Der Trend zeigt: Fuhrunternehmen setzen ihre Lkw zunehmend im eigenen Umfeld ein. | © TIMOCOM
Der europäische Straßengüterverkehr erlebt im dritten Quartal 2025 eine deutliche Verschiebung: Während die Transportnachfrage um 25 % steigt, stagniert das verfügbare Laderaumangebot. Die Folge: eine moderate Preisentwicklung trotz hoher Auslastung.
Laut Daten von TIMOCOM basiert der Nachfrageanstieg vor allem auf einer wirtschaftlichen Erholung in Westeuropa, insbesondere in Frankreich, Spanien und Italien. „In großen süd-westeuropäischen Märkten setzte eine wirtschaftliche Erholung ein, darunter Frankreich, Spanien und Italien. Sie boten im dritten Quartal 2025 deutlich mehr Frachten am Spotmarkt an als noch vor einem Jahr“, erklärt Gunnar Gburek, Head of Business Affairs bei TIMOCOM.
Osteuropa wird zum Zentrum des Laderaumangebots
Während Westeuropa die Nachfrage antreibt, verlagert sich das Lkw-Volumen zunehmend nach Osteuropa. Gburek betont: „Die Zahl von -3 % sagt gar nichts über die dramatische Entwicklung, die sich dahinter verbirgt. Wir erkennen eine klare Verschiebung in Richtung einzelner Kapazitätszentren.“
Drei Länder dominieren aktuell den Markt:
- Litauen führt mit einem Wachstumsschub von 35 % das Ranking der größten Laderaumanbieter an.
- Rumänien wächst mit +27 % stark nach.
- Polen belegt trotz rückläufiger Zahlen den zweiten Platz.
Der Trend zeigt: Fuhrunternehmen setzen ihre Lkw zunehmend im eigenen Umfeld ein, da die nationalen Märkte attraktiver werden. „Für die Fuhrunternehmen bedeutet das, dass sie ihre Lkw und Fahrer ebenso gut im näheren Umfeld einsetzen können und nicht bis nach Westeuropa schicken müssen, um Geld zu verdienen.“
Transportpreise steigen nur moderat
Trotz wachsender Nachfrage bleiben die Transportpreise stabil. Im europäischen Spotmarkt bewegten sich die wöchentlichen Angebotspreise zwischen 1,43 € und 1,68 € pro Kilometer – ungewöhnlich geringe Differenzen zwischen Auftraggebern und Auftragnehmern.
„Die Preisentwicklung ist insgesamt moderater als die Marktlage vermuten lässt.“ Ein Grund sei die starke Rolle osteuropäischer Anbieter, die Kapazitätsengpässe im Westen abfedern. Viele Speditionen richten sich strategisch neu aus – mit Spezialisierungen im Westen und Fokus auf wirtschaftlich attraktive Märkte im Osten.
Deutschland und Österreich im europäischen Vergleich
Der deutsche Markt verzeichnete ein kräftiges Frachtenplus von 31 %. Gleichzeitig sank das Binnenverkehrsvolumen – erstmals unter die 50 %-Marke. Besonders dynamisch entwickelten sich Routen zwischen Deutschland, Frankreich, Belgien und den Niederlanden sowie mit Spanien und Polen.
In Österreich zeigt sich ein anderes Bild: Das Laderaumangebot sank um 19 %, während die Frachtenangebote um 23 % zunahmen. Nur 12 % der Transporte fanden innerhalb des Landes statt. „Dieses Muster ist typisch für den österreichischen Markt, der als Logistikdrehscheibe zwischen West und Ost agiert“, so Gburek.
Ausblick: Konsum belebt den Markt weiter
Für das vierte Quartal 2025 erwarten Marktbeobachter anhaltenden Druck auf die Kapazitäten. „Wenn die Nachfrage selbst in den Sommermonaten nicht maßgeblich zurückgeht, wird sich dies in den Herbsttagen und vor Weihnachten sicher nicht ändern“, prognostiziert Gburek.
Während Auftraggeber mit höheren Preisen rechnen müssen, bleibt die Investitionsbereitschaft der Fuhrunternehmen gering – zu groß ist die Unsicherheit über einen stabilen Aufschwung.
Der europäische Transportmarkt zeigt sich im dritten Quartal 2025 zweigeteilt: Westeuropa treibt die Nachfrage, Osteuropa hält den Markt stabil. Die Verlagerung von Kapazitäten deutet auf eine langfristige strukturelle Veränderung hin – mit klaren Auswirkungen auf Preisstrategien, Routenplanung und Marktverteilung.