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„Merger war gut und wichtig“

Fotos: Hafen Antwerpen-Zeebrugge
Was die nahe Zukunft betrifft, so will Holzhammer in Österreich im kommenden Jahr sehr aktiv auf industrielle Verlader zugehen und für beide Häfen kräftig die Werbetrommel rühren.
Fotos: Hafen Antwerpen-Zeebrugge

Der Hafen Antwerpen-Zeebrugge ist wie andere Häfen auch mit rückläufigem Volumen konfrontiert, doch untergräbt das nicht die Zuversicht für die Zukunft. Im Hinterlandverkehr mehr Cargo auf die Bahn zu bringen, ist das Ziel, sagt Walter Holzhammer, Repräsentant des Hafens in Österreich und Ungarn.

Vor etwas mehr als eineinhalb Jahren haben die beiden belgischen Häfen Antwerpen und Zeebrugge ihre Aktivitäten fusioniert. Sie treten seither als Gemeinschaftshafen Antwerpen-Zeebrugge auf und nehmen im Bereich der Seecontainer einen Marktanteil von knapp über 30 Prozent auf der Nordrange in Anspruch. „Der Merger war gut und wichtig und die Zusammenarbeit funktioniert bestens“, bilanziert Walter Holzhammer, Repräsentant für beide Häfen in Österreich und Ungarn, im Gespräch im Verkehr. Mit der Fusion können beide Hafenstandorte ihre Stärken bündeln und ihre Rolle als Universal- und Welthafen festigen.

Rückgänge beim umschlag

In den ersten neun Monaten dieses Jahres spürte die Hafengemeinschaft – wie alle anderen Häfen auch – den Rückgang beim Umschlagvolumen. Mit 204 Millionen Tonnen haben beide Häfen sechs Prozent Volumen gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres eingebüßt, beim Container-Handling waren es nahezu sieben Prozent weniger. Auch in den anderen Segmenten wie trockene und flüssige Massengüter waren Rückgänge von 15 und drei Prozent bemerkbar. In diesen Zahlen spiegeln sich die wirtschaftlichen Entwicklungen in Europa wider, die industrielle Produktion steht unter Druck und die weltpolitischen Ereignisse schüren derzeit nicht wirklich den Optimismus. Jacques Vandermeiren, CEO von Antwerpen-Zeebrugge, sieht kaum Zeichen für eine baldige Erholung im Containerverkehr, zumal der Trade Fernost–Europa nicht so richtig in Schwung kommt. „Wir müssen akzeptieren, dass 2023 kein Spitzenjahr sein wird“, kommentierte der Manager jüngst die aktuelle Hafenentwicklung. 2022 wurden in beiden Häfen 13,5 Millionen TEU umgeschlagen und lag das Gesamt-Umschlagvolumen bei 287 Millionen Tonnen. 

Modal split

Holzhammer sieht das ähnlich. „Das Österreich-Volumen wird in diesem Jahr nicht so hoch sein wie im Vorjahr“, wobei er keine konkreten Zahlen nennen will. Antwerpen-Zeebrugge steht im Wettbewerb zu anderen Nord-, aber auch Südhäfen. Die große Entfernung zwischen Österreich und Belgien wirkt sich kostenseitig aus und Faktum ist, dass 56 Prozent aller im Hafen geladenen und gelöschten Container derzeit über die Straße ins Hinterland fahren. Der Bahnanteil liegt zwischen acht bis zehn Prozent, der Rest entfällt auf die Binnenschifffahrt. 

Zwischen Österreich und Antwerpen-Zeebrugge fahren derzeit wöchentlich vier Züge mit Endstation Linz (Rail Cargo Operator) und fünf Züge nach Wolfurt (Transfracht). Dazu kommen noch MSC-eigene Züge mit zwei Fahrten nach Wien und einer Fahrt nach Linz. „Das ist weniger als noch vor einem Jahr“, so Holzhammer. Die Gründe dafür seien in den sinkenden Importen aus Fernost, aber auch in der nicht so schwungvollen Exporttätigkeit aus Österreich zu suchen. Zudem hat sich ein EVU selbst aus dem Markt genommen. Um mehr Volumen auf die Schiene zu bringen, werden gemischte Züge gefahren, sprich kontinentale und maritime Ladung auf diese gepackt, um so die Auslastung zu optimieren.

Große Pläne

Ab Jänner 2024 soll auch das für beide Häfen entwickelte Konzept eines sogenannten „Rail Bundling“ mehr Transporte auf die Schiene bringen und speziell das „First und Last Mile“-Segment effizienter bedienen. Die eigens dafür gegründete Gesellschaft Railport teilt den Hafen in vordefinierte Segmente ein, geht auf die Hafenbetriebe zu, sammelt Ladung ein und schreibt deren Transport aus, für den sich Bahnunternehmen bewerben können. „Damit wollen wir auch kleinere Ladungspartien gewinnen, die bisher auf der Straße abgefahren wurden“, erklärt Holzhammer die Idee hinter diesem Konzept. An geeigneter Bahninfrastruktur fehlt es in beiden Häfen nicht, sie umfasst immerhin rund 1.000 Kilometer an Gleisen. 

Mit viel Enthusiasmus skizziert Holzhammer die vielfältigen ­Expansionspläne in „seinen“ Häfen: Neben der Tatsache, dass sie schon heute die wichtigsten Export-, Breakbulk- und Autohäfen Europas sind, wird massiv in die Expansion der Container-Handling-Fazilitäten investiert. So entstehen in den kommenden Jahren im Hafenverbund sogenannte „Extended Container Areas“ mit zusätzlichen Umschlagkapazitäten für weitere fünf bis sieben Millionen TEU. „Ab 2030 können wir Container-Umschlagkapazitäten für rund 23 Millionen TEU anbieten“, avisiert Holzhammer. Die Planungen für Zeebrugge sehen eine zweite Schleuse vor, damit Schiffe besser in den Hafen ein- bzw. ausfahren können.

In Antwerpen befindet sich Europas größter Chemie-Cluster (weltweit die Nummer zwei) – jeder zehnte globale Chemietransport startet oder endet im Antwerpener Hafengebiet. Sehr wichtig ist diesbezüglich ist auch der LNG-Umschlag über das Fluxys Terminal in Zeebrugge, wo aktuell 15 Prozent des gesamteuropäischen LNG-Umschlags getätigt wird. In wenigen Jahren soll die Infrastruktrur erweitert werden, um dieses Volumen zu erhöhen. Zudem wird gerade die Ringstraße um Antwerpen herum geschlossen. Damit will man den hafeninternen Verkehr entflechten und die Hafenunternehmen besser an die Straßeninfrastruktur anbinden, weil ein großes Nadelöhr wegfällt. 

Seit kurzem kann Antwerpen-Zeebrugge für sich behaupten, der erste Hafen der Welt zu sein, der sein ganzes Areal mittels Drohnen überblickt und so rasch Anomalien am Boden feststellen kann. „Das trägt sehr zum sicheren Hafenbetrieb bei“, betont Holzhammer. Mit drei autonomen Drohnen und insgesamt 18 Flügen wird täglich das gesamte Hafenareal überflogen. 

Was die nahe Zukunft betrifft, so will Holzhammer in Österreich im kommenden Jahr sehr aktiv auf industrielle Verlader zugehen und für beide Häfen kräftig die Werbetrommel rühren. Auch in Ungarn tun sich neue Chancen auf, zumal dort nicht weniger als fünf neue Batterie-Werke gebaut werden und sich dadurch intermodales Ladungspotenzial für beide Häfen ergeben könnte.   


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