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Mehr Volumen und höhere Kosten

Foto: Pixabay.com / Music4Life
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Österreichs Logistiker profitieren von der guten Konjunktur und befördern mehr Güter. Doch die Margen stehen unter Druck. Preiserhöhungen stehen im Raum. Verkehr hat mit heimischen Logistikern über ihre Geschäfte, politische Entwicklungen und Chancen gesprochen.

von: Josef Müller

Die Wirtschaft in Österreich floriert und beschert der heimischen Logistikbranche steigende Volumina. Das betrifft sowohl den Land- als auch den See- und Lufttransport. Das ist die erfreuliche Seite der Entwicklung, doch jedes Medaillon hat bekanntlich zwei Seiten. Die weniger erfreuliche Nachricht ist, dass Engpässe beim Personal (zum Beispiel Lkw-Fahrern), Umschlagflächen und Ressourcen bei den Carriern spürbar werden. Das wiederum schlägt sich in höheren Kosten nieder. Verkehr hat sich in der Branche umgehört und der Tenor lautet: Es läuft nicht schlecht, doch die Margen stehen unter Druck, weil die Preise nicht im gleichen Maß auf dem Markt durchsetzbar sind, wie die Kosten steigen.

Rail Cargo Group

"Das Jahr 2018 ist für die gesamte Logistikbranche herausfordernd. Trotzdem werden wir auch heuer wieder ein klar positives Ergebnis im mittleren zweistelligen Bereich verbuchen", kündigt Clemens Först, Sprecher des Vorstands der Rail Cargo Group (RCG), gegenüber Verkehr an. Dieser Erfolg sei möglich, weil die Wirtschaft weiterhin gesund wachse und es der RCG 2018 gelinge, die Mengen deutlich über dem Wirtschaftswachstum zu steigern, ergänzt der Manager. Auch wenn die RCG "im Vergleich zu vielen anderen Güterbahnen noch Gewinne schreibt, befinden wir uns an einem kritischen Punkt: Die Margen sind niedrig", so das Fazit von Först. Gleichzeitig sind massive Investitionen notwendig. Zum Beispiel müsste in die Ausbildung von Triebfahrzeugführern, in den Bereich Digitalisierung sowie in die Anschaffung von neuen Lokomotiven und Waggons investiert werden. "Das heißt für uns, dass wir einerseits weiterhin jeden erdenklichen internen Hebel in Bewegung setzen müssen und andererseits im hohen einstelligen und oft im zweistelligen Bereich die Preise erhöhen werden", avisiert Först den Güterbahnkunden.

Etablierter Anbieter
Einige Beispiele zeigen, dass sich die RCG als führender End-to-End-Schienenlogistiker in Europa etabliert hat. Neue Produkte wie eine Shuttle-Verbindung für konventionelle Wagenladungen zwischen dem Ruhrgebiet und Österreich werden gut vom heimischen Markt aufgenommen. RCG hat in diesem Jahr seinen Eigenproduktionsradius in Deutschland weiter ausgedehnt und das Operator-Netzwerk systematisch erweitert. Först: "Wir sind seit 2017 über die europäischen Grenzen hinweg erfolgreich unterwegs." Die Verkehre zwischen Asien und Europa laufen regelmäßig, und in diesem Jahr werden es 400 Zügen werden, die auf dieser Relation auf der Schiene rollen werden. 2018 wurde auch der innovative Plattformwaggon TransANT entwickelt, dessen Konzept einen neuen Standard am Güterverkehrsmarkt setzt. TransANT bietet einen Zuladungsvorteil von bis zu vier Tonnen und ist durch seine flexiblen Aufbauten sowohl für verschiedene Branchen als auch gleichzeitig im Einzelwagenverkehr einsetzbar.

