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„Es gibt keinen Bereich, in dem Frauen nicht arbeiten können“

Foto: Verkehr / Helmut Photography
Die Digitalisierung von Frachtdokumenten, wie z. B. den CMR, ist ein Bereich, in dem die Digitalisierung noch Aufholbedarf hat, sagt Plöchl-Krejci
Foto: Verkehr / Helmut Photography

Im Interview mit Verkehr spricht Andrea Plöchl-Krejci über zwei ihrer Herzensthemen: die Digitalisierung und Logistik-Karrieremöglichkeiten von Frauen.

Verkehr: Bevor Sie heuer zu ihrem alten Arbeitgeber DHL Express zurückkehrten, waren Sie als Beraterin bei EY für die Themen Digitalisierung und Transformation zuständig. Wie wollen Sie diese Themen bei DHL Express weitertragen?
Andrea Plöchl-Krejci:
Aufgrund meiner Tätigkeit bei EY kann ich auf viel Wissen zurückgreifen, um verstärkt das Thema Digitalisierung im operationellen Bereich bei DHL Express voranzutreiben, besonders Analytics und Robotic Process Automation (RPA) sind zwei Themen, die mich diesbezüglich akutell sehr beschäftigen.

Die Digitalisierung ist zwar präsent in der Branche, aber es gibt Nachholbedarf. In welchem Bereich muss dringend digitalisiert werden, auch im Sinne der Nachhaltigkeit?
Plöchl-Krejci:
Im Bereich der „Übergreifenden Zusammenarbeit und Vernetzung unterschiedlicher Unternehmen über internationale Transportwege hinweg” ist noch eine ganze Menge aufzuholen. Die Digitalisierung von Frachtdokumenten, wie z.B. den CMR, die Schaffung von Transparenz über den gesamten Transportweg hinweg als auch die Transparenz über Auslastungen der Frachtkapazitäten und damit die Schaffung von Möglichkeiten zur optimalen Nutzung von freien Kapazitäten sind Bereiche, in denen die Digitalisierung noch Aufholbedarf hat. Der entscheidende Faktor für resiliente Lieferketten ist die Transparenz. Durch Analysen großer Datenmengen können bisherige Muster identifiziert, Veränderungen des Status quo in Echtzeit erkannt und Prognosen erstellt werden.

Das Gebot der Stunde sind alternative Antriebe. Welche Schritte setzt DHL Express in diese Richtung?
Plöchl-Krejci:
Dekarbonisierung steht ganz klar im Fokus von DHL Express Austria. Wir arbeiten gerade prioritär an der Elektrifizierung unserer Flotte, indem wir Ladestationen für elektrische Zustellfahrzeuge installieren und sukzessive den Fuhrpark von Diesel auf Elektro umstellen. Darüber hinaus installieren und erweitern wir Photovoltaikanlagen auf den Dächern unserer Standorte, um sowohl den lokalen Tagesbetrieb als auch das Laden der Fahrzeuge so weit wie möglich autark betreiben zu können.

Digitale Lösungen entlasten Umwelt und auch Mitarbeiter. Was sind die spannendsten Innovationen in diesem Bereich?
Plöchl-Krejci:
Die physische Unterstützung durch Exoskelette. Ihr Einsatz wird in Zukunft unseren Mitarbeitern in Sortierbereichen massiv helfen und es v.a. Frauen erleichtern, derartige Tätigkeit ohne Probleme zu bewältigen. DHL Express erprobt Exoskelette aktuell in einem Pilotversuch in ausgewählten Innovations- und Servicecentern. 

„Mit dem Einsatz von Exoskeletten könnte man mehr Frauen in Lagerberufe holen“ – das hört man öfter. Stimmt es?
Plöchl-Krejci:
Ich denke, dass es keinen Bereich gibt, wo nicht auch Frauen arbeiten können. In meinem Bereich sind zahlreiche Frauen sowohl im Lager als auch im Sort beschäftigt – auch als Führungskräfte – und machen ihren Job bestens. Dort, wo Frauen an ihre körperlichen Grenzen stoßen könnten, stellen stationäre Roboter oder auch Exoskelette natürlich eine massive Hilfe dar. Das gilt aber selbstverständlich für alle Mitarbeiter. Neben den technischen Möglichkeiten setzen wir regelmäßig Safety-Aktionen um, mit dem generellen Ziel, die Gesundheit unserer Mitarbeiter zu erhalten und zu verbessern.

Sie sind auch Mitglied des DamenLogistikClubs – was hat Sie motiviert beizutreten? Worin liegt die Stärke des Clubs?
Plöchl-Krejci:
Networking in der Branche sowie das Thema „Frau in der Logistik“ liegen mir sehr am Herzen. Es ist wichtig, das wir Kolleginnen uns gegenseitig unterstützen. Außerdem ist es essenziell, das Bewusstsein dafür auch verstärkt bei jungen Frauen zu platzieren. Das sind manchmal unterschätzte, aber wesentliche Teile des Erfolgs. Die Stärke des Clubs liegt darin, dass Frauen aus unterschiedlichen Bereichen der Logistik wie Speditionen, Bahnen, aber auch Juristinnen und Studentinnen zusammentreffen, einen offenen Austausch im Rahmen von spannenden Veranstaltungen pflegen und dabei einen Einblick in unterschiedliche Unternehmen bekommen. Aber auch der gemeinsame Auftritt als eine Gruppe von Frauen, die für Logistik steht – so können wir in einer doch sehr männerlasti- gen Branche unsere Interessen besser vertreten.

Als erfahrene Transformations-Managerin: Wie würden Sie die Branche in puncto Frauenanteil verändern?
Plöchl-Krejci:
Für mich ist die Logistik durch die mannigfaltigen Themenstellungen (von Prozessoptimierung bis zur Digitalisierung) der spannendste Bereich eines Unternehmens – hier können Frauen viel bewegen. Wichtig ist, frühzeitig auf Frauen zuzugehen und die beruflichen Möglichkeiten vorzustellen; später sind innerbetriebliche Programme zur Förderung von Frauen ein sehr guter Ansatz. Um den Frauenanteil in der Branche weiter zu heben, ist es aber in erster Linie notwendig aufzuzeigen, dass Frauen ebenso alles gleichberechtigt bewältigen können, wie man dies bis heute von Männern annimmt. Und dies zeigen meine Operations-Kolleginnen und ich täglich in unseren operationellen Aufgaben.

Vielen Dank für das Gespräch!


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