Transporte im alpinen Raum sind eine Besonderheit für sich. Oft fehlen die nötigen Radien auf den Zufahrtswegen, es gibt enorme Steigungen oder die Straßenverhältnisse sind einfach nicht gut genug", sagt Fabian Hämmerle. (Foto: Hämmerle Spezialtransporte)
Welche technologischen Innovationen prägen aktuell den Schwertransport?
So wie ich die Schwertransportbranche kennengelernt habe, sind technologischer Fortschritt und Innovation immer das Maß der Dinge, um überhaupt erfolgreich am Wettbewerb teilnehmen zu können. Denn nur wer innovativ ist, kann am Markt langfristig bestehen. Wir beschäftigen uns daher ständig mit technologischen Neuheiten – sei es im Fuhrpark oder in digitalen Lösungen.
Waren es vor wenigen Jahren der digitale Auftragsversand und das GPS-Tracking in der Disposition, sind es heute der digitale Beifahrer, die Online-Genehmigungsplattform oder algorithmenbasierte Auftragsplattformen wie zum Beispiel die von uns mitentwickelte Plattform heavyboost.ai, in die wir uns einbringen. Alle diese Tools sollen die Arbeit erleichtern und unseren Kunden weiterhin perfekte Transportabwicklungen garantieren.
Wie wirkt sich der Trend zur Nachhaltigkeit auf Ihre Arbeit aus?
Nachhaltigkeit war für uns immer schon ein Thema. Indem wir unsere Fahrzeuge stets auf dem neuesten technischen Stand halten, unsere Fahrer kontinuierlich schulen und technologisch hochwertige Routenprogramme einsetzen, ist es uns gelungen, den Kraftstoffverbrauch in den letzten fünf Jahren jährlich mindestens um einen Liter zu senken – und das, obwohl wir uns im Bereich der Bau-Transporte mit großen Lasten vergrößert haben.
Dies ist aber nur ein kleiner Teil unserer Nachhaltigkeitsstrategie. Mittlerweile betreiben wir eine 200-kWp-PV-Anlage. Demnächst werden wir Teil einer Energiegemeinschaft und versuchen, den überproduzierten Strom an produzierende Unternehmen in unserer Umgebung weiterzugeben.
Was sind derzeit die größten Herausforderungen bei der Planung und Durchführung von Schwertransporten, insbesondere im alpinen Raum oder auf engen Straßen?
Transporte im alpinen Raum sind eine Besonderheit für sich. Oft fehlen die nötigen Radien auf den Zufahrtswegen, es gibt enorme Steigungen oder die Straßenverhältnisse sind einfach nicht gut genug. Das erfordert eine exakte und zuverlässige Vorbereitung jedes Transports. Auch hier setzen wir auf innovative Fahrzeuglösungen, etwa auf möglichst großen Lenkeinschlag oder den hydraulischen Höhenausgleich der Achsen, um Lösungen für unsere Kunden zu finden.
Oft werden wir schon Jahre vor dem eigentlichen Transportdatum, beispielsweise von Architekten, kontaktiert, um die Umsetzbarkeit gewisser Transporte zu prüfen.
Wie gehen Sie mit kurzfristigen Änderungen im Projektgeschäft um, wenn beispielsweise Baustellen oder Sperrungen auftreten?
Dieses Problem tritt leider immer noch zu häufig auf. Obwohl es mittlerweile viele technische Möglichkeiten für Vorankündigungen gibt, werden diese oft nicht effektiv genutzt – es liegt immer noch an einzelnen Personen, die die Programme pflegen oder eben nicht.
In Österreich ist die Situation zwar noch nicht so prekär wie in Deutschland, aber auch hier wird es zunehmend schwieriger. Zwar wurden die technischen Grundlagen geschaffen, doch wenn man in gewissen Regionen Österreichs oder Deutschlands auf Probleme stößt, die von der Norm abweichen, wird die Verantwortung von Behörden oft abgeschoben. Man wird dann mit dem Problem allein gelassen. Hier sollte wieder mehr Verantwortungs- und Servicebewusstsein bei den Behörden ein-
kehren.
Gerade in Vorarlberg pflegen wir eine tolle Zusammenarbeit mit den zuständigen
Behörden. In anderen Regionen werden die Bearbeitungsdauern für Transportgenehmigungen allerdings teils künstlich verlängert, was unsere Arbeit erheblich einschränkt.
Ein sehr positives Beispiel ist die Schweiz: Dort wird landesweit eine Bearbeitungsdauer von maximal einer Woche zwischen Antragstellung und
Genehmigungsausstellung garantiert.
Welche Entwicklungen erwarten Sie in den kommenden Jahren im Bereich Schwer- und Spezialtransporte?
Die Digitalisierung wird definitiv weiter voranschreiten. Spannend wird sein zu beobachten, welche Auswirkungen Künstliche Intelligenz haben wird. Wir testen bereits erste Ansätze.
Natürlich werden auch alternative Antriebe in den nächsten Jahren ein Thema sein, dem wir uns grundsätzlich nicht verschließen wollen. Allerdings ist es derzeit noch zu früh, um abschätzen zu können, wann diese im Schwer- und Spezialtransport wirklich marktfähig sein werden.