News

Logistikzentren als große Chance für Kärnten

Kärnten kann von Investitionen in Bahnlogistikzentren überproportional profitieren (v.l.): WK-Präsident Jürgen Mandl, Studienautor Christoph Schneider und Wirtschaftslandesrat Sebastian Schuschnig.
Fotos: WKK / Studio Horst
„Die Weichen müssen vor Eröffnung der Koralmbahn 2025 gestellt werden, um den Logistikstandort Kärnten zu stärken und unser Bundesland zu einer Drehscheibe im Güterverkehr zu machen“, betonte WK-Präsident Jürgen Mandl (Mitte) beim heutigen Pressegespräch mit Wirtschaftslandesrat Sebastian Schuschnig (li.) und Studienautor Christoph Schneider (re.).
Fotos: WKK / Studio Horst

Kärnten würde von Investitionen in Logistikzentren überproportional profitieren – das zeigt eine aktuelle Studie der Wirtschaftskammer Kärnten und des Landes Kärnten. Gemeinden in der Nähe eines Terminals entwickeln sich deutlich besser. Auch Wirtschaft und Umwelt profitieren durch mehr Arbeitsstätten und die Verlagerung des Verkehrs auf die Schiene.

Mit der Eröffnung der Koralmbahn Ende 2025 liegt Kärnten am Schnittpunkt zweier wichtiger EU-Güterzugkorridore: der Baltisch-Adriatischen Achse von der Ostsee zu den Adriahäfen und dem Westbalkan-Korridor, der über die Alpen bis nach Bulgarien führt. „Daher müssen jetzt die Weichen gestellt werden, um den Logistikstandort Kärnten zu stärken und unser Bundesland zu einer Drehscheibe im Güterverkehr zu machen“, so WK-Präsident Jürgen Mandl. Das Logistikzentrum in Fürnitz ist derzeit das einzige in Kärnten. Zum Vergleich: In der Steiermark gibt es mit Kapfenberg, Graz und St. Michael gleich drei Terminals.

Deutliche Zuwächse im Schienengüterverkehr erwartet
Steigende Exporte und Importe sowie eine generelle Verlagerung des Güterverkehrs von der Straße auf die Schiene werden die Nachfrage nach Güterverkehrsleistungen auf der Schiene erhöhen. Je nach Prognose liegt das Wachstum zwischen 2022 und 2030 zwischen 4,5 und 39,2 Prozent. Vor allem schwere Güter wie Metalle, Bergbauerzeugnisse, Holz oder auch Fahrzeuge werden bevorzugt auf der Schiene transportiert, vor allem über längere Distanzen hinweg. „Die geografische Lage Kärntens im Alpen-Adria-Raum ist für Logistikzentren äußerst vorteilhaft. Viele Güter kommen aus oder gehen nach Deutschland, Italien, Süd- und Südosteuropa“, sagte Studienautor Christoph Schneider vom Wirtschaftsforschungsinstitut Economica. Das Terminal in Fürnitz und die Errichtung des Standortes in Kühnsdorf haben aufgrund ihres Einzugsgebiets und des langfristigen Wachstumstrends im Güterverkehr noch erhebliches Ausbaupotenzial. Die Nähe zu den Seehäfen Koper, Triest und Venedig bietet hohe Entwicklungschancen. Schneider: „Die Nachfrage nach Gütertransporten auf der Schiene ist schon heute höher als das Angebot, und die Studie zeigt deutlich, dass sie weiter steigen wird.“

Investitionen in Millionenhöhe geplant
Das Güterterminal in Fürnitz wird in den kommenden Jahren modernisiert und ausgebaut. Insgesamt wollen die ÖBB 166,2 Millionen Euro investieren, davon 72,8 Millionen bis 2029. Außerdem können durch den europaweit einzigartigen Zollkorridor zwischen Fürnitz und dem Hafen Triest Zolltätigkeiten direkt vor Ort in Fürnitz abgewickelt werden. Das Logistikzentrum ist damit eine vollwertige Außenstelle des Triester Hafens. In Kühnsdorf sind für die Erhaltung und den Ausbau des Verladebahnhofs Investitionen von insgesamt 5,8 Millionen Euro vorgesehen, wovon 1,85 Millionen Euro vom Land Kärnten stammen und für den Ankauf des Bahnhofareals aufgewendet wurden. Kühnsdorf ist vor allem für die Forstwirtschaft ein wichtiger Standort. Im Jahr 2019 wurden hier 50.000 Tonnen an Holz verladen. Mandl mahnte zum raschen Handeln: „Die Investitionen müssen zügig erfolgen, sonst haben wir einen klaren Wettbewerbsnachteil. Jede weitere Verzögerung wäre fatal. Deshalb ist es für mich unverständlich, dass diese von den ÖBB immer wieder hinausgetröstet werden.“