Zukunftsfähigkeit
Mit Blick auf 2019 wird RCG grundsätzlich die Wachstums- und Internationalisierungsstrategie fortsetzen und den Fokus verstärkt auf das Thema Zukunftsfähigkeit richten. Darunter sind Investitionen für die Kunden in der verladenden Wirtschaft zu verstehen, aber auch Investitionen sowohl in Triebfahrzeuge inklusive Triebfahrzeugführer als auch in den Wagenpark. Außerdem sollen 2019 massiv Digitalisierungsmaßnahmen gefördert werden. Bis Ende 2020 werden rund 13.700 RCG-Waggons mit GPS ausgestattet sein, was den Kunden zugute kommt und die betriebsinterne Produktivität erhöht. Diese Investitionen in die Zukunftsfähigkeit müssen aber zuerst einmal verdient werden. "Wir setzen auf das Verständnis unserer Kunden bei den anstehenden Preiserhöhungen", so Först. Die von China forcierte "Neue Seidenstraße" sieht man bei der RCG als eine große Chance für Österreich und Europa. Österreichs Wirtschaft könne dadurch besser und direkter von einem riesigen und zum Teil rasch wachsenden Markt profitieren. Die RCG sei bereits erfolgreich in diesen neuen Markt vorgedrungen und auf allen drei Seidenstraßenrouten land- und seeseitig aktiv, betont Först.

Musterland Österreich
In Sachen verkehrspolitischer Nachhaltigkeit sei Österreich ein Musterland. Generell profitieren nicht nur alle im Schienengüterverkehr tätigen Eisenbahnverkehrsunternehmen (EVU), sondern auch die heimische Bevölkerung von den guten verkehrspolitischen Rahmenbedingungen. Die moderne Infrastruktur, Terminalförderungen oder auch Beihilfen für den Schienengüterverkehr zeigen ihre Wirkung: Der Anteil der Bahn am Modal Split im Güterverkehr liegt in Österreich bei rund 30 Prozent, in Europa bei rund 18 Prozent. Doch so rosig, wie es scheint, ist die Bahnwelt nicht, weil unterschiedliche betriebliche, infrastrukturelle und technische Standards große Herausforderungen für den grenzüberschreitenden Bahnverkehr bedeuten. Hier gelte es, länderübergreifende einheitliche Voraussetzungen zu schaffen. Eine große Zahl von Güterbahnen habe deshalb gemeinsam eine europäische Strategie für den Schienengüterverkehr entwickelt mit dem Ziel, den Anteil der Schiene am europäischen Güterverkehrsmarkt auf 30 Prozent zu erhöhen. Först: "Die RCG agiert dabei als treibende Kraft." Der digitale Umbruch verändert auch die Welt der Logistik. Die Digitalisierung wird bei der RCG als Chance gesehen, multimodale Verkehrskonzepte einfach und für die breite Masse der Versender zugänglich zu machen. Bahnintern bietet sie die Chance, die Prozesse und Kundenschnittstellen zu optimieren und damit die Wettbewerbsfähigkeit weiter auszubauen. Die große Herausforderung für die Bahn ist, mit der Innovationsgeschwindigkeit der Straße mitzuhalten. "Dort werden neue Technologien wie Platooning und das autonome Fahren die Kosten deutlich senken", schätzt Först die Entwicklung ein.


Gebrüder Weiss

Bei Gebrüder Weiss hat sich dank einer stabilen Wirtschaftsentwicklung das Geschäft in diesem Jahr bisher "äußerst positiv entwickelt, speziell im Bereich Landverkehr. Im Luft- und Seefracht- bzw. im Überseebereich haben wir 2017 auf Veränderung und Eigenentwicklung gesetzt", erklärt Wolfram Senger-Weiss, Mitglied des Vorstands bei Gebrüder Weiss, gegenüber Verkehr. Man befinde sich im Rahmen der Jahresziele. Dank der guten Konjunktur verzeichnet Gebrüder Weiss ein Mengenwachstum in den meisten Bereichen. Senger-Weiss: "Dies führt allerdings auch zu Engpässen beim Personal, bei den Umschlagflächen, den Frächtern sowie zum Platzmangel bei Carriern. Außerdem bewirkt es steigende Kosten." Das Unternehmen forciert den Ausbau bestehender Standorte von Österreich und Deutschland über Osteuropa bis in den Kaukasus. Das Luft- und Seefrachtnetz wurde in diesem Jahr um den Standort in Stuttgart erweitert. Im Bereich Home Delivery (B2C) wurden die Serviceleistungen in Mittel- und Osteuropa weiter ausgebaut. Bei der Anlieferung zum Endkunden übernimmt Gebrüder Weiss beispielsweise auch den Aufbau von Möbeln und den Anschluss von Elektrogeräten. Senger-Weiss: "Mittelfristig planen wir, diese Services auf weitere Länder Osteuropas auszuweiten." 

