„Gerade im Logistikbereich braucht es ein Höchstmaß an Planbarkeit für Wachstum und Investitionen“, sagt Hinrichs. (Foto: Smatrics)
Welche Herausforderungen bestehen für Betreiber und Unternehmen im Truck-Bereich?
Der Einstieg in die E-Mobilität ist nicht unbedingt ein Selbstläufer. Für Truck Charging gilt dies ebenfalls, denn dies ist mehr als nur eine größere Version von Pkw-Laden. Die Anforderungen steigen massiv: bei den Ladeleistungen, der Convenience und auch der Abrechnung.
Herausfordernd ist vor allem die Integration in bestehende Betriebsflächen und bei laufendem Betrieb – Ladeinfrastruktur muss sich in Rangierflächen, Zeitfenster und Logistikprozesse einfügen, ohne Ausfälle zu verursachen. Denn: Ein stehender Lkw entspricht einem wirtschaftlichen Totalschaden. Hinzu kommen neue Anforderungen an Verrechnungssysteme, insbesondere für Konzernstrukturen. Service, Abrechnung und Betrieb müssen neu gedacht werden.
Österreich liegt im Pkw-Segment beim Ausbau der Ladeinfrastruktur im guten Mittelfeld Europas. Bei Truck Charging stehen wir erst am Anfang. Die neue Förderschiene der Bundesregierung eMOVE ist ein wichtiger Schritt, um den Hochlauf voranzutreiben. Zusätzlich braucht es eine enge Zusammenarbeit zwischen Logistikern und Ladeinfrastrukturbetreibern. Wir brauchen gemeinsame Lernkurven, praxistaugliche Lösungen und Betriebssicherheit auf neuem Niveau. Dazu gehören Aspekte wie Mittelspannungsanschlüsse genauso wie kurze Reaktionszeiten mit entsprechenden Service Level Agreements und hochqualifiziertes Fachpersonal.
Welche Rolle werden Schnellladeparks spielen? Und wo steht Österreich im EU-Vergleich?
Schnellladeparks sind das Rückgrat der E-Mobilität – nicht nur für Pkw, sondern auch für Trucks. Für den Schwerverkehr müssen die Konzepte angepasst und weiterentwickelt werden. Neben dem Depot Charging spielen das Destination Charging inklusive dem Public Overnight Charging an Autobahnen mit hoher Leistung, Pufferspeichern und fix zugewiesenen Ladeplätzen eine große Rolle. Planbarkeit ist für die Logistik essenziell. Die gemeinsame Nutzung von Ladeparks mit verschiedenen Flotten braucht abgestimmte Raumkonzepte, robuste Serviceprozesse, Interoperabilität und Benutzerfreundlichkeit.
Welche Maßnahmen braucht es, um die E-Mobilität im Logistikbereich schneller voranzutreiben?
Truck Charging ist kein einfaches Hochskalieren von Pkw-Ladeinfrastruktur – es ist ein komplett neues System. Der Hochlauf bei E-Trucks wird zudem deutlich schneller erfolgen, weil Logistikfahrzeuge intensiver genutzt und schneller durchgetauscht werden. Die Anforderungen an die Stromnetze sind hoch, und dynamisches Lastmanagement spielt eine wichtige Rolle.
Was es braucht, ist ein realistisch abgestimmter Infrastrukturhochlauf – unterstützt durch klare Standortplanung, schnelle Genehmigungen und die richtigen regulatorischen Rahmenbedingungen. Der von der Bundesregierung angekündigte Verfahrensturbo und das in Vorbereitung befindliche Elektrizitätswirtschaftsgesetz sind zentrale Hebel, um Netzzugänge zu beschleunigen und Speicherelemente zur Lastspitzenentlastung zu integrieren.
Gerade im Logistikbereich braucht es ein Höchstmaß an Planbarkeit für Wachstum und Investitionen, Fehlerresistenz bei der Ladeinfrastruktur und Zuverlässigkeit bei der Energieversorgung.