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„Wir wollen mehr High & Heavy-Verkehre auf die Donau bringen“

Foto: BMK / Kurt Prinz
„Es ist wichtig mit allen Akteuren, also Verladern, Spediteuren, Häfen, Schifffahrtsunternehmen, im Gespräch zu sein und gemeinsam Lösungen zu suchen“, erklärt Markus Simoner, Leiter der Abteilung W2 – Schifffahrt, Nautik und Technik – im BMK.
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Foto: AdobeStock / Stephan Laude
Neben dem Masterplan Güterverkehr 2030 wurde vom BMK auch das Aktionsprogramm Donau 2030 ins Leben gerufen, das zehn Themenbereiche umfasst. Ziel ist, die Donau-Schifffahrt zu stärken und zu fördern, um die Mengen auf der Donau zu erhöhen.
Foto: AdobeStock / Stephan Laude

Man kann nicht genug über die Vorteile der Donau-Schifffahrt reden, sagt Markus Simoner, Leiter der Abteilung W2 – Schifffahrt, Nautik und Technik – im BMK. Im Interview spricht er über flexible Elemente, die man künftig im Kampf gegen Niederwasser einsetzen will, und über Förderungen, die bald kommen könnten.

von: Muhamed Beganovic

Herr Simoner, der heuer ­vorgestellte Masterplan ­Güterverkehr 2030 sieht vor, den Anteil der Binnenschifffahrt am Modal Split von ­derzeit zwei auf drei Prozent zu erhöhen. Was tut das BMK, um das zu ermöglichen?
Das BMK agiert hier nicht ­allein. Wir haben in Österreich mit der viadonau eine Wasserstraßen-Gesellschaft, die sich seit 20 Jahren für die Befahrbarkeit der Donau einsetzt und sich gemeinsam mit allen Donau-Ländern für die Verbesserung der Rahmenbedingungen einsetzt.
Was unsere Arbeit im Haus angeht, so haben wir heuer neben dem Masterplan Güterverkehr 2030 auch das Aktionsprogramm Donau 2030 ins Leben gerufen. Dieses umfasst zehn Themenbereiche, um die Donau-Schifffahrt zu stärken und zu fördern. Wir haben das ehrgeizige Ziel festgelegt, die Mengen auf der Donau zu erhöhen. Gleichzeitig muss man aktuelle Entwicklungen wie den Krieg in der Ukraine und den dadurch an der unteren Donau gebundenen Schiffsraum zur Kenntnis nehmen. Im letzten Jahr war ein dramatischer Rückgang im Güterverkehr auf der Donau zu verzeichnen. Ungefähr 6,2 Millionen Tonnen (-22,9 Prozent im Vergleich zu 2021) wurden auf der österreichischen Donau transportiert, davon knapp 900.000 Tonnen im Transit und etwa 5,3 Millionen Tonnen im Im- und Export. Das ist die geringste Zahl seit der Öffnung des Main-Donau-Kanals im Jahr 1992.

Das dämpft die Zielerreichung ein wenig. Hinzu kommt dann das Thema ­Niederwasser.
Die Donau ist, gemessen an der absoluten Tonnage, nicht der wichtigste Verkehrsträger. Über die Straße und Schiene werden hunderte Millionen Tonnen transportiert. Der Fluss ist aber als Ergänzung im Gesamtverkehrssystem sehr wichtig. Ein konkretes Beispiel wären die High & Heavy-Verkehre, bei denen es nicht um die Menge geht, wie bei den Erz-Transporten, sondern darum, dass es eine qualitativ hochwertige Alterntive zur Straße und Schiene gibt. Was muss man also tun? Konkret ist es die Aufgabe der Politik und Infrastrukturbetreiber, kontinuierlich die Rahmenbedingungen zu verbessern und größere Engpässe bestmöglich zu beseitigen – in Österreich haben wir in den letzten zehn Jahren intensiv daran gearbeitet. Im gesamten Donau-Raum geht es zwar auch voran, allerdings nicht so schnell wie bei uns.
Es gibt natürlich noch Engpässe, die bei Niederwasser stark sichtbar werden und die Wettbewerbsfähigkeit der Schifffahrt einschränken. Die Hydrologie wird sich, speziell aufgrund des Klimawandels, stetig verändern, deshalb brauchen wir neue Antworten. Wir haben in Österreich schon damit begonnen, nach innovativen Lösungen zu suchen. Die viadonau wird demnächst in der freien Fließstrecke östlich von Wien mit einem Pilotprojekt starten und den Einsatz von flexiblen Elementen testen. Beladene Transportbargen sollen neben der Schifffahrtsrinne positioniert werden, diese fungieren dann wie eine Buhne oder ein Leitwerk und sollen zu einer größeren Fahrwasser-Tiefe in der Schifffahrtsrinne führen. Diese Schiffe sollen vor einer Niederwasser-Periode ­positioniert werden und wenn das Wasser wieder steigt, kann man sie entfernen. Wenn sie sich behaupten, dann sollen sie in einen Regelbetrieb überführt werden. In Österreich wurden über die Jahre stets die Hausaufgaben gemacht und alle Seicht-Stellen saniert sowie ein proaktiver Betrieb installiert, wo tendenziell vor einem möglichen Niederwasser schon gebaggert wird. Diese neuen flexiblen Elemente kommen jetzt noch zusätzlich hinzu. Das ist ein echtes Zukunftsthema und wenn es gelingt, dann wäre das für ganz Europa vorbild­gebend. Im Rahmen des vor kurzem gestarteten europäischen Projekts Fairway 2 arbeitet die ­viadonau gemeinsam mit anderen Wasserstraßenverwaltungen daran, solche flexiblen Elemente auch unter anderem in Rumänien und Bulgarien auszuprobieren.

