Hagen Temmel (links) und Jochen Schmidt wollen mit Storageplace echten Mehrwert schaffen. (Foto: SPL Storageplace)
Wie entstand die Idee, eine Plattform für das Anmieten und Vermieten von Lagerflächen zu entwickeln?
Die Idee zu Storageplace entstand direkt aus der Praxis. Ich war selbst in der Situation, kurzfristig passende Lagerflächen finden zu müssen und habe dabei erlebt, wie schwierig das eigentlich ist. In der Realität läuft es oft so ab, dass man herumtelefoniert, Bekannte fragt oder Kontakte aus der Branche anruft. Online war die Suche kaum einfacher, denn es gab schlicht keine zentrale Anlaufstelle speziell für Lagerflächen. Und sobald man überregional sucht oder nur kurzfristige Lösungen braucht, wird es richtig kompliziert.
Viele Anbieter vergeben ihre Flächen nur langfristig, mit umfangreichen Verträgen und Auflagen. Projektbezogene, flexible Lösungen zu finden, war nahezu unmöglich. Gleichzeitig habe ich im Laufe der Jahre mit vielen Lagerflächenanbietern gesprochen, die mir das genaue Gegenteil berichtet haben: gute Objekte in attraktiver Lage aber mit zunehmenden Leerständen. Ihnen fehlten schlicht die passenden Mieter.
Da war für mich klar: Das eigentliche Problem ist nicht das Angebot oder die Nachfrage – es ist die fehlende Verbindung dazwischen. Mit Storageplace wollten wir genau diese Lücke schließen und Angebot sowie Nachfrage effizient zusammenbringen. Ähnlich wie Airbnb, aber speziell auf die Logistik zugeschnitten.
Vermieter stellen ihre Lagerflächen auf Storageplace ein, Mieter können diese ganz einfach finden und anfragen. Im Hintergrund erstellt das System automatisiert Angebote, sodass Vermieter binnen Sekunden ein professionelles Angebot versenden können. Mieter wiederum erhalten sehr schnell eine Rückmeldung, was den gesamten Ablauf erheblich beschleunigt. Wenn beide Seiten das Angebot annehmen, wird automatisch eine Buchungsbestätigung generiert. Wir haben ein intelligentes Dashboard entwickelt, das alle Vorgänge übersichtlich darstellt. Auch die Kommunikation zwischen Mieter und Vermieter läuft direkt über die Plattform.
Welche Zielgruppen nutzen Ihre Plattform derzeit am stärksten?
Derzeit sehen wir die stärkste Nutzung auf Vermieterseite klar bei Speditionen und Logistikdienstleistern. Viele von ihnen stehen aktuell vor der Situation, dass in den kommenden Monaten Flächen frei werden. Gleichzeitig beobachten wir auf der Mieterseite eine zunehmende Nachfrage von Herstellern aus dem Energie-, Infrastruktur- und Mobilitätssektor sowie aus dem Bereich Handel und E-Commerce.
Wir verstehen uns nicht als Teil der klassischen Immobilienwelt, sondern als digitaler Dienstleister innerhalb der Lagerlogistikbranche, der Prozesse einfacher, schneller und transparenter macht.
Wie hat sich der österreichische Markt für Lagerflächen in den letzten zwei Jahren verändert?
Der Markt bewegt sich deutlich. Wirtschaftlich schwierige Rahmenbedingungen, sinkende Produktionszahlen und Verlagerungen ins Ausland prägen die aktuelle Situation. Früher herrschte der Eindruck, dass es mehr Nachfrage als Angebot an Lagerflächen gab.
Heute sehen wir eine Veränderung hin zu dynamischeren, kurzfristigeren Lösungen. Viele Unternehmen suchen temporäre Lagerflächen für Projekte – oft in kleineren Einheiten. Dadurch entstehen neue Möglichkeiten für Vermieter, ihre Flächen flexibel zu nutzen und dennoch eine gute Auslastung zu erreichen.
Regional sehen wir weiterhin den Raum Niederösterreich, Wien, Steiermark sowie Oberösterreich als die stärksten Märkte für Lagerflächen. Durch die neue Verkehrsanbindung über die S7 nach Ungarn entstehen zudem auf der Achse Wien–Steiermark neue Möglichkeiten. Auch die Südachse entlang der A9 Richtung Slowenien bleibt ein relevanter Entwicklungsraum. Oberösterreich hat aufgrund der Nähe zu Deutschland weiterhin eine besondere Relevanz für die Lagerlogistik.
Wirkt sich die Rezession auf die Nachfrage nach Lagerraum aus?