Gebrüder Weiss will weiter expandieren 
Das Unternehmen will weiter expandieren. 2017 wurden neue Standorte in den USA, Asien und Deutschland eröffnet. "2019 werden diese weiterentwickelt und gefestigt, so wie uns das in Südosteuropa gelungen ist", sagt Senger-Weiss. Außerdem wird ein Generationenwechsel vollzogen, aus dem das Unternehmen, eigenen Angaben zufolge, gestärkt hervorgehen will. In Zentral- und Osteuropa wird das Geschäft weiter ausgebaut, um bestmöglich gerüstet zu sein, sollte sich die Konjunktur abschwächen. Hinsichtlich des Schreckensgespenstes Brexit bereitet man sich auf unterschiedliche Szenarien vor. Senger-Weiss: "Für die direkten Auswirkungen werden wir entsprechende Lösungen finden. Ein harter Brexit würde sich sicherlich negativ auf die gesamte Wirtschaftssituation in Europa auswirken." Chinas Belt and Road Initiative (BRI) sieht der Manager als das größte Infrastruktur-Entwicklungsprojekt der Welt, das europäischen Unternehmen gute Chancen eröffne. Gebrüder Weiss verfolgt schon seit vielen Jahren seine eigene Seidenstraßen-Strategie und ist in zentralasiatischen Ländern bereits präsent. Für Arbeitsplätze und Wertschöpfung in Österreich wäre es wichtig, einen direkten Zugangspunkt zum Breitspurbahnnetz zu bekommen, damit Österreich nicht zum Transitland auf der "Neuen Seidenstraße" wird. In Sachen Verkehrspolitik stehen für Senger-Weiss viele richtige Punkte im Regierungsprogramm. Wichtig sei, dass dieses auch abgearbeitet und umgesetzt wird. Zu den großen Herausforderungen vor dem Hintergrund der Innovationstechnologien (Digitalisierung, Künstliche Intelligenz und Co.) zählen für Senger-Weiss Mengenwachstum und der Umgang mit diesen neuen Technologien. "Allerdings haben viele oft noch nicht die ausreichende Marktreife erreicht. Wir beschäftigen uns intensiv mit den neuen digitalen Möglichkeiten. Wir betrachten diese nicht als disruptiv. Wir passen unsere Prozesse Schritt für Schritt entsprechend an", sagt Senger-Weiss. 

Quehenberger Logistics

Bei Quehenberger Logistics lief die Geschäftsentwicklung im heurigen Jahr bisher sehr positiv. "Wir haben unsere Ziele erreicht, wobei es einige Unterschiede in den einzelnen Bereichen gegeben hat. Die größten Zuwächse hat es in Osteuropa gegeben und hier vor allem im Bereich Kontraktlogistik", bilanziert Klaus Hrazdira, Chief Operating Officer bei Quehenberger Logistics, gegenüber Verkehr. Das Volumen habe sich sehr positiv entwickelt, was sich aber in beinahe allen Bereichen mit entsprechend höheren Produktionskosten niederschlägt. Einerseits spürt man die höheren Treibstoffkosten. Auch der Personalmangel und die dadurch steigenden Löhne (sowohl was die Lkw-Fahrer als auch die Mitarbeiter im Lager und Büro betrifft) machen sich bemerkbar. Dazu sind Lagerflächen wegen höheren Baukosten teurer geworden. Die Gruppe hat sich in diesem Jahr stark auf das Thema Retail fokussiert und hier von Österreich ausgehend dedizierte Distributionslösungen auf die Beine gestellt. Dies trifft vor allem für die Retailer in den Bereichen Fashion, Lebensmitteleinzelhandel und Konsumgüter zu. 

Ausbau des Netzes 

2019 wird das Retail-Netz weiter ausgebaut. Zudem sollen weitere Produkte für verschiedene Branchen lanciert werden. Dem Brexit sieht man wenig aufgeregt entgegen: Transporte von und nach Großbritannien haben aufgrund der regionalen Aufstellung für Quehenberger Logistics, nach den Worten von Hrazdira, nur eine untergeordnete wirtschaftliche Bedeutung. In einzelnen Bereichen arbeitet man in Großbritannien mit einem Distributionspartner zusammen. Die Konzepte werden nach dem Brexit adaptiert, wenn klar sei, wie dieser letztendlich über die Bühne gehen soll. "Aufgrund unserer überdurchschnittlich hohen Zollkompetenz durch unsere Tochterfirma L+Q sehen wir das Thema aber eher als Chance für uns." 

