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„Unser Ziel ist 100-prozentige Transparenz in der Lieferkette“

Foto: Verkehr / Helmut Photographie
„Vor einem Jahr haben wir das aktuelle Leuchtturmprojekt gestartet. ­Nun ­können wir mithilfe der Plattform die Transporte jederzeit in Echtzeit tracken“, erklärt Mathias Marian, Geschäftsführer der Südost Cargo SpeditionsgmbH, ­einem der führenden Spezialisten für Pharmalogistik im Landverkehr
Foto: Verkehr / Helmut Photographie

Die Südost Cargo SpeditionsgmbH hat vor kurzem eine neue Plattformlösung für das ­Echtzeittracking in Betrieb genommen. Verkehr sprach darüber mit Geschäftsführer Mathias Marian.

von: Anja Kossik

Verkehr: Sie haben eine neue digitale Lösung für das Echtzeittracking Ihrer Transporte entwickelt. Welche Verbesserungen soll diese bringen?
Mathias Marian:
Südost Cargo transportiert ­Medikamente europaweit und darüber hinaus. Dabei sind über 99 Prozent unserer Transporte temperaturgeführt. Wir sind allerdings ein reiner Spediteur ohne eigenen Fuhrpark. Wir arbeiten also mit über 70 Partnern, unseren Frachtführern, zusammen. Wir sind in der gesamten Lieferkette ein Bindeglied zwischen den Arzneimittelherstellern, Pharmagroßhändlern und Distributoren. Unser Ziel war es, bei den Transporten 100-prozentige Transparenz zu schaffen, um dadurch die Sicherheit und die Planbarkeit sowie den Automatisierungsgrad der Lieferkette zu erhöhen.

Was sind die Herausforderungen in der Zusammenarbeit mit so vielen Partnern?
Marian: Die vielen verschiedenen Telematiksysteme unterschiedlichster Anbieter. Für uns als Spediteur war diese Vielzahl an digitalen Lösungen wie ein Gordischer Knoten. Wir haben daher eine Schnittstelle gebaut, mit der wir unser eigenes Transportmanagementsystem mit den anderen Telematiksystemen zusammengeführt haben. D.h., wir haben die Daten von unseren Frachtführern mit denen in unserem System abgeglichen und können so auf die Lkw dieser 70 Frachtführer direkt zugreifen. Unsere Schnittstelle kann Daten aus allen möglichen Telematiksystemen aufnehmen. Aktuell führen wir rund 30 bis 40 unterschiedliche Systeme zusammen und können damit über 900 Fahrzeuge in Echtzeit tracken. Das gibt uns ­einen großen Informationsvorsprung. Wir verfolgen nicht nur die Position, sondern auch die Laderaumtemperatur oder den Routenstatus. Das verändert unsere interne Arbeit grundlegend.

Wie erleichtert Ihnen diese ­Lösung die Arbeitsabläufe?
Marian:
Früher hat uns der Kunde nach dem Status seiner Lieferung und dem Verbleib des Lkw gefragt. Dann mussten wir den Frachtführer anrufen, der hat dann den Fahrer kontaktiert. Und dann ging die Information wieder in die andere Richtung zurück. Jetzt sehen wir mit einem Klick, dass der Lkw z.B. 50 km von der Entladestelle entfernt ist. Wir nutzen diese Information aber nicht nur intern, sondern stellen sie jetzt auch unseren Kunden ungefiltert zur Verfügung. Diese konnten zwar bis dato schon in der „Trackingzone“ ­unserer Software den Status verfolgen. Jetzt aber kann man in Echtzeit auf der Landkarte nachschauen, wo genau das Zustellfahrzeug gerade ist. Unsere Kunden nutzen dabei eine Online-Plattform, auf der sie die Details für jeden beauftragten Transport einsehen können. Dieses Angebot ist meiner Erfahrung nach in der Pharmalogistik einzigartig.

Was sind die nächsten Schritte?
Marian:
Die Schnittstelle ist jetzt online. Damit beginnt nun die konkrete Ausgestaltung von Abläufen. Wir können so auch Automatismen einbauen, z.B.: Wenn der Lkw 100 km vor der Ladestelle ist, wird automatisch eine Benachrichtigung an den Verlader versendet, dass der Lkw in ca zwei Stunden vor Ort ist. Oder: Wenn der Lkw einen geplanten Routenkorridor verlässt, wird automatisch unser Disponent alarmiert. Oder: Wenn der Lkw an der Entladestelle eingetroffen ist, wird automatisch aus der Telematik ein Temperaturprotokoll generiert. So eröffnen sich für uns viele neue Möglichkeiten.

Funktioniert der Datenaustausch mit fremden Unternehmen eigentlich problemlos?
Marian:
Ja, das funktioniert sehr gut. Wir tracken die Fahrzeuge unserer Frachtfüher aber nur  dann, wenn sie tatsächlich auch für uns im Einsatz sind. Dafür arbeiten wir mit Geofencing, d.h.: Die Verfolgung der Fahrzeuge beginnt, wenn der Lkw 20 km von der Ladestelle entfernt ist, und sie endet, wenn er einen Umkreis von 20 km um die Entladestelle wieder verlässt.

Wie haben Sie dieses Projekt umgesetzt?
Marian:
Wir haben für die Programmierung der Schnittstelle zwar mit einem externen Softwarepartner zusammengearbeitet, das ganze Projekt haben ­jedoch wir initiiert und koordiniert und können nun in unserem eigenen Speditionssystem mit einem Klick auf all diese Daten zugreifen. Wir planen, unser System in Zukunft immer weiter auszurollen. Aktuell sind noch nicht alle der rund 900 Fahrzeuge angebunden, was wir aber möglichst schnell ändern wollen. Sehr viel hängt aber auch von den Anforderungen und Wünschen der Kunden ab. Denn mit dieser Plattform ist es möglich, viele Abläufe, die mit diesen Daten verknüpft sind, für einen Kunden maßzuschneidern. D.h., wir können zukünftig auch Big-Data-Verwertung, Verkehrsstrom- bzw. Strecken­analysen oder Risiko­bewertungen durchführen. Dieses Mehr an Datenverarbeitung bildet dann die nächsten Projektschritte und die werden nicht nur uns, sondern auch unseren Kunden aufgrund besserer Planbarkeit viele neue Gestaltungsmöglichkeiten eröffnen.
Unsere Unternehmensvision ist es, ehrliche und nachhaltige Kundenbeziehungen aufzubauen. Und totale Transparenz in allen Prozessen ist dabei für uns eine Grundbedingung.

Vielen Dank für das Gespräch!

 


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