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„Die Pharmalogistik macht 70 bis 75 Prozent unseres Geschäfts aus“

„Wir sind bereits mittendrin in einer Entwicklung, mit der wir das Unternehmen breiter aufstellen wollen“, erklärt Lukas Lassman, Leiter der Pharmalogistik bei Lassmann.
Fotos: Lassmann International
Die Art und Weise, wie Transporte abgewickelt werden sollen, wird wichtiger. Der Lkw führt zwar nach wie vor das Interesse an, aber Bahn-Transporte nehmen zu.
Fotos: Lassmann International

Lukas Lassmann, Leiter der Pharmalogistiksparte von Lassmann International, spricht mit Verkehr über aktuelle strategische Entwicklungen des Unternehmens.

von: Anja Kossik

Die Firma Lassmann war ja immer bekannt für ihre Russland-Verkehre. Was hat Sie dazu bewogen, sich auf Pharmalogistik zu spezialisieren?
Unsere Wurzeln liegen in der Russia Fachspedition, die dieses Jahr auch ihren 50. Geburtstag feiert. Dort lag unser Fokus auf die GUS-Staaten, in denen wir als klassische Spedition tätig waren. Trotzdem sind wir mittlerweile bereits seit 30 Jahren auch für große Kunden im Pharmabereich tätig; diese Sparte tritt nun als Lassmann Pharma Logistics am Markt auf.
Natürlich war auch in der Pharmalogistik lange Zeit unser Schwerpunkt auf der GUS-Region mit Transporten bis nach Zentralasien, also Kasachstan, Usbekistan oder Turkmenistan und Straßentransporte bis in die Mongolei. Dieser Teil unseres Geschäfts ist getrieben durch die Anforderungen unserer Kunden Zug um Zug mitgewachsen. Mittlerweile ist es auch schon zehn Jahre her, dass ich die Leitung dieses Bereichs übernommen und zunehmend auf klassische westeuropäische und südosteuropäische Destinationen erweitert habe. Als klassisches Mittelstandsunternehmen sind wir im Pharmabereich natürlich ein Nischenplayer, wir können bei den Kunden aber mit unserem hohen Qualitätsanspruch punkten. Dabei sind unsere größten Kunden in den DACH-Staaten und in Frankreich beheimatet. Und mit der zunehmenden Ausweitung unserer Relationen auf die europäischen Märkte, aber auch letztendlich bedingt durch den Krieg in der Ukraine hat unsere ursprüngliche Namensgebung einfach nicht mehr gepasst. Heute macht die Pharmalogistik sicherlich 70 bis 75 Prozent unseres Geschäfts aus.

Was hat sich für Ihr Unternehmen sonst noch verändert?
Wir haben beispielsweise in Pandemiezeiten durchaus gemerkt, dass wir als Spezialisten für die Pharmabranche sehr geschätzt und gefragt waren und uns dort einen guten Namen gemacht haben. Wir konnten daher aufgrund der Krisen eine verstärkte Nachfrage beobachten, und Kunden sind proaktiv auf uns zugekommen, um mit uns gemeinsam nach Problemlösungen zu suchen. Vor Corona hat sich der Markt vornehmlich auf den Preis fokussiert. Mittlerweile sind eine entsprechende Branchenexpertise und spezielle Lösungskompetenz zu einem entscheidenden Kriterium geworden.
Sonst sehen wir, dass sich in letzter Zeit der Nachhaltigkeitsgedanke immer weiter durchsetzt. Das war bis vor drei Jahren nicht im Fokus, fließt aber als Kriterium immer häufiger in Entscheidungen und Planungen mit ein. Die Art und Weise, wie Transporte abgewickelt werden sollen, wird wichtiger. Gerade im Pharmabereich sprechen wir, was beispielsweise die Modalitäten anbelangt, zu einem großen Teil von Verkehren auf der Straße. Da waren Bahntransporte lange gar kein Thema. Mittlerweile sehen wir aber, dass die Transporte auf der Schiene etwas häufiger nachgefragt werden. Außerdem beginnen sich auch im Pharmasektor aufgrund des Preisdrucks LTL-Transporte durchzusetzen. Da war viele Jahre lang aufgrund von Sicherheitsüberlegungen überhaupt kein Interesse vorhanden.

Welche Verkehrsträger spielen bei Ihnen außerdem eine Rolle?
Luftfracht ist bei uns aktuell ein sehr wichtiges Thema, denn wir haben gerade ein Tochterunternehmen, die Lassmann Air Freight Logistics, gegründet. Hier sind wir derzeit in der Phase der IATA (International Air Transport Association)-Zertifizierung. Das sollte bis Ende des Jahres abgeschlossen sein, damit wir 2024 unsere operative Tätigkeit aufnehmen können. Wir wollen gerade unseren Kunden im Pharmasegment in Zukunft ein größeres Spektrum an Verkehrsträgern und gegebenenfalls auch maßgeschneiderte Sonderlösungen anbieten können. Denn wir sehen uns ganz sicher nicht als Mitbewerb zu den großen Speditionen auf den Hauptdestinationen. Wir haben beispielsweise im Vorjahr begonnen, mit einem deutschen Hersteller von Passiv- und Vakuumboxen zusammenzuarbeiten. Seit diesem Jahr sind wir auch exklusiver Vertriebspartner für den österreichischen Markt. Das heißt, wir haben auch alle Produkte der Firma vorkonditioniert bei uns in Wien auf Lager und können diese auch anderen Speditionen oder Pharmaunternehmen kurzfristig zur Verfügung stellen. Wir besitzen für unsere langjährigen Partner für bestimmte Relationen auch unser eigenes Spezialequipment und spezielle Trailer. Die werden von den Kunden gerne angefragt, weil sie in dieser Qualität auf dem Markt nur schwer zu bekommen sind.

Welche Destinationen bereiten Ihren Kunden im Moment die größten Probleme?
Bei Verkehren in die GUS-Staaten müssen wir derzeit natürlich immer mit Problemen an den Grenzen rechnen. Wir liefern aber auch regelmäßig größere Mengen von Medikamenten in die Ukraine. Da sind Sicherheitsaspekte und die Frage, wie weit wir überhaupt in die Kriegsregionen kommen, um dort die Medikamente zustellen zu können, immer ein Thema.

Wo soll sich das Unternehmen hinentwickeln?
Wir sind bereits mittendrin in einer Entwicklung, mit der wir das Unternehmen breiter aufstellen wollen. Da hat sich durch Serviceerweiterungen, die Namensänderung und die Gründung neuer Sparten bereits viel in die neue Richtung getan, mit der wir uns als Komplettanbieter und internationaler Spezialist im Pharmalogistiksektor positionieren.


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