„Wir gestalten hochfrequente Verbindungen zwischen Terminals“

12.06.2025 | Schiene

WLC begegnet den Herausforderungen des heutigen Frachtmarktes mit einer klaren Strategie, ausgeprägter Kundenorientierung und einer Vision für Wachstum. Im Interview spricht CEO Judith Fiala über Prioritäten, Wettbewerbsvorteile und künftige Ambitionen auf europäischer Ebene.

WLC bietet ein breites Portfolio – von der intermodalen Logistik bis zum konventionellen Gütertransport für verschiedenste Branchen. Welche Leistungen sind derzeit besonders gefragt?

Mit über 80 Prozent Anteil an unserem Leistungsangebot ist die intermodale Logistik derzeit eindeutig unser strategischer Schwerpunkt. Besonders stark sind wir auf Relationen zu den Nordseehäfen sowie entlang des Donaukorridors vertreten. Dabei entwickeln wir in enger Abstimmung mit unseren Kunden maßgeschneiderte, hochfrequente Verbindungen zwischen Terminals und Logistik-Hubs.

Welche Schwankungen beobachten Sie derzeit in diesen Bereichen?

Wie viele globale Märkte sind auch Österreich und Deutschland von einer schwierigen wirtschaftlichen Lage betroffen. Fehlendes Wachstum und stagnierende Transportmengen wirken sich unmittelbar auf den Logistiksektor aus. Auf internationaler Ebene kommt die zusätzliche Komplexität durch das Ungleichgewicht zwischen Importen und Exporten hinzu.

Auch im Schienengüterverkehr schreitet die Digitalisierung voran. Welche innovativen Services bieten Sie bereits an – und was ist in Zukunft geplant?

WLC treibt Digitalisierung und Modernisierung konsequent voran. Jüngste Investition ist ein umfassendes Dispositions- und Planungstool, das sowohl für uns als auch für unsere Kunden wirtschaftliche Vorteile bringt. Zusätzlich gewährleisten wir eine auf Echtzeitdaten basierende Sendungsverfolgung. Unsere Speditions- und Operateurkunden können ihre Container so gezielt steuern.

Wie beurteilen Sie die aktuelle Lage des europäischen Schienengüterverkehrs – mit Blick auf Energiepreise, regulatorische Anforderungen und den wachsenden Nachhaltigkeitsdruck?

Die vergangenen fünf Jahre haben gezeigt, wie anfällig der Sektor ist – und wie sehr Planungsunsicherheiten das Tagesgeschäft belasten. Energiekrisen mit massiven Preisanstiegen, veraltete Infrastruktur und Naturkatastrophen führen zu Baustellen, Umleitungen und Engpässen, die in direktem Konflikt mit dem wachsenden Personenverkehr stehen, der mehr Trassenkapazitäten benötigt. Das verdeutlicht: Wir brauchen gesicherte Investitionen, mehr europäische Harmonisierung, Fortschritte bei der Interoperabilität und ein vorausschauendes Infrastrukturmanagement, um die Verkehrsverlagerung auf die nachhaltigere Schiene zu realisieren. Die Strategien sind gut, aber Umsetzung und Tempo müssen besser werden.

Die Branche kämpft mit Kapazitätsengpässen und steigenden Kosten. Wie begegnet WLC diesen Herausforderungen?

Die besondere Kundenorientierung ist seit jeher ein Alleinstellungsmerkmal von WLC. Durch die enge Zusammenarbeit mit unseren Kunden sowie mit Terminals und Logistikzentren können wir vorausschauend planen und maßgeschneiderte Transportlösungen anbieten – das sorgt für eine effizientere Nutzung von Ressourcen und Kapazitäten.

Gleichzeitig machen sich externe Faktoren wie stark steigende Trassenpreise – insbesondere in Deutschland – sowie höhere Personal- und Energiekosten deutlich bemerkbar. Benchmarks lassen sich immer schwerer einhalten, und die Margenentwicklung bleibt herausfordernd.

WLC hat in den vergangenen Jahren international stark expandiert und bedient mittlerweile zahlreiche europäische Destinationen. Welche weiteren Expansionsschritte planen Sie?

WLC ist derzeit mit eigener Sicherheitsbescheinigung (SiBe) in Österreich, Deutschland und Tschechien aktiv und bedient zahlreiche europäische Ziele über ein starkes Partnernetzwerk.

Aktuell arbeiten wir daran, unsere SiBeN-Abdeckung auf weitere Nachbarländer auszudehnen, um unseren Kunden noch besser konsolidierte grenzüberschreitende Transportleistungen anbieten zu können.

Abschließend: Wo sehen Sie WLC in fünf Jahren – sowohl im Hinblick auf das Leistungsportfolio als auch auf die Marktposition in Europa?

Der Schienengüterverkehr entwickelt sich stetig weiter – und wir uns mit ihm. Unabhängig von etwaigen strukturellen Veränderungen wollen wir auch in Zukunft eine zentrale Rolle im europäischen Schienengüterverkehr spielen. Wir streben an, unseren Marktanteil und unsere Reichweite weiter auszubauen. Durch die kontinuierliche Erweiterung unseres Leistungsportfolios – etwa um Traktionsleistungen, lokale Verschubdienste, Wagenuntersuchungen, eine wachsende Speditionssparte und eigene Werkstätten – bieten wir unseren Kunden umfassende One-Stop-Lösungen.

Anzeigen
Anzeigen

Newsletter

Events

Auf Linkedin folgen