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Den Wandel besprechen

Alle Fotos: Stella Boda
Alle Fotos: Stella Boda

Die globale Logistikbranche befindet sich in einem Umbruch und daran sind die neue Technologien und Handelskriege schuld. Auf der heurigen transport logistic in München wurden die brennendsten Themen besprochen. Verkehr war vor Ort und liefert hier einen ausführlichen Nachbericht zur Weltleitmesse.

Die transport logistic hat es heuer geschafft, sich zur regelrechten Weltleitmesse in Sachen Transport und Logistik zu ent­wickeln. Mit 2.374 Ausstellern aus allen Teilen der Welt und mehr als 64.000 Fachbesuchern aus 125 Ländern war die Messe, die seit 34 Jahren alle zwei Jahre in München statt­findet, auch diesmal wieder der Nabel der globalen Logistikbranche. Im Vergleich zur vo­rigen Ausgabe im Jahr 2017 konnten um zehn Prozent mehr Aussteller und um fünf Prozent mehr Besucher gezählt werden. Die große Nachfrage erfreute nicht nur den Veranstalter (die Messe München), sondern auch die Aussteller, weil sie an einem Standort an vier Tagen ihre Kontakte mit vielen Partnern und Kunden ­erneuern und vertiefen, aber gleichzeitig auch potenzielle Neu­kunden aquirieren konnten. „Wir schließen hier keine Geschäfte ab, sondern pflegen unsere Kontakte und sind ­Anlaufpunkt für unsere Kunden“, betont etwa Robert Breuhahn, Geschäfts­führer des deutschen Kombi-Operateurs Kombiverkehr in Frankfurt, gegenüber Verkehr. Es sei zudem gut für das Image, auf dieser Messe Flagge zu zeigen. Die internationale Vernetzung stand bei den meisten Messe-ausstellern und -besuchern ganz oben auf der Agenda, allen Handelskonflikten zum Trotz – oder gerade deswegen.

Die Messe war umrahmt von einem anspruchsvollen Konferenzprogramm, das praktisch alle Themen der Logistik detailorientiert abdeckte. In nicht weniger als 50 Foren standen u. a. die globale Ökonomie, die Digitalisierung, der Fahrer- und der Fachkräftemangel sowie die City-Logistik auf dem Programm. Auch die Luftfracht nahm auf der transport logistic mit dem „Air Cargo Europe“ als weltweit größtes Treffen der Luftfahrtbranche einen prominenten Platz ein – mit 230 Ausstellern war der Luftfrachtsektor vertreten.  

Moderne Technologien
Eine Umfrage unter 2.680 Messeteilnehmern ergab, dass 60 Prozent der Unternehmen in der ­Logistikbranche in neue Technologien investieren. Es ist also nicht verwunderlich, dass die Topthemen der Messe Industrie 4.0 und das Internet der Dinge, die Telematik, das autonome Fahren sowie alternative Antriebe (wie die E-Mobilität) waren. Aber auch die Robotik und die Künstliche Intelligenz wurden gebührend behandelt. Die Verkehrswirtschaft steht vor großen Herausforderungen. Das deutsche Verkehrsministerium will die „Logistik zum Gelingen bringen“, erklärte Deutschlands Verkehrsminister Andreas Scheuer bei der Eröffnung der Messe. Mit verschiedenen Beispielen wies er darauf hin, dass gerade seit den jüngsten Wahlen zum Europäischen Parlament der Klimaschutz einen hohen Stellenwert auf der politischen Tagesordnung bekommen hat. Um den Verkehr umweltfreundlicher zu gestalten, komme man nicht umhin, die Verkehrsträger Schiene und Wasserstraße stärker als bisher zu fördern – 5,6 Milli­arden Euro investiert Deutschland daher heuer noch in sein Bahn­system. Zudem soll mit einem Masterplan für die Binnenschifffahrt der Gütertransport auf den Binnengewässern nachhaltig ­gestärkt werden. Dazu kommt der Ausbau des neuen Mobilfunkstandards 5G, den Scheuer so schnell wie möglich für die Logistikbranche, aber auch für die Bürger erlebbar machen will. Allerdings macht sich gegen den Ausbau der Sendemasten-Infrastruktur Widerstand breit und Scheuers Appell lautet daher: „Wir brauchen die Freiheit des Handels, wir brauchen aber auch die Begeisterung für technische Innovationen.“ Frank Appel, CEO von DHL, zeigte sich verhalten optimistisch hinsichtlich der Entwicklung der globalen Transportwirtschaft, „auch wenn die aktuellen Beziehungen zwischen den Regierungen in den USA und China hier derzeit nicht förderlich sind“. Und er fügte hinzu: „Waren finden trotz Zollstreitigkeiten immer ihren Weg.“ Neben den Unwägbarkeiten zwischen China und den USA war auch der Brexit ein zentrales Gesprächsthema, doch von Hektik ist diesbezüglich nichts zu bemerken: 38 Prozent der in der Umfrage Befragten gaben sich gegenüber dem Brexit entspannt, weil sie nach eigenen Angaben dafür ­bereits Vorkehrungen getroffen haben. 50 Prozent der Befragten sehen sich vom Brexit nicht ­unmittelbar betroffen und nur 12 Prozent befürchten Beeinträchtigungen im Warenverkehr von/nach Großbritannien.

