Oberösterreichs Wirtschafts-Landesrat Markus Achleitner, Wirtschaftsminister Wolfgang Hattmannsdorfer und ASCII-Vorstand Veit Kohnhauser bei der Präsentation der Batterie-Studie zur Zukunft der europäischen Lieferketten. (Foto: VNL)
Batterien gelten als Herzstück der klimaneutralen Mobilität, doch Europas Lieferketten sind verwundbar. Das Supply Chain Intelligence Institute Austria (ASCII), gefördert vom Bundesministerium für Wirtschaft, Energie und Tourismus sowie vom Land Oberösterreich, hat erstmals eine weltweite Analyse der Batterie‑Wertschöpfungskette aus österreichischer Perspektive vorgelegt. Die Ergebnisse sind eindeutig: Ohne eine klare Industriepolitik verliert Europa technologische und wirtschaftliche Souveränität.
Die Studie macht deutlich, dass acht Unternehmen heute 95 Prozent des globalen Lithiumabbaus kontrollieren, während zehn Hersteller 93 Prozent der Zellfertigung dominieren. Zugleich könne China ab 2025 den weltweiten Bedarf an Batteriezellen fast vervierfachen, unterstützt von milliardenschweren Subventionen. Hohe Strompreise in Europa – bis zu zweieinhalbmal höher als in China oder den USA – verschärfen den strukturellen Nachteil.
Wirtschaftsminister Wolfgang Hattmannsdorfer betont: „Wir leben in einer Zeit globaler Verwerfungen – wirtschaftlich, geopolitisch und technologisch. Wer in dieser Welt souverän bleiben will, braucht Zugang zu den Schlüsseltechnologien der Zukunft – und Batterien zählen zweifellos dazu. Die ASCII‑Studie liefert uns eine faktenbasierte Standortbestimmung und zeigt klar auf, wo Handlungsbedarf besteht.“ Er kündigt an, mit einer EAG‑Novelle einen „Made‑in‑Europe‑Bonus“ für Stromspeicher einzuführen, um Wertschöpfung zurückzuholen.
Auch Oberösterreichs Wirtschafts‑Landesrat Markus Achleitner verweist auf die Rolle seines Bundeslandes als Technologietreiber: „Klar ist, Batterien sind für die Mobilität der Zukunft eine Schlüsseltechnologie. Für Österreich liegt der Hebel vor allem in der Fokussierung auf Recycling sowie Spezialanwendungen wie Sonderfahrzeugbau und stationäre Energiespeicher.“ Projekte wie „BattBox“ und „BatteryLife“ sollen Recyclingverfahren optimieren und Lebenszyklen verlängern.
ASCII‑Vorstand Veit Kohnhauser sieht Europas Zukunft nicht in einer Aufholjagd bei Zellfertigung, sondern im Aufbau neuer Wertschöpfungsnetzwerke: „Chinas Dominanz verzerrt den Wettbewerb – Europa kann da nicht mitspielen, sondern muss anders denken. Europas strategische Chance liegt nicht in der Aufholjagd, sondern in der aktiven Gestaltung zukünftiger Wertschöpfungsnetzwerke.“ Die Studie empfiehlt beschleunigte Genehmigungsverfahren, gezielte Fördermaßnahmen und regionale Cluster, um eine leistungsfähige Kreislaufwirtschaft aufzubauen.
Für Österreich ergibt sich daraus eine klare Agenda: Durch Spezialisierung auf Recycling, die Entwicklung stationärer Energiespeicher und die Kooperation mit europäischen Partnern kann die heimische Industrie zum Taktgeber einer nachhaltigen Batterie‑Ökonomie werden – und gleichzeitig ihre Abhängigkeit von knappen Rohstoffen verringern.