Wir sehen insgesamt ein stabiles Gesamtbild. In manchen Branchen ist die Nachfrage rückläufig, während andere Bereiche wieder wachsen. Gleichzeitig beobachten wir, dass sich das Verhalten und Mindset vieler Unternehmer verändert. Betriebe, die aufgrund geringerer Auslastung vorübergehend freie Flächen in ihren Werken oder Hallen haben, denken nun immer stärker darüber nach, diese aktiv am Markt anzubieten. Früher war das kaum ein Thema – freie Hallen oder Werksflächen wurden selten als
Mietoption betrachtet.
Hier wollen wir mit Storageplace eine attraktive Lösung bieten und sehen einen klaren Wandel im Denken: Betriebe erkennen, dass sie mit vorhandenen Ressourcen zusätzliche Einnahmen erzielen und gleichzeitig andere Unternehmen unterstützen können.
Wir sind überzeugt, dass dieser Trend in Zukunft weiter zunehmen wird. Immer mehr Vermieter und Eigentümer gewerblicher Flächen werden auch solche Flächen anbieten, die bislang gar nicht als klassische Lagerflächen gedacht waren.
Wie reagieren traditionelle Logistikdienstleister auf Ihr Plattformkonzept?
Derzeit bekommen wir von den Logistikdienstleistern viel Offenheit und Neugier zu spüren. Viele stehen aktuell vor der Herausforderung, ihre eigenen Flächen aktiv vermarkten zu müssen. Gleichzeitig wächst das Bewusstsein, dass es dafür digitale Lösungen und neue Wege braucht.
Natürlich gibt es anfangs auch eine gewisse Skepsis, wie bei allem, was neu ist. Diese verfliegt jedoch meist schnell, sobald unsere Plattform in der Praxis getestet wird. Mittlerweile haben wir zahlreiche aktive Partner und Nutzer aus dem Logistikbereich. Sie schätzen an Storageplace, dass sie ihre Flächen gezielt und effizient vermarkten können, dadurch eine hohe Sichtbarkeit am Markt erzielen und neue Kundengruppen ansprechen, mit denen sie bisher nicht in Kontakt standen. Zudem lassen sich ihre internen Abläufe bei der Vermietung durch Storageplace weitgehend digitalisieren und dadurch deutlich effizienter gestalten.
Insgesamt merken wir, dass die Offenheit für digitale Plattformlösungen heute deutlich höher ist als noch vor wenigen Jahren. Gerade in wirtschaftlich herausfordernden Zeiten suchen viele Unternehmen bewusst nach flexiblen, innovativen Konzepten und genau hier bietet Storageplace einen echten Mehrwert.
Welche Trends sehen Sie künftig im Bereich flexible Lagerlogistik und Plattformökonomie?
Wir sehen derzeit eine klare Entwicklung hin zu kurzfristigeren, flexibleren Lagerlösungen. Wir sehen hier auch den Trend, große Lagerhallen in kleinere Teilflächen zu unterteilen, um sie effizienter nutzen zu können. Diese Funktion gibt es bereits bei Storageplace: Bei der Inseratserstellung können Vermieter entscheiden, ob eine teilbare Flächenvermietung möglich ist. Unser System berechnet dann automatisch die jeweils verfügbare Restfläche, sodass eine Fläche auf mehrere Teilflächen vermietet werden kann. Das sorgt für maximale Auslastung und macht Lagerflächen wirtschaftlich wie ökologisch effizienter nutzbar.
Darüber hinaus wird die nachhaltige Nutzung bestehender Flächen aus unserer Sicht immer wichtiger werden. Statt neu zu bauen, sehen wir die effiziente Nutzung vorhandener Ressourcen als zentrales Zukunftsthema. Plattformen wie Storageplace leisten hier einen wichtigen Beitrag, indem sie Leerstände reduzieren und bestehende Kapazitäten sichtbar und zugänglich machen.
Was möchten Sie der Logistikbranche aktuell mit auf den Weg geben?
Ja, es stimmt – wir erleben herausfordernde Zeiten. Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, der steigende Kostendruck und die Unsicherheit in vielen Märkten stellen die Logistikbranche vor große Aufgaben. Aber gerade jetzt entstehen auch neue Chancen.
Ich bin überzeugt, dass wir in der Logistik den Mut haben müssen, Prozesse neu zu denken, Bestehendes zu hinterfragen und offen für digitale Lösungen zu sein. Denn genau darin liegt das Potenzial, das uns als Branche weiterbringt.
Mit Storageplace wollen wir zeigen, dass Innovation direkt aus der Praxis entstehen kann – aus echten Herausforderungen, die wir selbst erlebt haben. Wenn wir als Branche diese Offenheit für Neues beibehalten, bin ich überzeugt: Die Zukunft der Logistik wird nicht schwieriger, sondern spannender. Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, neue Wege zu gehen.
