Zwei Einheiten mit jeweils sechs Toren bieten ausreichend Kapazität für eine moderne Citylogistik. (Foto: DHL Austria / Renderhouse)
Im Herzen Wiens, im Industrieviertel Simmering, schlägt ab März 2026 eine neue Art von Logistikzentrum: DLH Austria realisiert mit dem „CLC Schusslinie“ eine bimodale Citylogistikimmobilie, die laut Geschäftsführer Christian Vogt „die Grenze zwischen Straße und Schiene sowie zwischen Außenstadt und City aufhebt“. Auf einem 15.000 m2 großen Grundstück entsteht in unmittelbarer Nähe zur A4 und zum städtischen Schienennetz ein Standort, der per Zug und Lkw gleichermaßen beliefert wird. Dabei bringt es nicht nur Effizienz in die letzte Meile, sondern setzt auch neue Maßstäbe für Nachhaltigkeit in der urbanen Warenverteilung.
Stadtlogistik mit System
Vogt beschreibt den neuen Standort als „Teil der Lösung für ein leiseres, saubereres Wien“. Während große Mengen üblicherweise am Stadtrand über klassische Logistikzentren umgeschlagen werden, sollen künftig Einheiten mit bis zu vier Waggons parallel direkt auf das Gelände rollen. Dort werden die Waren umgeladen und in der sogenannten „Outbound-Halle“ auf Elektro-Vans und E-Scooter verteilt, die emissionsfrei ihre Touren in die Innenstadt antreten. Die Halle bietet Platz für bis zu 49 Fahrzeuge, die in einem permanenten Kreislauf ihre Ladung aufnehmen und sich anschließend im integrierten Stromnetz nachladen. Ein solches Drive-in-Konzept für elektrische Kleinverteilerfahrzeuge sei „weltweit nahezu einzigartig“, betont Vogt, weil es den Umschlag und die Ladeinfrastruktur in einem Gebäude vereint und so Leerfahrten und Zusatzemissionen vermeidet.
Grüne Logistik
DLH Austria plant für den Neubau eine DGNB-Zertifizierung in Gold und will damit einhergehend den ökologischen Fußabdruck weiter minimieren. Unter anderem sollen eine Photovoltaikanlage auf dem Bürogebäude sowie extensive Grünflächen am Perimeter zur Erfüllung der Anforderungen beitragen.
Für die dimensionale Gestaltung der Hallen war scharfer Pragmatismus gefragt: Zwei Einheiten zu je 3.800 Quadratmetern bieten mit sechs Toren genug Kapazität, ohne das „wilde Hinterhof-Chaos“, wie Vogt es nennt, entstehen zu lassen. Erfahrungswerte besagen, dass drei gleichzeitige Be- oder Entladungen pro Halle und bis zu zehn Umläufe pro Fahrzeug pro Tag möglich sind. Damit ist der Hub genau auf den urbanen Bedarf abgestimmt: Wer innerhalb der Stadt logistische Prozesse abwickeln möchte, benötigt hohe Umschlagsfrequenz statt großer Lagerkapazitäten. Vogt unterstreicht: „In der City muss das, was ich reinbringe, idealerweise am selben Tag wieder rausgehen.“
Pilotprojekt mit Signalwirkung
DLH Austria entwickelt das Projekt spekulativ, mit der klaren Aussicht, bis zur geplanten Inbetriebnahme im ersten Quartal 2026 einen langfristigen Single-User-Mieter zu finden. Gespräche mit Handels- und E-Commerce-Unternehmen laufen bereits, verrät Vogt, aber einen unterschriebenen Vertrag gebe es noch nicht. Eine exklusiv vereinbarte Partnerschaft könnte in den kommenden Monaten den Feinschliff am Konzept bringen.
Sollte das Wiener Pilotprojekt den Beweis erbringen, dass bimodale urbane Logistikhubs sowohl ökologisch als auch ökonomisch funktionieren – „wovon wir überzeugt sind“, so Vogt –, plant DLH, weitere Standorte in der Stadt und darüber hinaus zu entwickeln. Eine Erfolgsstory in Simmering wäre zugleich ein Signal für andere Metropolen, in denen Platz knapp, Emissionsvorgaben hoch und Verkehrsbelastung drückend sind. Christian Vogt bringt es auf den Punkt: „Wir setzen heute den Grundstein für die Logistik von morgen, mitten in der Stadt.“