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Siemens Mobility und ÖBB digitalisieren Weststrecke

ÖBB und Siemens Mobility Austria schließen einen Rahmenvertrag für den weiteren Schienennetzausbau: Arnulf Wolfram, CEO Siemens Mobility Austria (li.) und Johann Pluy, Vorstand der ÖBB-Infrastruktur AG, mit einer Balise.
Fotos: Siemens Mobility / Markus Schieder
Der weitere Ausbau des digitalen Zugsicherungssystems ETCS wird für kürzere Zugfolgen und höhere Zuverlässigkeit sorgen.
Fotos: Siemens Mobility / Markus Schieder

Die ÖBB investieren laufend in die Modernisierung ihrer Infrastruktur, um die Attraktivität des öffentlichen Verkehrs weiter zu erhöhen und die Leistungsfähigkeit des Gesamtsystems Bahn in Österreich bis 2040 zu verdoppeln. Letzterem Ziel ist man nun ein Stück nähergekommen: Auf der 57 km langen Strecke zwischen Linz und Vöcklabruck wurde jetzt mit dem digitalen Zugsicherungssystems ETCS die modernste Technologie für den Bahnbetrieb implementiert. Das System kontrolliert Abstände, die Fahrtrichtung und die Geschwindigkeit der Züge in Echtzeit. So ist es möglich, auf dem Streckenabschnitt mehr Züge, Personen sowie Güterverkehr, zuverlässiger, pünktlicher und sicherer fahren zu lassen. Im Zuge dieser Inbetriebnahme hat die ÖBB über einen Rahmenvertrag mit Siemens Mobility Austria für den weiteren ETCS-Ausbau informiert.

Anlässlich einer Pressekonferenz in Linz haben ÖBB-Infrastruktur AG und Siemens Mobility eine langfristige Zusammenarbeit in Form eines Rahmenvertrags und in Form der erfolgreichen Inbetriebnahme eines ersten Streckenabschnitts präsentiert. Er regelt den Ausbau des hochrangigen Schienennetzes in Österreich mit dem Zugbeeinflussungssystem ETCS (European Train Control System) Level 2, die Einrichtung sogenannter ETCS-Streckenzentralen (Radio Block Centre, RBC), die künftig redundant ausgelegt werden sowie die Instandhaltung und Servicierung dieser Einrichtungen. Im Zuge des weiteren Rollouts sind bis 2038 insgesamt 21 ETCS-Streckenzentralen geplant, mit denen das hochrangige Streckennetz Österreichs ausfallsicher abgedeckt wird.

Bahninfrastruktur muss leistungsfähig sein
Bereits Anfang des Monats startete ETCS-Level 2 auf den Streckenabschnitten Linz–Wels–Vöcklabruck bzw. Wels–Haiding als erste Inbetriebnahme auf Basis des neuen Rahmenvertrags. Die zugehörige ETCS-Streckenzentrale für diesen Abschnitt befindet sich in Wien. Züge auf diesem Abschnitt werden in Linz digital überwacht.
Johann Pluy, Vorstand der ÖBB-Infrastruktur AG: „Eine leistungsfähige Bahninfrastruktur ist maßgeblich für das Erreichen der Klimaziele in Österreich. Um die zu erwartenden Verkehrssteigerungen und die Verlagerung von der Straße zu bewältigen, setzen wir umfassend auf digitale Initiativen – ETCS-Level 2 ist für die Bahn der Zukunft ein enorm wichtiger Baustein. Der Rahmenvertrag mit Siemens Mobility basiert auf einer europaweiten Ausschreibung und wir freuen uns jetzt darauf, mit dem Bestbieter weitere Strecken mit Level 2 auszustatten.“

