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CCG verdoppelt Kapazitäten

Foto: CCG / Foto Fischer
„Mit dem jetzigen Ausbau wollen wir im Ranking unter die Top drei der großen Güterverkehrszentren in Europa kommen“, erklärt Rober Brugger, Geschäftsführer des CCG.
Foto: CCG / Foto Fischer

Das Cargo Center Graz wird im großen Stil erweitert. Über das Ziel, das dabei verfolgt wird, über Hinterlandverkehre, die CO2-Bepreisung und die Chancen für den Intermodal-Transport sprach Verkehr mit Geschäftsführer Robert Brugger.

von: Josef Müller

Es ist ein ansehnlicher ­Betrag, der aktuell in das Güterverkehrszentrum Cargo Center Graz (CCG) in Werndorf bei Graz investiert wird: 100 Millionen Euro fließen in den Ausbau der Kapazitäten und den Neubau eines weiteren Terminals. Die Finanzierung erfolgt über die Güterterminal Werndorf Projekt GmbH (GWP), der Beteiligungsgesellschaft, die zu jeweils 50 Prozent dem Land Steiermark und dem Cargo Center Graz (CCG) gehört. Die GWP ist zuständig für alle schienenseitigen Investitionen an diesem Standort, wie Robert Brugger, seit Juli allein agierender Geschäftsführer des CCG, im Gespräch mit Verkehr erläutert. Mit der hohen Investition sollen neue Gleise verlegt, zwei Portalkranlagen für den neuen Terminal und ein weiterer auf dem bestehenden Terminal angeschafft werden. So soll die Infrastruktur für die steigende Nachfrage, über die man sich in Werndorf zufrieden zeigt, geschaffen werden.

Multifunktional
Gegenwärtig werden im CCG 240.000 TEU pro Jahr umgeschlagen; mit dem Aus- und Neubau werden die Kapazitäten verdoppelt, was auch notwendig ist, weil man derzeit schon den Plafond bei den Handling-Möglichkeiten erreicht hat. Im nächsten Jahr wird der neue ­Terminal fertig sein und in Betrieb gehen. Das Cargo Center Graz will dann seine Rolle als multifunktionales Güterverkehrszentrum mit maritimer und kontinentaler Ausrichtung ausspielen. Schon jetzt ist der Standort sehr eng mit den Adria-Häfen Koper, Triest und Rijeka verbunden. So rollen zum Beispiel täglich Züge zwischen Koper und Werndorf mit Containern an Bord, die von der CCG-eigenen Logistik-Plattform organisiert werden. Auf diesen Zügen, die vom CCG beim Traktionär Adria Transport mehrheitlich eingekauft und von diesem operativ abgewickelt werden, findet sich viel Cargo für Lidl, der das CCG seit Jahren als europäisch ausgerichtete Drehscheibe nutzt. Der Diskonter hat mit Tailwind eine eigene Reederei gegründet und bringt mit eigenen Schiffen viel Ladung aus Fernost nach Koper.
Auf den Zügen, die zwischen Koper und dem CCG rollen, gibt es aber auch Platz für andere Verlader, sprich Spediteure, die zu den Hauptkunden des CCG zählen. Die Logistikplattform ist bewusst neutral ausgerichtet, um die Zugkapazitäten bestmöglich und vor allem paarig auslasten zu können. Züge zwischen Rijeka sowie Triest und dem CCG fahren nach Bedarf.

Nachhaltigkeit im Fokus
„Wir bemerken ein steigendes Interesse an Bahnverkehren, weil sich Unternehmen immer mehr über klimafreundliche und nachhaltige Transporte Gedanken machen“, weiß Brugger aus Erfahrung. Preislich sind intermodale Transporte jedoch immer noch teurer als Lkw-Transporte, sodass man nicht ganz von einem Boom sprechen könnte.
Das Interesse am Intermodalen Verkehr kommt nicht nur aus der Steiermark und den südosteuropäschen Ländern, sondern auch immer stärker von Unternehmen aus dem süddeutschen Raum, wo Verlader den Blick auf die genannten Adria-Häfen richten. Aber auch das Bewusstsein für Near-Shoring spielt eine Rolle bei der steigenden Nachfrage nach einem leistungsfähigen Güterverkehrszentrum wie dem CCG. Brugger schätzt, dass es aufgrund der 2024 in Österreich in Kraft tretenden CO2-Bepreisung zu einer stärkeren Verlagerung des Güterverkehrs auf die Bahn kommen wird. „Dadurch wird die Verlagerung wohl stark spürbar werden“, erwartet Brugger. Aus seiner Sicht könnte die CO2-Bepreisung langfristig bis zu 100 Euro pro Tonne betragen. Auch deswegen erwägen Unternehmen klimaneutrale Transporte als ernsthafte Alternativen und verlangen das auch von ihren Lieferanten.

Großes Potenzial
Der Manager, der seit 23 Jahren in der Logistikbranche tätig ist, sieht für das CCG gute Chancen mit Fokus Richtung Südosteuropa. Die strategisch günstige Lage des CCG mit guter Anbindung an Straße, Bahn und den Flughafen Graz ist ein wichtiges Asset. Die Nähe zu den Adria-Häfen und hier besonders zum Hafen Koper ist ein weiteres. Dazu kommt, dass im CCG zahlreiche Unter­nehmen präsent sind, die vielfältige Logistik-Tätigkeiten erledigen können. Sämtliche bahnseitigen Aktivitäten im Terminal wickeln die Steiermärkischen Landesbahnen ab. „Mit dem jetzigen Ausbau wollen wir im Ranking unter die Top drei der großen Güterverkehrszentren in Europa kommen“, hofft Brugger, der mit seinem Team die operative Exzellenz steigern und neue Kunden gewinnen will, die das CCG als Drehscheibe Richtung Südosteuropa nutzen wollen.
Seit 2003 haben die öffent­liche Hand und die Gesellschafter des CCG rund 350 Millionen Euro in die Infrastruktur und Suprastruktur investiert und damit eine Anlage geschaffen, die mehr als eine Million Quadratmeter Fläche sowie 320.000 m2 an Hallen und Büroflächen umfasst. Rund 2.000 Mitarbeiter sind in den angesiedelten Unternehmen tätig.


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