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Die Chinesen kommen !

Foto: Shutterstock.com / Duda Vasilili
Chinesische Automobilhersteller möchten mit ihren Elektro-Autos den europäischen Markt erobern. Ähnliche Bestrebungen können im Elektro-Lkw-Sektor beobachtet werden.
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Während sich europäische Automobilhersteller für den chinesischen Absatzmarkt begeistern, versuchen chinesische Firmen, in der EU Fuß zu fassen. Ähnliche Ambitionen kann man im E-Lkw-Sektor beobachten.


Die Automobilproduktion zählt zu den wichtigsten Industriezweigen osteuropäischer Mitgliedsstaaten. Vor allem westeuropäische Hersteller wie der Volkswagen-Konzern, Daimler oder PSA Peugeot Citroën nutzen die Standortvorteile in den südosteuropäischen Ländern und haben in den vergangenen Jahren wesentliche Teile ihrer Produktion in diese Teile Europas verlagert. Doch der Boom der Elektromobilität stellt nicht nur die europäischen Premiummarken vor große Herausforderungen, er lockt auch ganz andere Player an, die ebenfalls ein Stück vom großen Kuchen ergattern wollen. China beispielsweise ist bereits jetzt der weltweit größte Markt für E-Fahrzeuge. 2017 wurde in der Volksrepublik die Marke von einer Million zugelassener Elektroautos geknackt. Die sogenannten "Plug-in"-Autos haben dort - auch dank des massiven Drucks von staatlicher Seite - mit knapp zwei Prozent den weltweit höchsten Marktanteil. Mehr als 90 Prozent des Bedarfs wird von lokalen Herstellern gedeckt.

Micro-Travelling
Die chinesischen Megametropolen wie Peking oder Shanghai mit ihrem eingeschränkten Platzangebot, der legendären Luftverschmutzung und den täglichen Staus einerseits sowie einer wachsenden Bevölkerungsschicht mit individuellen Mobilitätsbedürfnissen andererseits stellen die treibende Kraft hinter dem Konzept des Micro-Travelling dar. Darunter versteht man Fahrzeuglösungen, die sich am Bedarf einer urbanen Kundenschicht nach kleinen, kostengünstigen und umweltfreundlichen bzw. emissionsfreien Autos für verhältnismäßig kurze Strecken orientieren - smarte Autos für smarte Städte sozusagen. Und genau für diese Anforderungen werden in China vollelektrisch betriebene Mini-Fahrzeuge entwickelt und produziert, wie z. B. der Chery eQ, die EC-Serie des Herstellers BAIC und der Zhidou D2 des gleichnamigen Unternehmens. Zusammen machen diese Fahrzeuge rund ein Viertel des chinesischen Elektrofahrzeugmarkts aus. Die Ninghai Zhidou Electric Vehicle Company ist das auf die Fertigung von Elektrofahrzeugen spezialisierte Tochterunternehmen des chinesischen Automobilkonzerns Zhejiang Geely Holding Group. Die Gruppe ist auch im traditionellen Premiumsegment vertreten, ist sie doch bereits Eigentümer klassischer europäischer Automarken wie Volvo oder Lotus. Offensichtlich will man bei Zhidou, die mit ihrem Microcar-Modell D2 der absatzstärkste Anbieter auf dem chinesischen Markt sind, zukünftig auch in Europa mitmischen. Ende 2017 berichtete das Unternehmen, dass man auf der -Suche nach einem geeigneten Standort für ein Montagewerk ist, in dem ab 2020 rund 3.000 Elektroautos pro Monat vom Band laufen sollen. Ungefähr 400 Millionen Euro will der Hersteller in dieses Projekt stecken, bei dem rund 500 Arbeitsplätze geschaffen werden sollen.

