„Der deutsche Markt ist hart umkämpft, aber seine Größe und Kaufkraft bieten ein Potenzial, das etwa zehnmal höher ist als in Österreich“, sagt Thomas Kopp. (Foto: Privat)
Sie sind einer der wenigen österreichischen Logistikunternehmer mit operativem Geschäft in Afrika – konkret in Tansania. Was hat Sie zur Gründung vor Ort bewogen?
Ich habe mich für Tansania entschieden, weil das Land eine strategische Rolle als Logistikdrehscheibe in Ostafrika spielt. Der Hafen von Daressalam ist das Tor zu Uganda, Ruanda, Burundi und zur Demokratischen Republik Kongo – und die gesamte Region wächst wirtschaftlich rasant. Gleichzeitig bestehen große Ineffizienzen im Straßennetz, in der Lagerlogistik und bei der Zollabwicklung. Darin habe ich eine klare Chance gesehen, Prozesse zu verbessern. Diese Herausforderungen haben mich motiviert, 3Log direkt vor Ort zu gründen – mit dem Ziel, logistische Standards zu heben und spürbare Effizienzgewinne zu erzielen.
Was waren die größten Herausforderungen bei der Expansion nach Tansania?
Die schlechten Straßenverhältnisse und veraltete Bahnverbindungen haben unsere Abläufe von Anfang an stark belastet. Häufige Staus und lange Abfertigungszeiten im Hafen von Daressalam erforderten kreative Lösungsansätze. Komplexe Zollvorschriften, langwierige Genehmigungsprozesse und eine teilweise intransparente Verwaltung machten den Aufbau zusätzlich schwierig. Deshalb haben wir intensiv in den Aufbau vertrauensvoller Beziehungen zu lokalen Behörden und Partnern investiert. Außerdem ist der Fachkräftemangel in der Logistik ein echtes Thema – wir mussten gezielt eigene Aus- und Weiterbildungsprogramme aufbauen, um internationale Standards zu erfüllen.
Jetzt wollen Sie nach Deutschland expandieren. Was genau haben Sie vor?
Der deutsche Markt ist hart umkämpft, aber seine Größe und Kaufkraft bieten ein Potenzial, das etwa zehnmal höher ist als in Österreich. Wir planen, dort eine eigene Niederlassung zu gründen, die als Steuerzentrale für unsere Aktivitäten in Ostafrika fungieren soll. Von diesem Standort aus wollen wir unsere Services koordinieren, schnelle Reaktionszeiten sicherstellen und höchste Qualitätsstandards für unsere Kunden gewährleisten.
Expansion erfordert Personal – wie begegnen Sie dem Fachkräftemangel in der Logistik?
Wir verlassen bewusst traditionelle Recruiting-Pfade und sprechen gezielt Fachkräfte aus anderen Branchen an, um ihnen die Attraktivität einer Karriere in der Logistik aufzuzeigen. Gleichzeitig investieren wir stark in die Ausbildung unserer Lehrlinge, die unsere künftigen Spezialist:innen werden sollen. Wettbewerbsfähige Gehälter, leistungsbezogene Boni und Zusatzleistungen runden unser Angebot ab. Zudem beobachten wir die angekündigten Mega-Fusionen in der Branche sehr genau – daraus ergibt sich für uns die Chance, erfahrene Fachkräfte für uns zu gewinnen.
Wie bereiten Sie Ihre Mitarbeitenden auf die wandelnden Anforderungen in der Logistik vor?
Bei 3Log ist kontinuierliche Weiterbildung Standard – in den Bereichen Technologie, Prozessoptimierung und regulatorische Änderungen. Mit e-Learning-Plattformen ermöglichen wir flexibles, selbstbestimmtes Lernen, ergänzt durch zertifizierte Trainings für zentrale Kompetenzen. Zudem bieten wir praxisnahe Workshops zu Lagerverwaltungssystemen, KI-gestützter Tourenplanung und Automatisierungslösungen an. Unser agiler Ansatz im Change-Management stellt sicher, dass Feedback aus dem Team direkt in die Prozessentwicklung einfließt – das stärkt unsere Innovationskultur.
Wie reagieren Sie auf aktuelle Herausforderungen wie sinkende Buchungen und steigende Kosten?
Wir setzen auf dynamisches Pricing, um Kapazitäten und Nachfrage optimal auszubalancieren. Digitalisierung und Automatisierung helfen uns, Betriebskosten zu senken. Durch strategische Partnerschaften – etwa beim geteilten Lagern oder bei der Nutzung von Transportkapazitäten – generieren wir zusätzliche Effizienzgewinne. Gleichzeitig diversifizieren wir unsere Märkte, um Risiken besser zu streuen, und entwickeln alternative Transportwege, um resilient gegenüber Störungen zu bleiben.
Welche Trends werden die Logistikbranche in den nächsten fünf bis zehn Jahren am stärksten prägen?
Automatisierung wird weiter voranschreiten: KI-Algorithmen optimieren Routen in Echtzeit, Roboter übernehmen Kommissionierung und Verpackung. Nachhaltigkeit wird zum Muss – mit E-Lkw, Wasserstoffantrieben und CO₂-neutralen Lieferketten. Das Internet of Things liefert Echtzeitdaten zu Standort, Temperatur und Handhabung. Blockchain sorgt für Transparenz und Integrität in der Lieferkette. Und nicht zuletzt wird exzellenter Kundenservice über alle Kanäle hinweg zum entscheidenden Wettbewerbsfaktor.