Deutschland bleibt attraktiv für internationale Investoren. | © Feldhoff & Cie.
Branchenexperten sehen Handlungsbedarf bei Brownfield-Strategien, Baustandards und Planbarkeit.
Bei einer Diskussionsrunde von Feldhoff & Cie. (FCI) trafen sich führende Vertreter der Branche: Janica Gerecke (Country Manager Germany, Logicor), Christian Meister (Senior Managing Director, Hines), Dr. Christoph Wiechmann (Büroleiter Leipzig, OFB Projektentwicklung) und Stefan Weyrauch (Gesellschafter & Head of Industrial and Logistics, NAI apollo).
Markt: robust in Top-Lagen, zäh in B- und C-Standorten
In den Kernregionen bleiben Flächenumsätze stabil. Mietvertragsverlängerungen nehmen jedoch zu, während Neuvermietungen vor allem in B- und C-Lagen langsamer anlaufen. Unter- und Zwischenvermietungen („Gray Space“) wurden nach einem Hoch wieder reduziert. Spekulative Entwicklungen sind laut Gerecke in ausgewählten Lagen wie Neuss, Langenfeld oder Nürnberg wieder möglich.
Weyrauch bestätigt eine klare Präferenz der Nutzer für ESG-konforme Flächen – vor allem in Ballungsräumen.
ESG: Zwischen Anspruch und Realität
Nachhaltigkeit gilt als Standard der Zukunft, stößt in der Praxis aber auf Hürden: Netzanschlusskapazitäten, lange Genehmigungsverfahren und uneinheitliche Bauordnungen bremsen Photovoltaik, Mieterstrommodelle und zirkuläre Bauweisen.
Brownfields bieten laut den Experten die größte Wirkung pro investiertem Euro, da sie Flächenversiegelung vermeiden und Stoffkreisläufe ermöglichen. „Die Diskrepanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit ist derzeit unser größtes Risiko und zugleich die größte Chance“, so Wiechmann. Entscheidend seien Lage, Infrastruktur und Altlastenprüfung.
Planbarkeit, Digitalisierung, Standards
Für eine nachhaltige Marktentwicklung fordern die Experten:
- Planbare Förderkulissen für Energie- und Mobilitätsprogramme
- Digitalisierte Genehmigungsverfahren mit einheitlichen Abläufen
- Standardisierte Bauvorgaben bei Brandschutz und Stellplatzschlüsseln
„Wir brauchen Planbarkeit statt Ad-hoc-Politik“, betont Meister. Erleichterungen bei bestimmten Nachhaltigkeitskriterien könnten die ökologische Bauwende für Logistikimmobilien beschleunigen.
Kapitalmarkt: Stabilisierung und Internationalisierung
Deutschland bleibt attraktiv für internationale Investoren. Ausländisches Kapital sucht vor allem Core-Plus- und Value-Add-Produkte, während deutsche Käufer auf Core-Objekte setzen. Brutto-Anfangsrenditen im Prime-Segment liegen aktuell zwischen 4,7 und 5,0 Prozent. Capital-Recycling-Programme gewinnen an Bedeutung, um Erlöse aus Non-Core-Beständen in Redevelopments zu lenken.
Die Logistik hat ihr „New Normal“ erreicht – jetzt zählt Umsetzung statt Schlagworten. Fortschritt entsteht, wo marktorientierte Entwicklung, ESG-Verständnis und verlässliche Prozesse zusammenwirken.