Schwarzes Meer, goldene Chancen

10.10.2025 | Uncategorized

Bulgarien nutzt seine geostrategische Lage am Schwarzen Meer, um sich noch stärker als Player auf dem Mittleren Korridor zu positionieren. Dafür sollen die Häfen Varna und Burgas mit PPP-Modellen modernisiert und erweitert werden.

Ein halbes Jahr, nachdem die Europäische Union (EU) Bulgarien den Zugang zum Schengener Raum auch auf dem Landweg gewährte, gab die Europäische Kommission dem Balkanland grünes Licht für seinen Beitritt zur Eurozone, voraussichtlich zum Beginn des kommenden Jahres. Von der Vollendung ihrer EU-Integration erhoffen sich die Bulgaren zusätzliches Wirtschaftswachstum durch eine Dynamisierung des Außenhandels und ein gesteigertes Interesse ausländischer Investoren. Wichtige Voraussetzung dafür ist aber, dass Bulgarien seine auf der Landkarte günstige geostrategische Position an der Schnittstelle zwischen Europa, Asien und dem Nahen Osten in tatsächlich nutzbare Ver-kehrsverbindungen ummünzt.

Im Rahmen des Projektes des Paneuropäischen Verkehrskorridors VIII will Bulgarien bis zum Jahr 2030 sein Eisenbahnnetz mit dem Nordmazedonischen verknüpfen und zum Brückenglied zwischen der italienischen Adria und der kaukasischen Schwarzmeerküste werden. Dafür sollen die Schwarzmeerhäfen Varna und Burgas modernisiert und erweitert werden, damit sie mit dem noch übermächtigen rumänischen Hafen Konstanza konkurrieren und sich als Elemente der Transkaspischen Internationa-len Transportroute (TITR) profilieren können.

Wachstum durch Infrastrukturinvestitionen

Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine hat den Verkehr auf dem Nördlichen Korridor von China über Russland nach Europa beeinträchtigt und die Entwicklung des auch Mittleren Korridors genannten TITR begünstigt. Nach Angaben des Transportministeriums von Kasachstan erreichte das über den Mittleren Korridor transportierte Gütervolumen im vergangenen Jahr das Rekordvolumen von 4,5 Millionen Tonnen, ein Zuwachs von rund 63 Prozent gegenüber dem Vorjahr. 2028 werden das zehn Millionen Tonnen erwartet.

Bereits 2011 hat die bulgarische Regierung den Unternehmerbrüdern Kiril und Georgi Domstschiev den Betrieb der beiden Hafenterminals Burgas-West und Burgas-Ost 2 für fünfunddreißig Jahre in Konzession gegeben. Nach zweijähriger Bauzeit konnte die Konzessionärin BMF Port Burgas im April 2025 nun ihr Modernisierungs- und Erweiterungsvorhaben ReBirth 28 abschließen. Für eine Investitionssumme in Höhe von 85 Millionen Euro, knapp die Hälfte davon aus dem EU-Finanzierungsmechanismus Connect Europe, wurde im Hafen Burgas-West die Tiefwasseranlegestelle 28 errichtet. Sie ermöglicht die Löschung von 290 Meter langen Schiffen mit einem Tiefgang von 15,5 Metern, einer Gesamttragfähigkeit von 8.000 dwt und einem Transportvolumen von 4.500 TEU.

Zusätzlich wurden Lagerflächen für Container geschaffen und die bestehende Schieneninfrastruktur des Terminals wieder instand gesetzt, um den Anteil per Schiene transportierter Güter zu erhöhen. Insgesamt soll die realisierte Erweiterungsinvestition eine Steigerung des Güterumschlags um 30 Prozent ermöglichen.

Neue Chancen

Es sei „Bulgariens großmaßstäblichstes Projekt der verkehrlichen Infrastruktur der vergangenen zwanzig Jahre“, sagte Boris Balev, geschäftsführender Direktor der BMF Port Burgas AG, bei der Einweihungszeremonie. Zum selben Anlass sagte Bulgariens seit Januar 2025 amtierender Ministerpräsident Rossen Scheljaskov, das Projekt verändere nicht nur „das Antlitz von Burgas, sondern auch die Dimensionen unserer maritimen Wirtschaft“. So eröffne die „strategische Entwicklung seiner Infrastruktur dem Hafen Burgas-West die Möglichkeit, zu einem neuen Hub für den Containertransport im Schwarzen Meer zu werden“.
Der Regierungschef lobte das abgeschlossene Bauvorhaben zudem als „ein Beispiel für eine Public-Private-Partnerschaft“ (PPP). Es sei „eine private Investition, die öffentliche Infrastruktur schafft, die in staatlichem Eigentum bleibt und allgemeinem Interesse dient“.

Varna sucht internationale Investoren

Zuletzt kündigte der Transportminister der regierenden Links-Rechts-Koalition, Goran Karadzhov, bei seinem Treffen mit Kasachstans Wirtschaftsminister Serik Zhumangarin an, man werde bei der Entwicklung des Hafens Varna dem Beispiel Burgas folgen und wolle bis zum Jahresende die Beteiligung an einer PPP zum Betrieb und zur Entwicklung der beiden staatlichen Varnaer Hafenterminals ausschreiben. „Unser Ziel ist es, internationale Investoren für die Teilnahme an den bevorstehenden Wettbewerben zum Bau wichtiger Infrastrukturprojekte zu gewinnen, für die der Staat mittelfristig nicht über die erforderlichen Mittel verfügt“, so der Minister.

Der Fährkomplex im Hafen Varna verfügt als einziger an der westlichen Schwarzmeerküste über die technische Möglichkeit zur Umspurung von Eisenbahnen vom europäischen Spurmaß auf das russische. Das früher relativ dichte Netz an Fährlinien für den Güterverkehr über das Schwarze Meer wurde durch den Ukraine-Krieg stark ausgedünnt.
Früher verkehrten zwischen den bulgarischen Häfen Varna und Burgas Linien in Häfen in Rumänien, der Ukraine, in Russland, Georgien und der Türkei. Davon sind von Bulgarien aus nur noch Fähren aus Varna und Burgas jeweils ins georgische Batumi übriggeblieben.

Momentan sucht der bulgarische Staat Käufer für seine über Jahrzehnte eingesetzten Fähren „Helden von Odessa“ und „Helden von Sewastopol“. Dafür hat die ukrainische Reederei UkrFerry im Früh-jahr 2025 einen Fährbetrieb vom Fährkomplex Varna nach Batumi in Georgien aufgenommen. Ebenfalls nach Batumi fährt vom Hafen Burgas die Fähre Druschba (Freundschaft) der Reederei PB Management.

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