Wo wollen Sie, neben der ­bereits angesprochenen ­Infrastruktur, noch verstärkt ansetzen?
Beim Schiffsraum – denn dieser muss moderner und umweltfreundlicher werden. Hier gibt es Einschränkungen bezüglich der möglichen Technologien. Vor allem kurzfristig werden Wasserstoff oder die Elektrifizierung für so große Verkehrsträger nicht realisierbar sein. Was bleibt also über? Alternative Kraftstoffe wie nachhaltig hydriertes Pflanzenöl HVO oder Methanol. Dafür müssen allerdings erst Spielregeln entwickelt werden. Hieran arbeiten wir in Österreich, aber auch im europäischen Kontext, und sind in entsprechenden Experten-Gruppen vertreten.
Die via­donau und die Schifffahrtsaufsicht verwenden seit September den alternativen Kraftstoff HVO auf einigen Arbeitsschiffen. Dieser Kraftstoff ist etwas teurer als der herkömmliche Treibstoff, aber er verspricht auch eine Einsparung von Treibhausgas-Emissionen in der Höhe von bis zu 90 Prozent. Ich gehe davon aus, dass wir seinen Einsatz in den kommenden Jahren in größerem Ausmaß sehen werden.
Um Unternehmen zu motivieren, ihre Schiffe zu modernisieren, haben wir das Förderprogramm Klima- und umweltfreundliche Schifffahrt eingeführt, das seit heuer in Kraft ist und bei dem der erste Call gerade läuft. Unternehmen aus der Güter-Schifffahrt könnten dann zum Beispiel den Austausch alter durch neue Motoren oder Innovationen im Bereich Antriebssysteme gefördert bekommen.

Welche Verkehre sollen denn auf das Binnenschiff verlagert werden?
Es ist uns ein besonderes Anliegen, vor allem mehr High & Heavy-Verkehre auf die Donau zu bringen und somit die Straße zu entlasten. Oft ist es so, dass die Schiene gar nicht in Frage kommt, zum Beispiel bei Windkrafträdern. Diese High & Heavy-Initiative wurde in Österreich gestartet, wir wollen sie gemeinsam mit den anderen Donau-Ländern ausbauen. Zurzeit gibt es in Deutschland ein dezidiertes Förderprogramm für Transporte auf der Wasserstraße. Wir werden uns ansehen, ob man ein derartiges Förderprogramm auch in Öster­reich etablieren kann.
Wir müssen also laufend am Ball bleiben, sodass der Wirtschaft ein attraktiver Verkehrsträger angeboten werden kann.

Verlader und Spediteure sind, aus diversen Gründen, nicht unbedingt Binnenschifffahrts-affin. Was machen Sie, um ihnen die Donau schmackhafter zu machen?
Es ist wichtig, mit allen Akteuren, also Verladern, Spedi­teuren, Häfen, Schifffahrtsunternehmen und Interessenvertretungen, im Gespräch zu sein und gemeinsam Lösungen für die sich stellenden Pro­bleme zu suchen. Die viadonau leistet sehr gute Arbeit im Bereich der ­Informationsvermittlung und Wissensweitergabe über das System Donau-Schifffahrt. Auch die Donauhäfen sowie Vereine wie ProDanube leisten als Wissensträger einen wichtigen Beitrag und sorgen dafür, dass eine regelmäßiger Dialog stattfindet. Eine gemeinsame Sichtweise und Priorisierung der Maßnahmen ist essenziell. Das ist eine der zentralen Aufgaben, die wir als Ministerium haben.

Wird auch etwas getan, um den Logistiker-Nachwuchs stärker auf das Thema Binnenschiff aufmerksam zu ­machen?
Die viadonau leistet im Rahmen einer Kooperation mit der FH Steyr wichtige Arbeit, indem sie die Auszubildenden über die Vor- und Nachteile der Binnenschifffahrt aufklärt. Diese Informationen über das System Donau finden aber auch Eingang in die Ausbildung der angehenden Speditionskaufleute.


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