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Österreich im Vordergrund
Unter den Top-Ausstellerländern in München waren (neben Deutschland) Österreich, die ­Niederlande, Polen, Spanien und Frankreich, um nur einige zu nennen. Österreich zeigte in München kräftig Flagge: 63 Aussteller und 3.329 Besucher wurden aus Österreich gezählt. Irene Brunsteiner von ­Aussenwirtschaft Austria (Construction / Infrastructure) der Wirtschaftskammer Österreich organisierte heuer (wie vor zwei Jahren auch) einen Gemeinschaftsstand der österreichischen Aussteller, gemeinsam mit dem BMVIT und 18 heimischen Unternehmen. "Der österreichische Gemeinschaftsstand der Aussenwirtschaft Austria auf der transport logistic hat sich zu einem fixen Treffpunkt und Bestandteil dieser bedeutenden Branche entwickelt", so Braunsteiner. "Die transport logistic ist die Leistungsschau unserer Industrie und trägt damit wesentlich für eine bessere Wahrnehmung dieser innovativen Branche bei. Wir freuen uns sehr, dass Österreich dieses Jahr mit einem nochmals gewachsenen Gemeinschaftsstand vertreten war und es auch einen Zuwachs bei den Besuchern gegeben hat. Die Zusammenarbeit mit Advantage Austria und der WKÖ war sehr erfolgreich und damit sehr zielgerichtet für die österreichische Logistikwirtschaft", sagt Robert Schönberger, Projektleiter der transport logistic. Die Inter­nationale Wochenzeitung Verkehr fungierte als einziger österreichischer fachlicher Träger der transport logistic und war ­zudem exklusiver Medienpartner der Aussenwirtschaft Austria auf dem Gemeinschaftsstand. Dort präsentierten die österreichischen Unternehmen aus der Logistik-Welt ihr Leistungsportfolio. Zudem fand dort beispielsweise ein sehr gut besuchter Österreich-Abend statt, bei dem sich die Besucher über die international ausgerichtete Dachmarke „Austrian Logistics“ informieren konnten. Diese unter der Schirmherrschaft des Bundesministeriums für Verkehr, ­Innovation und Technologie (BMVIT) gemeinsam mit namhaften Institutionen und Stakeholdern der Branche entwickelte Marke steht für die Leistungs­fähigkeit der österreichischen  Logistikwirtschaft und wurde in München höchstpersönlich von Franz Schwammenhöfer, dem Logistikbeauftragten des BMVIT, repräsentiert.

Zu den österreichischen Ausstellern auf der Messe zählten u. a. cargo-partner, UnitCargo, Rail Cargo, Nothegger, Hafen Wien, LTE, LKW Walter, WienCont, Donauhafen Krems, Flughafen Wien, BVL, BMVIT, Asfinag aber auch Innofreight. Das ­österreichische Unternehmen stellte in München ein neues ­Kooperationsprojekt mit dem schweizerischen Industrieunternehmen Swiss Krono vor. Dieses mietet von Innofreight 54 30-Fuß-Open-Top-Container, die mit verschiedenen Holzprodukten beladen multimodal transportiert werden können, wobei SBB Cargo als Traktionär dieser Verkehre fungiert. Innofreight stellte in München verschiedene neue Con­tainer und Waggons für die Verlagerung von Transporten auf die Schiene vor.

Die „Neue Seidenstraße“
Auf der transport logistic 2019 waren auch 64 Aussteller aus China vertreten. Chinesische ­Unternehmen suchen im Zuge der „Neuen Seidenstraße“ verstärkt nach Kooperationspartnern in Europa. Die Internationale Wochenzeitung Verkehr griff das Thema auf und veranstaltete am 5. Juni ein sehr gut besuchtes Forum mit dem Titel „Die Neue Seidenstraße – wohin führt uns der Hype?“ Unter der Moderation von Bernd Winter (Chef­redakteur der Internationalen Wochenzeitung Verkehr) reflektierten Bernhard Simon (CEO von Dachser), Andreas Matthä (CEO der ÖBB Holding), Andreas Breinbauer (Rektor und Professor der Fachhochschule des BFI Wien), Andreas Haidenthaler  (österreichischer Wirtschafts­delegierter in München) und Axel Mattern (Vorstand des Hafen Hamburg Marketings) über Chancen und Risiken dieses Jahrhundertprojekts, das in ­Europa nicht nur mit offenen ­Armen aufgenommen wird. (Anm. d. Red.: In der am 28. Juni 2019 erscheinenden Ausgabe ­26-30 der Internationalen ­Wochenzeitung Verkehr können Sie in einer Round-Table-Beilage die Zusammenfassung dieses ­Forums lesen.) Ebenfalls in Kooperation mit der Internationalen Wochenzeitung Verkehr fand auch ein Empfang des Hafens Triest auf dem Gemeinschaftsstand statt. Verkehr-Chefredakteur Bernd Winter moderierte ­zudem auf dem Messestand der Viadonau und der österreichischen Donauhäfen das Forum „Wir sind Donaulogistik – Service ohne Wenn und Aber“. 


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Der Podcast der Internationalen Wochenzeitung Verkehr in Kooperation mit Julia Schütze.

Hören Sie hier das Interview mit Andreas Matthä, CEO der ÖBB Holding.

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