Verschiebung der Handelsströme 
Durch die chinesische "Neue Seidenstraße" werde es zu einer weiteren Verschiebung von transatlantischen Handelsströmen zu eurasischen Handelsströmen kommen. "Wir tragen diesem in unserem Unternehmen mit einer Stärkung der Infrastruktur entlang der 'Neuen Seidenstraße' Rechnung und haben in diesem Jahr eine neue Landesorganisation in Kasachstan in Almaty eröffnet", erklärt Hrazdira. In diesem Zusammenhang wird die bestehende Organisation in Russland, Weißrussland und der Ukraine verstärkt. Verkehrspolitisch sind aus Sicht von Hrazdira einige Themen auf dem richtigen Weg, spannend könnte aber zum Beispiel das Thema Mobilitätswende werden. "Aus unserer Sicht sind die Ansätze hier noch viel zu theoretisch und werden mögliche Potenziale nicht gehoben. Unser Wunsch wäre es, Nachhaltigkeit und technische Lösungen gemeinsam und ohne politische Brille zu betrachten und bestehende Beschränkungen zu überdenken", sagt Hrazdira. Als Beispiele gelten der Lang-Lkw, die höchstzulässige Tonnage oder die auf 60 km/h festgelegte Beschränkung für Lkw, die über Nacht fahren. Die Digitalisierung steht im Unternehmen an oberster Stelle. "Wir haben zu diesem Thema mit namhaften Partnern entsprechende Projekte gestartet, deren erste positive Resultate wir für 2019 erwarten", so Hrazdira. 

Lagermax

Bei Lagermax in Salzburg hat sich das Geschäft in diesem Jahr nach eigenen Angaben prächtig entwickelt. "In nahezu allen Geschäftsbereichen hatten wir erfreuliche Auftragseingänge", erklärt Herbert Weber, Geschäftsführer der Lagermax Internationale Spedition, gegenüber Verkehr. Das sei auch noch für das letzte Quartal in diesem Jahr zu erwarten. Die gute Nachfrage habe aber in manchen Bereichen große Anstrengungen erfordert. Die Personalsituation ist angespannt, es fehlt an Lkw-Fahrern in den internationalen und auch in den Nahverkehren, aber es fehlt auch allgemein an Fachkräften, bedauert Weber. Eine Verbesserung der Situation zeichne sich derzeit nicht ab, eher sei mit einer weiteren Anspannung zu rechnen, prognostiziert der Manager. Das Aufkommen am Markt ist kontinuierlich angestiegen, die Auftragslage der Kunden sei erfreulich und stabil. Die steigenden Kosten, vor allem im Ladungs- und Teilladungsverkehr sowie im Stückgutbereich, erforderten dringend eine Anpassung der Raten. In der Speditions- und Transportbranche wird seitens der Kunden erwartet, dass man jeweils auf die Mengenentwicklungen passende Antworten und Lösungen parat hat. Der Wettbewerb ist nach wie vor sehr hart, es bedürfe daher einer Verbesserung der Konditionen. 

Angebote für die "Last Mile" 
Lagermax hat sich in diesem Jahr offensiv mit neuen Produkten in der Kontraktlogistik beschäftigt. So wurden für namhafte Auftraggeber aus der Automotiv-Industrie Systemverkehre mit Fokus auf JIS/JIT entwickelt. Die Produktpalette wurde zudem für die "Last Mile" erweitert. Weber: "Wir lagern, liefern und bieten zusätzlich Dienstleistungen am point of sale (POS) wie Aufbau- und Zustelldienste an. Ein tieferer Eintritt in die Abläufe der Kunden ist absolute Zielsetzung unseres Hauses." Für das kommende Jahr ist eine Konsolidierung vorgesehen. Einige Bereiche wie Warehousing und Distribution werden erweitert, bei den Lkw-Verkehren will man ausreichend Kapazitäten sicherstellen. Außerdem werden die Netzwerke innerhalb der Gruppe reorganisiert und ausgebaut. Das One-Stop-Shopping-Geschäft wird intensiviert, und mit neuen Produkten will man sich in neue Nischen hineinarbeiten. 

