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„Wir gehen von vier bis fünf Projekten in Österreich aus“

Foto: Panattoni
Die Nachfrage nach Logistikimmobilien steigt – einerseits beflügelt durch den wachsenden E-Commerce und andererseits durch unterschiedliche Reshoring-Aktivitäten, sagt Fred-Markus Bohne
Foto: Panattoni

Anfang 2022 eröffnete Panattoni ein Büro in Wien. Verkehr sprach mit Fred-Markus Bohne, Managing Partner bei Panattoni für Deutschland und Österreich, über seine Pläne in Österreich

Verkehr: Panattoni ist heuer in den österreichischen Markt ­eingetreten. Wo sehen Sie die größten Potenziale?
Fred-Markus Bohne:
Österreich ist eine bedeutende Logistikdrehscheibe Europas mit wichtigen Ost-West- sowie Nord-Süd-Verbindungen. Das größte Potenzial sehen wir deshalb gegenwärtig im Dreieck Linz, Graz und Wien mit ihrer jeweiligen Nähe zu den Ländergrenzen nach Deutschland, Tschechien, Ungarn und in die Slowakei. Hinzu kommt die Bedeutung der Me­tropolregionen an sich mit Wien als Landeshauptstadt und Graz als zweitgrößter Stadt. Aufgrund der zunehmenden Wichtigkeit des Logistik- und Transportsektors in Österreich allgemein sowie mit Blick auf die steigende Bedeutung des E-Commerce werden sowohl Logistik-Parks als auch städtische Logistikimmobilien in Frage kommen. Letztere sind für die Citylogistik interessant.

In Österreich herrscht aber F­lächenknappheit.
Bohne: Wir kennen die Markt­bedingungen genau. Gleichzeitig sind wir mit unserer 30-jährigen Erfahrung in der Projektentwicklung im Industrie- und Logis­tikimmobiliensegment mit den Herausforderungen des Flächenmangels und seinen Lösungsmöglichkeiten bestens vertraut. Ein wesentlicher Schritt besteht darin, genau auf die jeweiligen Gegebenheiten vor Ort zu schauen und in den Dialog mit Kommunen und Grundstücks­eigentümern zu gehen.

Wie stehen Sie zum Thema Brownfields?
Bohne:
Die Revitalisierung von Brachflächen im Rahmen von sogenannten Brownfield-Pro­jekten ist schon seit Langem ein Schwerpunkt von Panattoni. Im deutschen Markt beispielsweise sind rund 85 Prozent der von ­Panattoni seit dem Markteintritt 2006 realisierten Projekte Brownfield-Entwicklungen. Sie bieten einen Lösungsansatz auf die bereits diskutierte Heraus­forderung des Flächenmangels, denn sie nutzen bereits ent­wickelte Grundstücke. Darüber hinaus liefern sie einen überzeugenden Beitrag zur Nachhaltigkeit, da sie Logistik- oder Gewerbeflächen zur Verfügung stellen, ohne „grüne Wiesen“ neu versiegeln zu müssen. Darüber hinaus liegen sie oftmals in guter Lage und verfügen bereits über eine ausgebaute Infrastruktur, die von Mietern gleich genutzt werden kann.

Wie wirkt sich die Knappheit auf die Preise für Flächen aus?
Bohne:
Der durchschnittliche Grundstückskaufpreis bleibt auf konstant hohem Niveau. Hinzu kommen hohe Baukosten, bei denen auch der gegenwärtige Mangel an Roh- und Baustoffen eine wesentliche Rolle spielt, und die steigenden Energie- und Transportpreise.
Diese Entwicklungen stellen auch an uns als Projektentwickler enorme Herausforderungen, bei denen Erfahrung, Know-how, aber auch ein partnerschaft­liches Netzwerk gefragt sind. Das nimmt für uns einen hohen ­Stellenwert ein.  

Wie wirken sich die Krisen der vergangenen zwei Jahren auf die Nachfrage aus?
Bohne:
Wir haben es mit zwei Entwicklungen zu tun, die die Nachfrage nach Logistikflächen hochtreiben. Zum einen ist da die seit Jahren anhaltende Verschiebung des modernen Konsumverhaltens hin zum Bestellen und Kaufen im Internet. Der Boom des E-Commerce ist auch in ­Österreich spürbar. Laut der vom österreichischen Handelsverband und der Plattform ­Versandhandel, eCommerce & Marktplätze herausgegebenen „eCommerce-Studie Österreich 2021“ legte das Online-Shopping um über 20 Prozent zu und ­erreichte neue Rekordwerte bei den Distanzhandelsausgaben von über zehn Milliarden Euro. Zum anderen ist die aktuelle politische, gesellschaftliche Lage ein Treiber für die Nachfrage nach schnell verfügbaren Flächen am heimischen Markt. Im Rahmen der Corona-Pandemie sowie des Ukraine-Konflikts ist eine wachsende Tendenz zu ­Re- und Nearshoring-Strategien zu beobachten, bei denen es zunächst darum geht, Pufferlager zu errichten und die Produktionssicherheit zu gewährleisten.

Ist die Nachfrage nach grünen Immobilien gestiegen?
Bohne:
Ja. Dies gilt sowohl von Seiten der Politik, z. B. im Rahmen internationaler Vereinbarungen und Programme wie dem European Green Deal, aber auch Wirtschaftsvertreter und ­Investoren fragen vermehrt nach nachhaltigen Logistikimmobilien und Zertifizierungen u. a. der immer wichtiger werdenden ESG-Kriterien mit den Nachhaltigkeitsbereichen Ökologie (Ecology), Soziales (Social) und Unternehmensführung (Governance). Wir verfügen über ein umfangreiches Maßnahmenpaket, das wir bei Entwicklungen umsetzen – angefangen bei ­einer emissionsarmen Energieversorgung durch Installation ­einer Photovoltaik-Anlage über die Nutzung von Wärmepumpen, moderne Dämmung, Regenwasseraufbereitung bis zu Dach- und Fassadenbegrünungen.

Was sind Ihre Pläne für die nächsten drei Jahren?
Bohne:
Auf dem österreichischen Markt gehen wir von etwa vier bis fünf Projekten in den nächsten zwei bis drei Jahren aus. Gleichzeitig ist es mir wichtig zu betonen, dass wir trotz unserer Marktführerschaft in ­Europa unseren Erfolg zuerst an der Qualität unserer Projekte messen. Die Gegebenheiten und Erfolgsfaktoren gelungener Projektentwicklungen gerade im Logistik-­Segment haben sich innerhalb der letzten Jahre deutlich verändert. Das Verhältnis zu den Kommunen sowie der Dialog mit kommunalen Entscheidungsträgern als auch mit der Bevölkerung ist immer wichtiger geworden. Hinzu kommt der hohe Stellenwert von Nachhaltigkeit in den genannten Dimensionen. Deshalb bestehen bei Panattoni das Ziel und die Vision, den Erfolg von Projekten an ihrem ganzheitlichen Mehrwert für Nutzer und Gemeinden zu messen. Dies gilt besonders auch für den ­österreichischen Markt.

Vielen Dank für das Gespräch!


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