Jeder investierte Euro kommt doppelt zurück
Die Auswirkungen von Bahnlogistikzentren sind in vergleichbaren Regionen sehr positiv. Die Standorte rund um Terminals sind vor allem für Industrie, Land- und Forstwirtschaft sowie den Bergbau attraktiv. Die Studie zeigt, dass Gemeinden mit einer Wegzeit zum Terminal von weniger als 20 Minuten besonders profitieren. Die Bevölkerung wächst stärker und es entstehen mehr neue Arbeitsplätze. Dadurch sinkt die Arbeitslosigkeit und auch die Gemeindefinanzen entwickeln sich durch höhere Pro-Kopf-Einnahmen deutlich besser. „Investitionen in gut ausgebaute Logistikinfrastruktur haben einen großen volkswirtschaftlichen Hebel. Jeder eingesetzte Euro bringt bereits bei der Errichtung das Doppelte an regionaler Wertschöpfung. Die vorliegende Studie belegt das so deutlich wie nie zuvor und zeigt, wie wichtig es ist, dass nun alle Partner, von der ÖBB bis zu den regionalen Betrieben, hinter der Entwicklung dieser Infrastruktur stehen. Sie sind ein wichtiger Standortfaktor für Betriebsansiedelungen und steigern die europäische Relevanz des Standorts“, betonte Wirtschaftslandesrat Sebastian Schuschnig. Auch die Zahl der Arbeitsplätze in den Regionen rund um die Logistikzentren verdoppelt sich. Davon profitieren nicht nur die umliegenden Gebiete, sondern das ganze Bundesland. Kärnten weist im Vergleich mit anderen Bundesländern eine geringere Wirtschaftsleistung auf und kann daher von Investitionen in Bahnlogistikzentren überproportional profitieren. Daraus ergeben sich vor allem eine höhere Standortattraktivität für die Industrie, aber auch positive Umwelteffekte durch geringere CO2-Emissionen beim Transport.

Ausbau der Schiene ist das Gebot der Stunde
Der Schienengüterverkehr ist in der Regel klimafreundlicher und sicherer als der Transport auf der Straße. Zudem ist der Ausbau der Transportkapazitäten dringend notwendig, um die gesetzten Klimaziele zu erreichen. Infrastrukturprojekte haben im Allgemeinen lange Vorlaufzeiten und sind mit hohen Kosten verbunden. Ein zügiger Ausbau von Logistikzentren wirkt sowohl kurzfristig durch Impulse für die regionale Bauwirtschaft als auch langfristig durch die Verbesserung der Verkehrsinfrastruktur und die Steigerung der Produktivität.


Das könnte Sie auch noch interessieren
Foto: FIEGE Air Cargo Logistics

Mit Künstlicher Intelligenz und dem Internet of Things revolutionieren FIEGE Air Cargo Logistics und die Deutsche Telekom die Luftfrachtabwicklung am…

Weiterlesen
Foto: Joans Wresch

Die Rhomberg Sersa Rail Group (RSRG) ist von der Deutschen Bahn (DB) als Teil des innovativen „Partnerschaftsmodell Schiene“ mit der bahntechnischen…

Weiterlesen
Foto: GEODIS

Der Logistikdienstleister GEODIS stellte vor kurzem seine neue Strategie vor und setzt damit konsequent seinen vorherigen Plan fort. Der Strategieplan…

Weiterlesen
Foto: Garbe Industrial Real Estate

Nur wenige Kilometer nördlich der Hamburger Stadtgrenze entwickelt die Garbe Industrial Real Estate GmbH in Norderstedt eine Logistikimmobilie mit…

Weiterlesen
Foto: Craiss Generation Logistik

Die Craiss Generation Logistik Austria GmbH & Co. KG vollzieht einen bedeutenden Schritt in Richtung nachhaltiger Mobilität. Am Standort Weiz werden…

Weiterlesen
Foto: CMA CGM

Der Rotterdam-Singapore Green and Digital Shipping Corridor (GDSC) hat einen erfolgreichen Pilotversuch zur Betankung von massenbilanziertem…

Weiterlesen
Foto: Hapag-Lloyd

Hapag-Lloyd hat sein neues Büro in Kampala, der Hauptstadt Ugandas, bezogen. Uganda ist strategisch günstig gelegen und bietet hervorragende…

Weiterlesen

Die fünfte Ausgabe der „Energy Transition Innovation Talks“ ging der Frage nach, welche Schritte notwendig sind, um die Energiewende im Verkehr so…

Weiterlesen
Foto: FH OÖ

Ab Herbst 2025 erweitert der FH OÖ Campus Steyr das Angebot des Bachelorstudiums „Internationales Logistik-Management“. Neben dem etablierten…

Weiterlesen

Die Hangler Fahrzeugbau GmbH aus dem oberösterreichischen Pramet lieferte bereits den 20. Diagon Schräglader an Österreichs größtes…

Weiterlesen

Schon gehört?

Der Podcast der Internationalen Wochenzeitung Verkehr in Kooperation mit Julia Schütze.

Hören Sie hier das Interview mit Andreas Matthä, CEO der ÖBB Holding.

Wenn Sie externe Inhalte von w.soundcloud.com aktivieren, werden Daten automatisiert an diesen Anbieter übertragen.

Termine

18. BME-/VDV-Forum Schienengüterverkehr

Datum: 29.01.2025 bis 30.01.2025
Ort: Berlin

FRUIT LOGISTICA 2025

Datum: 05.02.2025 bis 07.02.2025
Ort: Messe Berlin

Manifest Vegas

Datum: 10.02.2025 bis 12.02.2025
Ort: Las Vegas (USA), The Venetian

LogiMAT India

Datum: 13.02.2025 bis 15.02.2025
Ort: BEC, Mumbai, Maharashtra

Mehr Termine

Verkehr im Austria Kiosk

Aktuelle ePaper-Ausgaben der Wochenzeitung Verkehr können Sie direkt im Austria Kiosk kaufen.

Anmeldung zum Newsletter

Herr / Mr  Frau / Mrs