Brexit und die "Neue Seidenstraße" 
Dem Brexit sieht man bei Lagermax gelassen entgegen. "Wir gehen davon aus, dass eine tragbare politische Lösung und kein harter Brexit zustandekommt. Allerdings rechnet man nach dem Brexit mit weniger Volumen von und nach Großbritannien, weil viele Firmen schon in Richtung europäisches Festland abgewandert sind bzw. abwandern, wie Weber beobachtet. Deshalb seien die Auswirkungen zum jetzigen Zeitpunkt nicht absehbar. "Wir glauben nicht, dass der Güterverkehr massiv beeinträchtigt wird, möglicherweise wird es Anfangsschwierigkeiten geben", sagt Weber. Die Wiedereinführung einer Zollabfertigung muss von den englischen Partnern und Kunden vorbereitet werden. Auch die "Neue Seidenstraße" wird mit Sicherheit deutliche erkennbare Veränderungen mit sich bringen. Österreich sollte dabei eine aktive Rolle einnehmen, empfiehlt Weber. Vor allem der Korridor zwischen Piräus und Wien wird an Bedeutung gewinnen. Die Breitspur von Bratislava bis Wien ist essenziell und sollte dem Logistikstandort Österreich helfen, verstärkt Transport- und Logistikaufgaben zu übernehmen. Weber: "Die Auswirkungen schätzen wir in jedem Fall positiv ein." Die verkehrspolitische Entwicklung in Österreich lässt für Weber noch immer zu wünschen übrig. Die Forderungen der Transportwirtschaft sind seit Jahren dieselben: hohe Kosten, der Nacht-60er, Fahrverbote oder der Ausbau der Verkehrswege. Es wäre an der Zeit zu erkennen, dass Transport und Logistik ein ernstzunehmender Bereich der Wirtschaft sind. 

Keine Zukunft ohne Digitalisierung 
Blickt Weber in die Zukunft, so werden Prozesse ohne digitale Unterstützung nicht mehr machbar sein. Robotik oder 3D-Druck sei bisher nicht so breit erkennbar, allerdings könne man davon ausgehen, dass sowohl Roboter wie auch 3D-Drucker in den Alltag der Logistik einkehren werden. Gewisse Abläufe, wie beispielsweise in der Lagerlogistik, können mit Sicherheit besser zu jeder beliebigen Stunde von Automaten erledigt werden. Weber betont: "Die Dienstleister werden gemeinsame Plattformen suchen müssen, um sich untereinander früher und vor allem effizienter auszutauschen." 

UnitCargo

Davor Sertic, CEO von UnitCargo, bezeichnet 2018 als ein Rekordjahr. "Nach unserem sehr erfolgreichen Jahr 2017 mit 34 Millionen Euro Umsatz hat sich das heurige Jahr zu einem erneuten Rekordjahr entwickelt - wir werden die 40-Millionen-Euro-Marke knacken", resümiert Sertic gegenüber Verkehr. Neue Kunden in Skandinavien, Deutschland und Benelux sowie die forcierte Optimierung und Digitalisierung der Prozesse sind der Grund für die erfolgreiche Entwicklung. UnitCargo erweitert das Länderportfolio in den baltischen Länder, weil sie in die Skandinavien-Korridorstrategie passen und zusätzliches Volumen versprechen. Der langjährige Preisverfall hat sich stabilisiert, was mit den Kapazitätsmängeln auf dem Markt (Lkw-Fahrermangel) zusammenhängt. Sertic. "Der Wettbewerb wird immer härter. Durchsetzen wird sich derjenige, der mit Kapazitäten Kundenwünsche erfüllen kann." UnitCargo hat in diesem Jahr eine neue Niederlassung in Novi Sad in Serbien eröffnet und viel in die IT- und Softwareinfrastruktur investiert, um mehr Prozesse von den Kunden übernehmen zu können. 2019 wird das IT-Budget sogar verdoppelt. Außerdem will das Unternehmen in den Ausbau der bestehenden Niederlassungen in Polen, der Slowakei, in Rumänien und Bulgarien sowie Serbien investieren. Dadurch werden die Lkw-Kapazitäten um 30 bis 40 Prozent gesteigert. Das Lager in Sofia wird ebenso ausgebaut, zumal das Bulgarien-Geschäft gut läuft und sich der Umsatz in den vergangenen fünf Jahren verdoppelt hat. Täglich werden hier 40 Lkw umgeladen. Künftig können an sechs Rampen noch mehr Lkw abgefertigt werden. Vom Brexit erwartet sich Sertic keine Auswirkungen auf sein Unternehmen weil dieser Markt nur teilweise bedient wird und nach dem Brexit möglicherweise viel Geschäft auf den Kontinent abwandert, was positive Auswirkungen haben könnte. 