Mit ETCS wird mehr möglich
Arnulf Wolfram, CEO Siemens Mobility Austria, erklärt: „Mit ETCS und DS3- Stellwerkstechnologie aus der Cloud verwandeln wir herkömmliche Eisenbahngleise in modernste, datengestützte Bahnnetze. Obwohl die meisten Fahrgäste von diesem großen Fortschritt nur wenig direkt spüren werden, wird damit die Wirtschaftlichkeit, Leistungsfähigkeit und Sicherheit des österreichischen Bahnnetzes deutlich erweitert.“
ei ETCS Level 2 werden Daten von der ETCS-Streckenzentrale (Radio Block Center, RBC) per GSM-R-Zugfunk an den Zug übertragen. Datenbalisen im Gleis werden dazu verwendet, um die Position des Zuges zu bestimmen und unveränderliche Streckendaten weiterzuleiten. Das zugehörige Stellwerk überträgt die Gleisfreimeldung und andere Informationen an das RBC. Dieses generiert dann die Fahrgenehmigung und sendet sie an das Fahrzeug. Hierdurch erhöht sich der Streckendurchsatz erheblich. Das Fahren „mit elektronischer Sicht“ durch mehrere Streckenblöcke ermöglicht kurze Taktungen bei maximaler Geschwindigkeit.

Weniger Verbrauch – mehr Umweltschutz
ETCS bildet damit die Grundlage für das autonome Fahren bei optimaler Geschwindigkeit. Das ist energiesparend und schont die Umwelt. Ohne ETCS müssen die Züge aufgrund der langen Bremswege große Abstände einhalten. Durch genaue High-Tech-Ortung der Fahrzeuge und Mobilfunk-Kommunikation können die Züge mit dem ETCS in engeren Abständen fahren und somit können mehr Menschen und Güter in kürzerer Zeit transportiert werden.

Mehr Wirtschaftlichkeit
Diese Vorteile wirken bereits auf den mit ETCS ausgerüsteten Bahnstrecken, etwa Wien-Breclav, Wien–St. Pölten oder Kufstein–Brenner. Das System wird laufend ausgeweitet – Ziel ist es, alle österreichischen Hochleistungsstrecken und Hauptverbindungen mit dem modernen ETCS Level 2 auszurüsten. Schon bis 2026 investiert die ÖBB-Infrastruktur AG dafür 200 Millionen Euro in das Zugsicherungssystem. Insgesamt sind im Rahmenplan unter dem Titel ETCS und Zugbeeinflussung rund 900 Millionen Euro vorgesehen. Als europaweiter Standard wird ETCS zudem auch Fahrten über Landesgrenzen einfacher machen. Reisen zu internationalen Destinationen werden dadurch bequemer und kürzer. Eine bedeutende Innovation in diesem Rahmenvertrag ist der Einsatz der DS3-Plattform, die bereits seit November 2020 in einem Pilotprojekt im Stellwerk am Bahnhof Achau, Niederösterreich, erfolgreich eingesetzt wird. Durch diese Digitalisierung erreichen die ÖBB vor allem eine deutlich höhere Wirtschaftlichkeit durch geringere Investitions- und Wartungskosten.

DS3-Plattform: Grundstein für cloudbasierte Signaltechnik
DS3 steht für „Distributed Smart Safe System“ und ist die neue Softwareplattform von Siemens Mobility für sicherheitsbezogene Logik. Diese Plattform dient der Migration bestehender Anwendungen (z.B. ETCS oder Stellwerk) auf eine standardmäßige Hochleistungsplattform auf COTS-Basis, die Multicore-Technologie und ein neues Kommunikationskonzept für eine vollständig IP-basierte Systemarchitektur nutzt. Durch DS3 können die ETCS-Zentralen künftig weiter optimiert und auch flexibler gestaltet werden.
In der Partnerschaft zwischen ÖBB und Siemens Mobility werden neben dem bereits jetzt auf der DS3 Plattform laufenden Koppelrechner, der das Verbindungsstück zu den Stellwerken darstellt, künftig auch die gesamten RBCs auf DS3 verlagert werden.


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