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Die „Stolperfallen“ der digitalen Transformation

Foto: Shutterstock / metamorworks
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Spot on: Digitalisierung! In unserer neuen und exklusiven Online-Reihe beleuchtet Businesscoach und Journalistin Anja Kossik dieses Mal den Digitalisierungs-Boom, der die Logistikbranche fest im Griff hat. Als Allheilmittel in herausfordernden Zeiten gepriesen, gilt es aber auch, einen wichtigen Faktor nicht außer Acht zu lassen: den Anwender.

von: Anja Kossik

Das Jahr 2024 wird für die Logistikbranche sicherlich kein leichtes. Führende Experten rechnen im deutschsprachigen Raum mit einer Rezession. Nach den diversen Krisen der vergangenen Jahre, die dem Geschäft der Logistiker einen positiven Schub beschert haben, bleiben in diesem Jahr nicht nur die wirtschaftliche Entwicklung unvorhersehbar, sondern damit verbunden auch die Lagerstände und Auftragslagen extrem volatil.
Die Digitalisierung ist und bleibt auch im Zeichen der diesjährigen schwierigen wirtschaftlichen Gesamtlage DER Megatrend schlechthin in der Transport- und Logistikbranche. Nicht nur internationale Konzerne, sondern auch der Mittelstand springt aufgrund der sich verändernden Marktanforderungen auf den Digitalisierungszug auf. Im Zentrum der meisten Digitalisierungsprojekte stehen dabei die Automatisierung bestehender Prozesse und Systeme sowie das Datenmanagement, die Transparenz von Beständen und die Erweiterung des Produktportfolios um digitale Dienstleistungen.

Hoffnungsträger KI
Seit der Veröffentlichung von ChatGPT und der medialen Aufmerksamkeit, die der KI-basierte Chatbot seitdem genießt, rückt auch das Thema Künstliche Intelligenz immer mehr in den Fokus der Logistiker und wird in den kommenden Jahren noch tiefgreifende Veränderungen bewirken. Mit Daten, die von einer KI ausgewertet werden, erzielen beispielsweise die Prognosen für zukünftige Produktions- und Transportmengen immer mehr Treffsicherheit, wodurch der Einsatz von Ressourcen effizienter gemanagt werden kann. Derartige Aufgaben werden zunehmend von selbstlernenden digitalen Systemen unterstützt oder übernommen.

Potenzial allein nützt nichts
Gebetsmühlenartig wird von Experten und Politikern gleichermaßen der Einsatz von digitalen Technologien als das Allheilmittel schlechthin zur Steigerung von Effizienz, zur Reduktion von Kosten und zur Verbesserung des Kundenservice dargestellt. Doch nicht alles, was für die Branche technisch möglich ist, erzeugt auch automatisch einen Mehrwert. Viele Digitalisierungsprojekte bieten den Unternehmen in der Theorie zwar eine Vielzahl neuer Optimierungsmöglichkeiten, man muss dieses Potenzial aber auch praktisch zu nutzen wissen.

Change a winning system?
Denn nicht jede Einführung einer neuen Software und nicht jeder Einsatz eines neuen digitalen Tools bringt auch tatsächlich sofort das gewünschte Resultat. Häufig dauern Einführungsphasen viel länger als geplant und viele Softwarelösungen bringen nicht die erhoffte Erleichterung. Immer wieder wird in Digitalisierungsprojekten nämlich auf eine ganz einfache Regel vergessen: Verändert sich die IT-Landschaft eines Unternehmens, dann verändern sich auch seine internen Abläufe. Und verändern sich die internen Abläufe, dann muss sich automatisch auch die Organisation mitverändern. Oft wird nämlich vergeblich versucht, einer bestehenden Organisationsstruktur mit ihren eingeübten und etablierten Prozessen und ihren bekannten (aber auch vielfach unbekannten, weil informellen) Schnittstellen eine neue, digitale Lösung gewissermaßen „überzustülpen“. Und dann beginnt es im Getriebe so richtig zu knirschen.

Es steht und fällt mit dem User
Erfahrungsgemäß tragen digitale Lösungen dazu bei, dass Entscheidungswege im Unternehmen kürzer und Hierarchien flacher werden. Zuständigkeiten verändern sich, neues Wissen muss erlernt werden. Der Servicegedanke rückt immer weiter in den Mittelpunkt aller unternehmerischen Leistungen. An diese grundlegenden Veränderungen muss sich auch eine Organisation erst Schritt für Schritt anpassen. Dieser Anpassungsprozess ist allerdings kein Selbstläufer. Leider wird viel zu oft völlig unterschätzt, dass – neben aller technologischen Neuerung – auch für die Veränderung der Menschen, die alle Möglichkeiten diese Technologie auch zum Vorteil des Unternehmens voll ausschöpfen sollen, letztendlich entsprechend Zeit und Ressourcen aufgewendet werden müssen. Erst die Akzeptanz und Kooperation der Anwender einer Technologie macht diese Neuerung auch zu einem Erfolg.


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