Österreich muss sich entscheiden 
Was das Seidenstraßen-Projekt betrifft, so sollte sich Österreich als kleine Volkswirtschaft entscheiden, ob es diese Entwicklung als Zuseher beobachten oder aktiv partizipieren will. "Als Logistiker sehe ich das klar: -Österreichs Logistikunternehmen sind ausgezeichnet positioniert, haben international Erfahrung und exzellentes Know-how. Wir müssen diese Chance ergreifen", sagt Sertic euphorisch. Was die Auswirkungen auf Europas Logistikbranche betrifft, wird die Realisierung der "Neuen Seidenstraße" die kontinentalen Hubs im Vergleich zu den Seehäfen deutlich aufwerten. "Wir haben die Chance, den Begriff 'Österreich als Drehscheibe' mit zusätzlichem neuen Leben zu füllen", so Sertic. Als Logistikunternehmer sieht er die primäre Aufgabe des Verkehrsministers darin, die heimische Verkehrswirtschaft in Österreich und Europa breit aufzustellen und abzusichern. Das reicht vom rechtlichen Rahmen bis zur Bereitstellung zeitgemäßer, wettbewerbsfähiger Infrastrukturen für alle Verkehrsträger. Es brauche diesen Rahmen, um den Modal Split abzusichern, für die Wirtschaft das logistische Rückgrat zu stützen und die Klimapolitik zu fördern. "Ich sehe die Logistikwirtschaft in einer Umbruchphase. Wir werden mit neuen Werkzeugen und Techniken konfrontiert", sagt Sertic. Manche erwarten, dass Logistik 4.0 bedeutet, dass die Ware sich selbst den Weg sucht und Logistikunternehmen damit teilweise obsolet werden. "Ich selbst bin überzeugt, dass der Umbruch für uns ein Aufbruch ist: Unsere Kunden und Auftraggeber werden nach wie vor die hochwertige persönliche Beratung suchen und ich behaupte sogar benötigen", betont Sertic. Zu den Herausforderungen zählt auch die Ausbildung junger Menschen, wobei nicht nur tradiertes Wissen vermittelt gehört, sondern auch digitale Perspektiven berücksichtigt werden sollten. Hier laufen gemeinsame Arbeiten. "Ich begrüße das Bestreben, Logistikaspekte in geeigneten Schulen in den Unterricht aktiv einzubringen." 

cargo-partner

Bei cargo-partner ist man generell mit dem bisherigen Geschäftsgang in diesem Jahr zufrieden. "Wir profitieren natürlich von der allgemein positiven Marktlage. Auch wenn sich die aktuell steigenden Konjunkturzahlen etwas entspannt haben, sehen wir uns bei der Zielerreichung auf einem guten Weg", betont Stefan Krauter, CEO von cargo-partner, gegenüber Verkehr. "Für 2018 werden wir unser Vorjahresergebnis ohne Weiteres erreichen - wir rechnen sogar mit einer Steigerung", prognostiziert der Manager. Der Ausbau der Kontraktlogistikkapazitäten laufe erfolgreich und man sieht darin ein nachhaltiges Investment in die Zukunft sowie eine wichtige Verbreiterung des Service-Portfolios. Dass der österreichische Markt stark umkämpft ist und die Margen unter großem Druck stehen, weiß man auch bei cargo-partner. Krauter: "Die leicht rückläufigen Margen haben wir aber durch Produktivitätsfortschritte in einem sich positiv entwickelnden gesamtwirtschaftlichen Umfeld klar überkompensiert." Nach 2017 soll laut Krauter auch 2018 ein Jahr mit einer allgemein positiven Entwicklung auf dem Markt und den damit verbundenen Volumensteigerungen werden. 

