Nach der Krise hat die Luftfracht am Vienna International Airport (VIE) 2010 einen Aufschwung erlebt und um 16,5 Prozent zugelegt. Aber bereits Anfang 2011 war der Aufwärtstrend deutlich abgeschwächt, im Mai hat das Ergebnis dann endgültig ins Minus gedreht. Unterm Strich ergibt das für das Vorjahr einen Rückgang von 6,2 Prozent auf 277.784 Tonnen. Verantwortlich dafür war die reine Luftfracht mit einem Minus von 8,9 Prozent auf 199.809 Tonnen, das Trucking ist hingegen um 1,7 Prozent auf 77.976 Tonnen gestiegen.
Gewisse Marktsättigung
Laut Sabine Petera, Leiterin Frachtdienste, ist der Rückgang darauf zurückzuführen, dass der Nachholeffekt nach der Krise 2009 ausgereizt war. "Es ist eine gewisse Marktsättigung eingetreten. Die typischen Importwaren aus Asien wie Flat Screens, Handys und andere Elektronik sind daher weniger geworden." Für heuer ist Petera zuversichtlich, auch wenn sie davon ausgeht, dass das erste Quartal noch schwierig wird. Die Daten für den Februar zeigen jedenfalls, dass sich der Rückgang im Frachtgeschäft abschwächt – von noch minus 10,1 Prozent im Jänner auf minus 4,7 Prozent (jeweils zum Vergleichsmonat 2010). Für das zweite und dritte Quartal erwartet die Leiterin Frachtdienste eine Stabilisierung. "Ende des Jahres haben wir dann vielleicht wieder eine leichte Steigerung." Das wichtige China-Geschäft beginne jedenfalls wieder anzuziehen, auch der arabische Raum mit zusätzlichen Rotationen von Emirates sowie den Frachterflügen von Royal Jordanian bringe gute Zahlen. Royal Jordanian Cargo hat Ende 2011 eine wöchentliche Verbindung Amman-Wien-Amman mit einem A310-Frachter aufgenommen. Bis Ende des Jahres sollen zwei weitere wöchentliche Rotationen dazukommen.
Neues EDV-System
Mehr Qualität für die Kunden – das ist eines der Hauptthemen, das man sich am Flughafen Wien für 2012 vorgenommen hat. Ein wesentlicher Schritt dazu ist mit dem neuen EDV-System gesetzt worden: weg von einer historisch gewachsenen Anlage mit vielen Insellösungen, die zum Teil nicht miteinander kommuniziert haben, hin zu einem einheitlichen System. "Wir gehen davon aus, dass aufgrund von automatisch gesendeten Messages und weiteren Neuerungen die Kommunikation in der ganzen Kette besser wird. Der Umstieg ist bereits geschafft, es geht jetzt nur mehr um den Feinschliff", erzählt Petera. Die Kunden bekämen schon jetzt verschiedenste Informationen, die sie in der Vergangenheit nur schwer oder gar nicht erhalten hätten. Feintuning steht auch bei zahlreichen anderen Prozessen am Flughafen auf dem Programm. "Es geht um Deadlines, Umschlagzeiten, die Möglichkeit, Spezialprodukte abzufertigen, und vieles mehr. Da sind wir permanent gefordert, Prozesse zu evaluieren, die Effizienz zu steigern und Schnittstellen zu reduzieren. Dabei arbeiten wir eng mit den Kunden zusammen, schließlich hat jeder seine Vorgaben. Und da wir ja sehr viele Kunden abfertigen, müssen wir alles so unterbringen, dass wir Qualität für alle gewährleisten können", betont sie.
Speditionsgebäude saniert
Die Kunden können sich aber auch auf verbesserte Räumlichkeiten freuen, derzeit wird das 1991 in Betrieb genommene Speditionsgebäude saniert. In drei Abschnitten wird alles nicht nur optisch, sondern auch technisch auf den neuesten Stand gebracht. So werden etwa alle Büros klimatisiert, das Gebäude erhält eine Vollwärmefassade und neue Tore. Im Lager werden eine neue Sprinkleranlage und eine neue Brandrauchentlüftung eingebaut. Die Sanierung erfolgt im Vollbetrieb, Start war im November 2011. Im Dezember 2013 soll alles abgeschlossen sein.
Heißes Thema Validierung
Ein heißes Thema ist derzeit die Validierung als Bekannter Versender – und der Streit um die Validierungsstelle (Verkehr hat in Ausgabe Nr. 7 berichtet). Weil diese das Tochterunternehmen einer großen Spedition ist und es dadurch zu Wettbewerbsverzerrungen kommen könnte, hat der Fachverband Spedition & Logistik eine Beschwerde bei der Europäischen Kommission eingebracht. Nicht zuletzt deswegen ortet Michael Mottl von der Frachtabteilung des Flughafens eine gewisse Grundnervosität und Unsicherheit bei seinen Kunden. Wie auch immer die EU-Entscheidung ausfällt, die Zahl der Bekannten Versender werde zurückgehen, meint er. Die Validierung bedeute schließlich einen Mehraufwand, der vermutlich nur für jene Versender tragbar sei, die einen hohen Anteil an Luftfracht haben. Der Rückgang bei den Bekannten Versendern wird je nach Quelle zwischen 40 bis 80 Prozent beziffert. "Was am Ende des Tages herauskommt, weiß niemand. Aber natürlich hat das einen Impact auf uns", so Mottl. Diese Bandbreite stellt auch die VIAS, die für die Frachtscreenings zuständig ist, vor eine Herausforderung. "Aber ich weiß, dass man sich vorbereitet", beruhigt der Flughafen-Mitarbeiter.
Autor: Johannes Stuhlpfarrer