News

Neuer ÖBB-Rahmenplan: Logistikbranche fordert Öko-Förderung des Straßengüterverkehrs

Foto: Lagermax
Alexander Friesz, Präsident des Zentralverbandes Spedition & Logistik.
Foto: Lagermax

Die Aufwertung veralteter Güterterminals sei zwar sinnvoll, die Klimaneutralität bis 2040 ist aber ohne Straßengüterverkehr nicht erreichbar, erklärt Alexander Friesz, Präsident des Zentralverbandes Spedition & Logistik, in seiner Stellungnahme zum neuen ÖBB-Rahmenplan.

Der Zentralverband Spedition & Logistik begrüßt die im präsentierten ÖBB-Rahmenplan 2024-2029 vorgesehenen Maßnahmen für den Güterverkehr, insbesondere die Modernisierung von Güterterminals. Gleichzeitig ruft die Branche zur realistischen Betrachtung der Gesamtsituation auf und fordert verstärkte Maßnahmen zur Förderung eines umweltfreundlichen Straßengüterverkehrs. Das Klimaministerium müsse, ähnlich wie bei der Schiene, die Dekarbonisierung des Straßentransports verstärkt und mit längerem Planungshorizont fördern, um sich dem Ziel der Klimaneutralität bis 2040 zumindest anzunähern.

Der richtige Ansatz, aber …
Die geplante Aufwertung teilweise überlasteter und veralteter Güterterminals im Rahmen des ÖBB-Rahmenplans ist als Schritt in die richtige Richtung zu begrüßen. Dabei darf aber nicht vergessen werden, dass Österreich als Binnenland im Herzen Europas von seinen Nachbarländern abhängig ist, deren Schieneninfrastruktur, wie zum Beispiel in Deutschland, nicht für eine verstärkte Verlagerung des Verkehrs auf die Schiene ausreicht.

Güterverkehr auf der Straßen wird zunehmen
Eine aktuelle Studie zur Langzeitverkehrsprognose im Auftrag des deutschen Verkehrsministeriums zeigt, dass die gesamte Güterverkehrsleistung von 2019 bis 2051 um 46 Prozent ansteigen wird (1,2 Prozent pro Jahr). Der Straßengüterverkehr wird dabei – im Verhältnis stärker – um 54 Prozent wachsen. Das bedeutet, dass 4 Prozent mehr Güterverkehr auf der Straße stattfindet, während die Schiene und die Binnenschifffahrt jeweils 2 Prozentpunkte verlieren. Eine Studie von Sebastian Kummer aus dem Jahr 2021 prognostizierte bereits für Österreich einen Anstieg des Straßengütertransport-Volumens um 49 Prozent bis 2040. Allein dieser Anstieg würde zusätzliche 20 Millionen Tonnen CO2-Emissionen pro Jahr bedeuten. Angesichts der österreichischen Klimaziele, die eine Emissionsfreiheit des Güterverkehrs bis 2040 vorsehen, wäre das eine Entwicklung in die falsche Richtung.

Stärkere Unterstützung vonnöten
Alexander Friesz, Präsident des Zentralverbandes Spedition & Logistik, fordert: „Die Politik muss die Zeichen der Zeit erkennen und den umweltfreundlichen Straßengüterverkehr, so wie sie das bei der Schiene tut, stärker unterstützen. Mit dem zunehmenden Straßengüterverkehr steigen auch die CO2-Emissionen. Österreich hat sich das Ziel der Klimaneutralität bis 2040 gesetzt. Diesem werden wir uns nur annähern, wenn wir den Straßengüterverkehr dekarbonisieren.“

Logistikbranche für Ökologisierung des Gütertransports
Die heimische Logistikbranche zeigt großes Interesse an der Ökologisierung des Gütertransports. Die hohe Nachfrage nach dem vom Klimaministerium mehrfach verschobenen Förderprogramm ENIN für emissionsfreie Nutzfahrzeuge und deren Infrastruktur unterstreicht die Bereitschaft der Branche. Allerdings stehen die verfügbaren Fördermittel in keinem angemessenen Verhältnis zur Anzahl der mehr als eine halbe Million angemeldeten LKWs in Österreich.