Neue Standorte 
In diesem Jahr wurde der Bau des modernen iLogistics-Centers in Bulgarien mit 16.500 m² Lagerfläche abgeschlossen und das neue iLogistics-Center in Holzbauweise in Fischamend mit 12.200 m² Gesamtfläche eröffnet. Die Erweiterung des Logistikzentrums in Dunajská Streda mit einer weiteren Ausbaustufe um 4.000 m² kommt ebenfalls voran. In Ljubljana wird 2019 ein neues Lagerhaus auf einer Fläche von 25.000 m² eröffnet. Erst vor kurzem wurden die Kapazitäten in Hongkong erweitert und ein neues Lager mit 3.000 m² Lagerfläche eröffnet. Auf der Agenda steht derzeit der Markteinstieg in Italien und der Türkei mit Niederlassungen in Istanbul und Mersin. cargo-partner unterstützt Initiativen, um dem Klimawandel entgegenzuwirken. Zu diesem Zweck hat sich das Unternehmen einer Reihe von Initiativen angeschlossen, wie beispielsweise dem Projekt "Logistik 2030+" oder dem Council für nachhaltige Logistik. Beim Bau der Standorte (wie jenem in Fischmend) und beim Transport versucht das Unternehmen, die Umwelt zu schonen. 

Auf die "Neue Seidenstraße" setzen 
cargo-partner setzt auf die "Neue Seidenstraße". Das Feedback der Kunden sei überaus positiv, so Krauter. Es sei noch zu früh zu beurteilen, wie sich das Seidenstraßen-Projekt auf die Logistikbranche auswirken wird, aber eines sei schon jetzt klar: Eine alternative Route, die eine Zeitersparnis gegenüber dem See- und einen Preisvorteil gegenüber dem Luftweg verspricht, bietet eine neue Chance. Vorläufig gibt es noch Kapazitätsengpässe und China wird viel Geld in den Ausbau der Infrastruktur stecken müssen, wenn es seine geplanten Ziele erreichen will, schätzt Krauter. Zu den Risiken bei diesem Projekt zählen beispielsweise die infrastrukturellen Mängel am polnischen Grenzübergang Malaszewicze/Brest und das Ungleichgewicht beim Containervolumen zwischen China und Europa. Die politischen Verwerfungen im ukrainisch-russischen Grenzgebiet seien zusätzlich ein potenzieller Risikofaktor bei den Seidenstraßen-Ambitionen. 

In Innovationen investieren 
Die Genehmigung zum Bau der dritten Piste auf dem Wiener Flughafen sieht Krauter als positives Signal und starkes Zeichen zur Absicherung des Wirtschaftsstandorts Österreich. "Standortpolitisch haben wir schon sehr viel durch die Steigerung unserer viel zu hohen Steuerquote von fast 50 Prozent verloren. Jeder weiß, dass wir unsere Steuern und Förderungen zurückfahren müssten und dass unsere auf die Reichweiten von Tagesritten dimensionierte Bezirks- und Landesverwaltung im Zeitalter des Internets und der Digitalisierung viel, viel schneller zentralisiert werden müsste", gibt Krauter zu bedenken. Das gehe aber politisch einfach nicht durch. Fortschritt braucht Mut zum Neuen. In der Logistikbranche werde oft vorsichtig mit neuen Innovationen umgegangen, doch echter Fortschritt könne nur dann geschehen, wenn man sich über das Bekannte hinauswagt. cargo-partner beweist Mut zum Neuen und führt neue Angebote ein. So bietet das Unternehmen seit kurzem ein eigenes Vendor-Management-Service an. Krauter: "Mit diesem Service helfen wir Kunden sicherzustellen, dass Lieferungen pünktlich und vollständig eintreffen, unabhängig davon, welche Transportdienstleister involviert sind." Das Unternehmen investiert gezielt in ausgewählte neue Technologien und strebt mit der Implementierung derselben nach einem Mehrwert für seine Kunden. Mit der selbstentwickelten Cloudbasierten Supply-Chain-Management-Plattform SPOT werden seit dem Jahr 2000 Waren- und Informationsflüsse entlang der gesamten Lieferkette optimiert. Die Nutzung und laufende Optimierung von Künstlicher Intelligenz und Digitalisierung sind Tendenzen, die sich fortsetzen werden und spannende Entwicklungen bereithalten - auch im Logistikbereich. Bei Robotik und dem 3D-Druck werde die Marktreife aus Krauters Sicht noch einige Zeit benötigen. Eine Sache sei jedoch klar: Jede dieser Technologien sei wertlos ohne entsprechend qualifizierte und weitergebildete Mitarbeiter dahinter. Logistikunternehmen werden künftig mit persönlichem Service punkten müssen. "Diese zwei Prämissen sind unserem Unternehmen wichtig und ein Schlüssel bei der Umsetzung unserer Ziele", erklärt Krauter.


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