Bahnbranche im Aufwind

01.10.2012 | Uncategorized

Positive Stimmung auf der weltgrößten Eisenbahnfachmesse InnoTrans in Berlin.

Berlin war während der InnoTrans 2012 für die weltweite Eisenbahnindustrie der Nabel der Welt. An vier Tagen zeigten 2.515 Aussteller aus 49 Ländern rund 100.000 Fachbesuchern aus aller Welt ihre Produkte, darunter auch zahlreiche Weltneuheiten – auch von österreichischen Unternehmen wie beispielsweise Getzner Werkstoffe, Bategu oder Liebherr.
Die alle zwei Jahre stattfindende InnoTrans ist gleichsam ein Spiegel in puncto technischen Entwicklungen und wirtschaftlicher Befindlichkeit der Bahnindustrie. Die Stimmung auf dem voll ausgebuchten Messegelände unter dem Funkturm war jedenfalls gut und es wurden einige Kooperationsabkommen zwischen Lieferanten und Bahngesellschaften unterzeichnet. So beispielsweise hat der österreichische Bahnmaschinenbauer Linsinger in Steyrermühl mit dem russischen ­Eisenbahnindustrieunternehmen RPM einen Kooperationsvertrag für die Lieferung von fünf Schienenfräsfahrzeugen im Wert von rund 50 Mio. Euro für Russlands Staatsbahnen RZD unterschrieben.
Deutschlands Verkehrsminister Peter Ramsauer und Hans-Jörg Grundmann, CEO von Siemens Rail Systems, haben ein naturgroßes Modell des Triebkopfes für die neueste Zuggeneration ICx vorgestellt. Die Deutsche Bahn hatte zuvor nicht weniger als 130 dieser neuen Züge bei Siemens bestellt. Sie würden ab dem Jahr 2016 die jetzigen IC- und EC-Züge ersetzen, erklärte Grundmann.
Einer der Höhepunkte auf der InnoTrans war auch die Präsenz einer großen russischen Delegation unter der Leitung von Wladimir Yakunin, dem Chef der Russischen Staatsbahnen.
Yakunin ist Chef über mehr als eine Million russische Eisenbahner und damit wohl einer der mächtigsten Eisenbahnmanager der Welt. Dementsprechend stark wurde ihm bei seinem Besuch auf der Messe und bei der Zusammenkunft mit mehreren europäischen Bahnchefs sowie Minister Ramsauer und EU-Kommissionsvizepräsident Siim Kallas der Hof gemacht. Yakunin präsentierte die Investitionspläne bei den RZD sowie die bahnseitigen Aktivitäten rund um die in Sotschi stattfindenden Olympischen Winterspiele 2014.
Gut gefüllte Auftragsbücher
Russlands Bahn kauft in großem Stil bei der deutschen Bahnindustrie ein und sorgt dort für gute Stimmung und gut gefüllte Auftragsbücher. Deutschlands Bahnindustrie verzeichnete im vergangenen Jahr mit Bestellungen im Wert von 14,5 Mrd. Euro einen neuen Rekord, wie Ronald Pörner, Geschäftsführer des Verbandes der Deutschen Bahnindustrie, bei der Eröffnung nicht ohne Stolz bekannt gab.
Diese Order und die damit verbundenen Auftragsoptionen „werden in den kommenden Jahren zur Grundauslastung in vielen Werken der Bahnindustrie in Deutschland beitragen“, so Pörner. Der Verband fordert ein stärkeres Engagement in Deutschland und in den einzelnen EU-Ländern bei der Implementierung des Zugsicherungssystems ETCS. Als Empfehlung formuliert wird die schnelle Einführung einer Umweltprämie zur Verjüngung des Diesellokbestandes in Deutschland.
Prämie für Motor-Tausch
Rund ein Fünftel der in Deutschland fahrenden Dieselloks sind mit veralteten Motoren unterwegs, die nicht mehr aktuelle Umweltstandards erfüllen. Mit einer Umweltprämie könnte man die Betreiber dazu bewegen, in neue Lok-Motoren zu investieren und so gleichzeitig einen Beitrag für eine gesündere Umwelt zu leisten. Die Prämie sollte idealerweise 20 Prozent des Motor-Anschaffungspreises ausmachen. Pörner: „Bei einem Ersatzzeitraum von drei Jahren bedeutet das einen Prämienbedarf von jährlich 80 Mio. Euro, vorausgesetzt, es würden tatsächlich alle Lok-Motoren ausgetauscht werden.“ Ein vergleichsweise geringer Betrag mit großer Wirkung.
Autor: Josef Müller

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