TEN-V Netzwerk ist Chance für die Binnenhäfen

10.04.2014 | Uncategorized

Für den Europäischen Verband der Binnenhäfen (EFIP) ist derzeit die Umsetzung von TEN-V ein ganz wichtiges Thema. Verkehr sprach mit Kathrin Obst, Direktorin der EFIP mit Sitz in Brüssel.

Im Dezember des Vorjahres wurden die neuen Leitlinien für das Trans-Europäische Verkehrsnetzwerk (TEN-V) und das dazugehörige Finanzierungsinstrument, die Connecting Europe Fazilität, verabschiedet. Im Mittelpunkt der beiden europäischen Infrastrukturgesetze steht die Idee des multimodalen, nachhaltigen Verkehrsnetzwerks: Statt wie in der Vergangenheit einzelne Infrastrukturgroßprojekte zu fördern, soll die TEN-V Politik jetzt das ganze Netzwerk im Blick haben und zwar verkehrsträgerübergreifend. Dadurch rücken bestehende Engpässe und fehlende Verbindungen stärker in den Fokus. Durch die bessere Verknüpfung der verschiedenen Verkehrsträger werden nachhaltige Lösungen, wie der kombinierte Verkehr, gefördert.
"Für die Binnenhäfen bedeutet dieser Paradigmenwechsel eine neue Chance, die insbesondere vor dem Hintergrund der weiterhin schwierigen wirtschaftlichen Lage der Binnenschifffahrt höchst willkommen ist", betont Kathrin Obst, Direktorin des Europäischen Verbandes der Binnenhäfen (EFIP) gegenüber Verkehr. In den Häfen laufen mehrere Verkehrsträger zusammen. Neben der Wasserstraße spielt die Schiene eine große Bedeutung, aber auch die Straße ist unverzichtbar. Das effiziente Zusammenspiel der verschiedenen Transportoptionen schafft die Voraussetzung für die erfolgreiche Ansiedlung verschiedenster Unternehmen auf dem Hafengelände. Dabei können durch eine intelligente Ansiedlungspolitik sogar oft noch Synergien zwischen den Unternehmen genutzt und unnötiger Transport vermieden werden. So gibt es beispielsweise im Hafen Aschaffenburg eine Papierfabrik und ein Biomasseheizkraftwerk, in denen die Sägespäne, die im benachbarten Sägewerk als Nebenprodukt anfallen, verwertet werden. Die Nachbarschaft bietet somit allen beteiligten Unternehmen Vorteile.
Obst: "Für die Binnenschifffahrt sind gute multimodale Anbindungen essenziell, da Fracht nur sehr selten auf dem Wasser an ihren endgültigen Bestimmungsort gebracht werden kann. Effiziente Verknüpfungen zwischen den verschiedenen Verkehrsträgern helfen außerdem dabei, den kombinierten Verkehr wettbewerbsfähig zu halten." Diese Multimodalität will die europäische Verkehrspolitik nun erstmals gezielt fördern. Dazu ist im Arbeitsprogramm 2014 der Connecting Europe Fazilität, das im März von den Mitgliedstaaten verabschiedet wurde, zum ersten Mal ein Budget für die Förderung multimodaler Plattformen und ihrer Anbindung vorgesehen. Mit 55 Mio. Euro ist dieser Geldtopf zwar recht bescheiden ausgestattet, im Vergleich zu Großprojekten auf Schiene und Wasserstraße sind aber auch die Projekte in den Binnenhäfen eher klein. "Entscheidend ist das politische Signal und die Tatsache, dass die Förderung allen europäischen Binnenhäfen offensteht", weist Obst darauf hin. Neben der Förderung von Infrastrukturprojekten ist auch die Einbindung der Häfen in die Governance-Struktur der neu geschaffenen TEN-T Korridore wichtig. Anders als andere Verkehrsinfrastruktur, gehören öffentliche Binnenhäfen in der Regel nicht den Mitgliedstaaten (auf nationaler Ebene), sondern regionalen oder städtischen Körperschaften. Dadurch sind sie meist nicht Teil von nationalen Verkehrswegeplänen und sind schwieriger in die neuen Korridorgremien zu integrieren.
Für den Europäischen Verband der Binnenhäfen (EFIP) ist die Umsetzung von TEN-V im Moment ein zentrales Thema. Der Verband vertritt etwa 200 Binnenhäfen aus 19 Ländern in der EU, der Schweiz und der Ukraine. Mitglieder sind sowohl individuelle Häfen als auch nationale Verbände. Kernaufgabe des Verbands ist es, die Interessen der Binnenhäfen gegenüber den europäischen Institutionen zu vertreten. Gleichzeitig bietet er seinen Mitgliedern die Möglichkeit, untereinander Erfahrungen und Informationen auszutauschen.
Mehr zum Thema Binnenhäfen lesen Sie in der aktuellen Verkehr-Druckausgabe Nr. 15/14 vom 11. April 2014.

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