Chinesische E-Lkw
BYD Auto, ein weiterer chinesischer Elektrofahrzeug-Hersteller, hat sich hingegen bereits für einen Standort in Marokko entschieden. Das Unternehmen investiert aktuell intensiv in seine weltweite Expansion. Das bereits in Planung befindliche Werk wird in der neuen Mohamed VI Tangier Tech City errichtet. Die Tech City ist Teil eines chinesisch-marokkanischen Großprojekts zur Errichtung eines "Nordafrikanischen Silicon Valley". BYD will in der 50 ha großen Anlage nicht nur elektrisch betriebene Autos und Batterien fertigen, sondern auch Busse und Lkw bauen. Ihre elektrischen Lkw erobern seit geraumer Zeit den US-amerikanischen Markt. Es ist eine Frage der Zeit, bis das Unternehmen seinen Fokus auf Europa legt. Immerhin produziert das Unternehmen bereits jetzt Busse in Ungarn. Mit dem neuen Werk in Marokko nähert sich das Unternehmen immer mehr der EU. Generell ist in China ein wachsender Markt für elektrisch betriebene Lkw zu beobachten. Auch die FAW Jiefang Automotive Company, ein etablierter chinesischer Lkw-Hersteller, hat im Dezember 2017 ihre erste Produktionsstätte für Elektro-Lkw eröffnet. Am Standort in der östlichen Küstenstadt Qingdao sollen nach Angaben des Unternehmens jährlich 50.000 vollelektrische leichte, mittelschwere und schwere Lkw produziert werden. Es ist zu erwarten, dass diese früher oder später Europa erreichen werden.


Die Fortsetzung dieser Story finden Sie in der morgigen Print-Ausgabe (VK 17/2018) oder im Austria Kiosk.



Weitere Themen in der Ausgabe 17/2018 ( + englische Ausgabe):


- Eine Vernetzungsplattform für Expertinnen in der Logistik: Im Februar 2018 wurde der DamenLogistikClub als gemeinnütziger Verein im Vereinsregister eingetragen. Der Verein möchte Frauen in der Logistik vor den Vorhang holen, sie untereinander vernetzen und unterstützen. Verkehr stellt den Club und die geplanten Aktivitäten vor.

- Auf Konfrontationskurs mit der EU: Zwar wächst die Wirtschaft in den osteuropäischen Staaten stabil, demokratisch bedenkliche Entwicklungen könnten aber für diese Länder zu finanziellen Konsequenzen führen. Die EU­-Kommission denkt derzeit laut über eine Reduktion von Fördermitteln für kooperationsunwillige Staaten nach.

- Die HNA Group darf künftig den Flughafen Plowdiw betreiben: Das bulgarische Transportministerium hat die Konzession für das Betreiben des Flughafens Plowdiw an das chinesisch-niederländische Konsortium HNA Airport Group vergeben. Mit zahlreichen Maßnahmen und Investitionen möchte das Konsortium die Bedeutung des Flughafens steigern.

- Die Elbvertiefung soll heuer starten: Verkehr sprach mit Alexander Till vom Hafen Hamburg Marketing anlässlich des 829. Geburtstages des Hamburger Hafens über die Bedeutung des Hafens für österreichische Export- und Importfirmen, die Strategien des Hafens und auch über die gewünschte Elbvertiefung.

- Russlands Staatsbahnen stocken auf: Die Hochgeschwindigkeitszüge Sapsan von Siemens sind das Aushängeschild der Russischen Staatsbahnen. Das Unternehmen plant deshalb die Anschaffung weiterer Züge dieses Typs.

- Der SlurryTainer kommt: Innofreight wird Ende Mai die ersten Container für Slurry-Transporte an Rail Cargo Wagon ausliefern.

- Russia Fachspedition Dr. Lassmann forciert das Luftfrachtgeschäft: Die Fachspedition will mit Partnern ihr Profil im Aircargo-Geschäft entlang der "Neuen Seidenstraße" schärfen. Verkehr sprach mit Harald Lassmann, Geschäftsführer der Russia Fachspedition Dr. Lassmann, über die Strategien des Unternehmens.

- Wünsche an die Politik: Heike Sommer, Geschäftsführerin sent-up.


 

English edition:

- On a direct collision course with the EU Commission:
Although the economy of the Visegrád states continues to grow reliably, the troubling anti-democratic developments in the region could have financial consequences for those countries. The EU Commission is currently considering a reduction in subsidies to countries unwilling to cooperate.

- "Austria can take on a vital hub function for Europe":Verkehr spoke to Andreas Matthä, CEO of the Austrian Federal Railways ÖBB, about the New Silk Road. He explains the measures taken by ÖBB to significantly increase Austria's chances of involvement in this project.

- When will the long-planned Pan-European Corridor X arrive?: The Balkan Peninsula is still a blank spot on the European freight corridors map. With a new initiative, the 4th Western Balkans Conference wants to change all that.

- "Our work in Austria and the near region has only just begun":Verkehr spoke with Jarno Bor, Managing Director of SERVICE 24 Notdienst GmbH and recently appointed representative of DocStop Austria.


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Hören Sie hier das Interview mit Andreas Matthä, CEO der ÖBB Holding.

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