Der Rotterdamer Hafen bleibt auch 2025 ein zentraler Logistikknotenpunkt Europas. | © Martens Multimedia
Der Rotterdamer Hafen verzeichnete in den ersten neun Monaten 2025 einen Gesamtumschlag von 320,2 Millionen Tonnen – ein Rückgang um 2,6 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum (328,9 Mio. t). Hauptursache waren geringere Mengen bei Eisenerz und Mineralölprodukten, während Agribulk, Rohöl, LNG und Container zulegten.
Boudewijn Siemons, CEO der Port of Rotterdam Authority, erklärt: „Obwohl der Gesamtumschlag in den ersten neun Monaten dieses Jahres leicht rückläufig ist, bestätigen die Entwicklungen unter anderem beim Containerumschlag sowie beim Umschlag von erneuerbaren Kraftstoffen die Widerstandsfähigkeit und den strategischen Wert des Rotterdamer Hafens. Gleichzeitig steht die europäische Industrie nach wie vor unter enormem Druck, was die Notwendigkeit unterstreicht, weiterhin gemeinsam in Innovation, Nachhaltigkeit und logistische Effizienz zu investieren.“
Trockengüter: Rückgang bei Eisenerz, Plus bei Agrarbulk
Das Segment trockenes Massengut ging um 5,6 % zurück. Besonders stark betroffen war der Umschlag von Eisenerz und Schrott, der um 12,7 % bzw. 2,9 Millionen Tonnen sank. Hauptgrund ist die schwache deutsche Stahlproduktion, die weiterhin unter wirtschaftlicher Unsicherheit und Handelshemmnissen leidet.
Auch der Steinkohleumschlag fiel um 5,3 %, während die Agrarbulk-Mengen um deutliche 16,8 % zulegten – vor allem durch die Inbetriebnahme eines neuen Terminals für trockenes Massengut. Der Umschlag sonstiger trockener Güter sank um 7,2 %, was auf die schwache Industrienachfrage aus Deutschland zurückzuführen ist.
Flüssiggüter: Weniger Öl, mehr LNG und erneuerbare Kraftstoffe
Der Umschlag von flüssigem Massengut lag bei 146,4 Millionen Tonnen, ein Minus von 3,4 %. Besonders stark ging das Segment der Mineralölprodukte um 17,2 % zurück – verursacht durch die sogenannte Backwardation, also die Erwartung sinkender Preise, die Lagerhaltung unattraktiv macht.
Die chemische Industrie in Europa zeigt weiterhin keine Erholung. Entsprechend sank auch das Segment des sonstigen flüssigen Massenguts um 4,1 %. Positiv entwickelte sich dagegen der Umschlag erneuerbarer Kraftstoffe, insbesondere Ethanol und SAF (Sustainable Aviation Fuel).
Zuwächse gab es ebenfalls beim Rohöl- und LNG-Umschlag. Letzterer legte um 14,9 % zu, da Europa seine Gasspeicher weiter auffüllte.
Containerumschlag stabil, Asien-Verkehr wächst
Der Containerumschlag erreichte 10,7 Millionen TEU, ein Plus von 3 %. Nach Gewicht sank die Tonnage jedoch um 0,6 %, bedingt durch ein Ungleichgewicht zwischen Importen und Exporten.
Die Exporte aus Europa bleiben aufgrund schwacher Wettbewerbsfähigkeit unter Druck, insbesondere in der Automobil- und Chemieindustrie. Der Asien-Europa-Verkehr stieg dagegen um 8,8 %, die Transatlantikverkehre sogar um 14,6 %. Neue Fahrpläne mit zusätzlichen Abfahrten ab Rotterdam unterstützten das Wachstum.
Stückgut stabil – Offshore-Projekte beflügeln Umschlag
Der Gesamtumschlag im Stückgutsegment (RoRo und sonstiges Stückgut) stieg leicht um 0,2 % auf 24 Millionen Tonnen. Während sich der RoRo-Umschlag (-0,1 %) noch nicht vollständig erholt hat, zeigen sich erste Stabilisierungstendenzen.
Das Segment sonstiges Stückgut legte um 1,1 % auf 4,6 Millionen Tonnen zu – insbesondere durch Lieferungen von Monopiles für Offshore-Windparks, Stahlrohren für das Porthos-Projekt sowie Stahlplatten für die Offshore-Industrie.
Der Rotterdamer Hafen bleibt auch 2025 ein zentraler Logistikknotenpunkt Europas. Trotz eines leichten Rückgangs beim Gesamtumschlag zeigen die Zuwächse bei Containern, LNG und erneuerbaren Kraftstoffen die Anpassungsfähigkeit des Hafens an den Wandel der Energie- und Industriemärkte.
