische Rolle spielt die Region Türkei und Kaukasus aktuell in der internationalen Wachstumsstrategie der Post?
Mit der Aras Kargo sind wir in der Türkei wirtschaftlich sehr erfolgreich. Das versetzt uns in die Lage, das Land als Sprungbrett in angrenzende Regionen zu sehen. Mit Aserbaidschan und Georgien sind wir neben der Türkei in zwei weiteren Kaukasus-Ländern am Paketmarkt aktiv. Wir strecken unsere Fühler aber auch in die andere Richtung aus: In Usbekistan sind wir bereits tätig, im Irak haben wir kürzlich eine Zustellvereinbarung mit einem lokalen Partner unterschrieben.
Warum gerade jetzt der Markteintritt in Georgien und Usbekistan? Welche Faktoren haben diesen Schritt ausgelöst?
Wir haben hier gemeinsam unsere Kunden begleitet, die ihre Produkte auch in neuen Märkten anbieten wollten. Gerade Aserbaidschan, Georgien und Usbekistan sind allesamt Länder, die enge Beziehungen zur türkischen Wirtschaft unterhalten. Einerseits ist das die türkische Bekleidungsindustrie, die in der Region stark über die Grenzen wächst, andererseits aber auch asiatische Plattformen wie Temu, die wir als gesamte Unternehmensgruppe mit über 150 Millionen Empfängern servicieren.
Ihre Aktivitäten in der Region laufen über Aras Kargo, die einen neuen CEO bekommen hat. Was erwarten Sie sich von diesem Führungswechsel für das Geschäft in der Region?
Ich sehe das weniger als Führungswechsel, sondern vielmehr als Bestätigung von Stabilität. Mit Barbara Hagen hat die erfahrene CFO der Aras Kargo nun zusätzlich als CEO auch noch die Bereiche Strategie, IT und Personal übernommen. Mit Utku Ayyarkın können wir außerdem auf einen erfahrenen Operations- und Sales-General-Manager zählen. Zudem haben wir das Mandat von Baran Aras, einem Mitglied der Gründerfamilie, im Board of Directors um zehn Jahre verlängert. Die Aras Kargo ist bestens aufgestellt, um das strategische Wachstum in der Region voranzutreiben.
Sie bündeln alle Marken unter Aras Kargo. Warum ist dieses einheitliche Branding so entscheidend?
Die Marke Aras Kargo hat nicht nur in der Türkei eine hohe Bekanntheit, sondern auch in ihren angrenzenden Märkten. Mit dem Branding wollen wir uns in Eurasien klar, einheitlich und wiedererkennbar positionieren. In Süd- und Osteuropa halten wir hingegen weiterhin an Express One fest. So erhält jeder Markt seinen passenden Auftritt.
In Aserbaidschan haben Sie Starex nun vollständig übernommen. Was waren die ausschlaggebenden Gründe für diesen Schritt?
Wir sind mit der Entwicklung in Aserbaidschan sehr zufrieden. Daher haben wir uns entschieden, mit der Aras Kargo auch die restlichen 25 Prozent von Starex zu übernehmen.

Ihr Modell setzt auf Asset-Light mit lokalen Partnern. Welche Vorteile bringt dieser Ansatz im Vergleich zu klassischen Strukturen?
Die Vorteile liegen auf der Hand: Wir können schnell und risikoarm in neue Märkte einsteigen und mit Hilfe lokaler Partner gleichzeitig schon Services wie Home Delivery und PUDO (Pick Up, Drop Off) anbieten. Die weitere Infrastruktur können wir bei Bedarf nach und nach aufbauen und ausweiten. Unsere Kunden interessiert in erster Linie allerdings nur, ob die Paketzustellung funktioniert.
Welche Kundensegmente sind für Sie in der Region am wichtigsten?
Wie anfangs schon angedeutet, sind hier die regionale Modeindustrie und asiatische Plattformen die großen Treiber. Wir sind aber natürlich für all unsere Kunden offen, die in dieser Region auf unser Paketnetzwerk zurückgreifen möchten.
Geht es in dieser Region ausschließlich um Pakete oder sehen Sie mittelfristig auch Potenzial im Stückgutsegment?
Wir konzentrieren uns auf den Paketmarkt – hier erwarten wir uns noch einiges an Wachstum. Das Verhältnis von Paketen pro Kopf hat außerdem noch Luft nach oben, da wird also definitiv eine spannende Aufholjagd stattfinden. Stückgut-Lieferungen stehen in dieser Region derzeit nicht in unserem Fokus.
Irak und Syrien sind geografisch in der Nähe der Region, in der Sie stark expandieren, und beide sind logistisch weitgehend unerschlossen. Unter welchen Bedingungen würden Sie dort aktiv werden?
Es gibt einige interessante Märkte, die unter den richtigen, stabilen Rahmenbedingungen für uns von Interesse wären. Gerade der Irak und Syrien sind dafür prädestiniert, da sie direkt an die Türkei angrenzen. Wir haben auch bereits erste Versandhändler, die dorthin expandieren wollen. Erst kürzlich haben wir einen Vertrag für eine grenzüberschreitende Logistiklösung unterzeichnet, bei dem wir die middle mile aus der Türkei heraus übernehmen und die Zustellung im Irak durch einen lokalen Partner erfolgt.
