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Die Elektrifizierung des Lkws

Foto: Anja Falkenstein
Elektrifizierung auf den großen Straßenachsen hält der baden-württembergischen Verkehrsminister Winfried Hermann für machbar und förderfähig. Ende 2019 könnten dann die ersten Oberleitungs-Lkw anrollen.
Foto: Anja Falkenstein

Oberleitungen, die Hybrid-Lkw auf der Straße mit Strom versorgen, werden als Zukunftsthema gehandelt. In Baden-Württemberg wird Ende 2019 der Pilotversuch eWayBW gestartet. Verkehr sprach mit dem baden-württembergischen Verkehrsminister Winfried Hermann über dieses ehrgeizige Projekt.

von: Anja Falkenstein

Verkehr: Herr Minister Hermann, wann verkehren in Baden-Württemberg die ersten Oberleitungs-Lkw mit ausgefahrenen Stromabnehmern?
Winfried Hermann:
Wenn alles nach Plan läuft, werden bereits im vierten Quartal 2019 die ersten Oberleitungs-Lkw auf der B 462 zwischen Kuppenheim und Gernsbach unterwegs sein. Der Regelbetrieb soll dann ab 2020 laufen und drei Jahre dauern.

Wie viele Lkw pro Tag werden die Oberleitungstechnik nutzen?
Hermann:
Wir gehen aktuell davon aus, dass uns insgesamt fünf Oberleitungs-Lkw zur Verfügung stehen werden. Die Fahrzeuge sind an 365 Tagen im Jahr unterwegs. Somit erreichen wir eine enorm hohe Laufleistung der Lkw von bis zu 200.000 km pro Jahr.

Wird die mit Oberleitungen ausgestattete Fahrspur ausschließlich Lkw zur Verfügung stehen?
Hermann:
Nein. Die Regelhöhe des Fahrdrahts liegt bei 5,12 m. Der Gemeingebrauch in den Elektrifizierungsabschnitten ist also nicht eingeschränkt, alle Fahrzeuge können die B 462 in der gewohnten Weise befahren.

Welche Erkenntnisse erhoffen Sie sich aus diesem Pilotprojekt?
Hermann:
eWayBW zielt auf die Sicherstellung eines zuverlässigen und realitätsnahen elektrischen Betriebs von Oberleitungs-Lkw auf der Pilotstrecke ab. Wir untersuchen dabei Zuverlässigkeit und Funktionalität der Oberleitungsinfrastruktur auf der Straße und verknüpfen diese Technik mit weiteren Zukunftstechnologien. Wir lassen verkehrs- und energietechnische Aspekte erforschen, um einen späteren flächendeckenden Ausbau des Systems zu ermöglichen. Zudem soll ein öffentlich wahrnehmbares Schaufenster im Bereich der Elektromobilität errichtet werden. Das Bewusstsein in der Politik, der Wirtschaft und der Öffentlichkeit soll im Hinblick auf die notwendige Dekarbonisierung des Straßengüterverkehrs gestärkt werden.

Was erwarten Sie von den Verbänden und Spediteuren?
Hermann:
Das Interesse seitens der Spediteure und Verbände an eWayBW ist erfreulicherweise sehr groß. Dies zeigt sich zum Beispiel daran, dass die Pilotstrecke im Murgtal von einem Spediteur proaktiv vorgeschlagen worden ist. Wir haben außerdem den Verband Spedition und Logistik Baden-Württemberg in die Projektorganisation eingebunden.

Inwieweit erachten Sie die Oberleitungstechnik als förderfähig?
Hermann:
Die bisherigen Forschungsergebnisse zeigen, dass die Oberleitungstechnik eine interessante Option für einen klimafreundlichen Straßengüterverkehr darstellt. Wir haben aber noch nicht alle Erkenntnisse, um eine weichenstellende Systementscheidung treffen zu können. Hier leisten die drei in Deutschland vorgesehenen Pilotversuche (auch in Hessen und in Schleswig-Holstein laufen Pilotprojekte) wertvolle Pionierarbeit.

Halten Sie ein bundesweites Oberleitungsnetz für machbar und mehrheitsfähig?
Hermann:
Ich halte eine Elektrifizierung auf den großen Straßenachsen für machbar, bezahlbar und auch für mehrheitsfähig. Eines ist klar: In Anbetracht des freien Warenverkehrs innerhalb der EU wäre eine deutsche Insellösung nicht zielführend. Wir werden daher auch unsere europäischen Partner einbinden.


Die Fortsetzung dieser Story finden Sie in der aktuellen Print-Ausgabe (VK 18/2018) oder im Austria Kiosk.



Weitere Themen in der Ausgabe 18/2018:


- Ein starkes Zeichen für die österreichische Logistik: Der Arbeitsausschuss Logistik zieht nach drei Jahren eine positive Bilanz. Eine Reihe von Maßnahmen konnten umgesetzt werden - aktuell die neue Dachmarke für die heimische Logistik. Welche Schwerpunkte sind für 2018/2019 geplant?

- "2017 war sehr erfreulich": Die Asfinag hat ihren Jahresabschluss für das vergangene Jahr präsentiert. Das Unternehmen konnte einen Überschuss von 709 Millionen Euro erwirtschaften.

- Der saubere kommunale Verkehr: Die IFAT gilt als Leitmesse für Wasser-, Abwasser-, Abfall- und Rohstoffwirtschaft. Auch heuer wieder werden alle namhafte Nutzfahrzeughersteller auf der Messe ihre neusten Modelle präsentieren. Verkehr hat sich einige dieser Neuheiten vorab näher angesehen.

- Der Starship rollt bald an: Shell und die AirFlow Truck Company haben eine Sattelzugmaschine mit Auflieger der US-Klasse 8 vorgestellt. Das Fahrzeug soll neue Maßstäbe bei der Effizienz für Lkw setzen.

- Wünsche an die Politik: Alfons Dachs-Wiesinger, Director Logistic Services bei Magna Steyr.


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