Fördermittel den Anforderungen der Branche anpassen
Friesz betont weiter: „Das Klimaministerium unter der Leitung von Bundesministerin Leonore Gewessler sollte angesichts des starken Interesses an einer Ökologisierung des Straßengüterverkehrs zusätzliche Budgetmittel planen und über das Jahr 2025 hinaus zur Verfügung stellen.“ Für Unternehmen bedeutet die Umstellung auf Elektro- und insbesondere Wasserstoff-Lkw enorme Investitionen in Fahrzeuge, Tank- und Ladeinfrastruktur. Deshalb wäre es an der Zeit, dass die Politik Schritt hält und sicherstellt, dass die Fördermittel den Anforderungen der Branche gerecht werden. Es sei darüber hinaus unverständlich, dass eFuels, die als schnell einsetzbare Übergangslösung genützt werden könnten, in Österreich trotz der EU-Ziele nicht gefördert werden.

Infrastruktur fehlt
Angesichts seiner geografischen Lage als Transitland ist Österreich besonders vom Güterverkehr betroffen. Effektive Lösungen zur Dekarbonisierung des Straßengüterverkehrs erfordern daher eine enge Zusammenarbeit auf europäischer Ebene. Dies betrifft insbesondere den Aufbau von Lade- und Tankinfrastruktur. Laut EU-Vorgaben sollen bis 2030 bereits 17 Prozent aller neu zugelassenen Lkw mit Brennstoffzellen angetrieben werden. Hierfür ist eine flächendeckende Tankinfrastruktur erforderlich, die bisher auf EU-Ebene noch nicht in Angriff genommen wurde. Die EU plant, bis 2030 auf Autobahnen alle 200 Kilometer Tankstellen einzurichten. In Österreich gibt es aber bisher insgesamt weniger als fünf Tankstellen, die für Lkw geeignet sind.


Das könnte Sie auch noch interessieren
Foto: Knorr-Bremse AG

Die Knorr-Bremse AG, Weltmarktführer für Bremssysteme und führender Anbieter weiterer Systeme für Schienen- und Nutzfahrzeuge, konnte im ersten…

Weiterlesen
Foto: eFuels Alliance Österreich / Weinwurm

Stephan Schwarzer, Geschäftsführer der eFuels Alliance Österreich, spricht im Interview mit Verkehr über die Notwendigkeit synthetische Kraftstoffe in…

Weiterlesen
Foto: P3

Der Entwickler und langfristige Eigentümer von Logistikimmobilien P3 hat die Pläne zur Entwicklung einer neuen Logistikimmobilie auf einem 44.000…

Weiterlesen

Die wichtigste Transportverpackung Österreichs hieß 2023 Wellpappe. Das wird sich auch in Zukunft nicht ändern. Denn die Welt braucht…

Weiterlesen
Foto: Arvato / Avon

Arvato baut seine Präsenz im Vereinigten Königreich weiter aus. Der Logistik- und E-Commerce-Dienstleister hat zum 1. Mai 2024 den Standort des…

Weiterlesen
Foto: Logistics Hall of Fame

Prominente Persönlichkeiten aus Medien, Wissenschaft und Politik werden Teil des Gremiums. Die neuen Jurymitglieder dürfen 2024 erstmals…

Weiterlesen
Foto: FP5-TRANS4M-R / Fabian Acker

Der Schienengüterverkehr soll digitalisiert und damit zukunftsfit gemacht werden. Dazu braucht es die Digitale Automatische Kupplung, denn damit…

Weiterlesen

Gemeinsam mit Daimler Truck Austria und Siemens Österreich feierte die OMV die erste 400-kW-Ladesäule unter der eMotion-Marke für E-Lkw in Österreich,…

Weiterlesen
Foto: Privatbrauerei Hirt

Die Privatbrauerei Hirt feierte vor kurzem die Eröffnung ihrer neuen Lager- und Logistikhalle in Hirt, ein Meilenstein in der Geschichte des…

Weiterlesen
Foto: Shutterstock / Miguel Perfectti

Verkehr sprach mit Olaf Beckedorf, Geschäftsführer der BigMove Gruppe, über aktuelle Themen und Entwicklungen im Schwergutsegment.

Weiterlesen

Schon gehört?

Der Podcast der Internationalen Wochenzeitung Verkehr in Kooperation mit Julia Schütze.

Hören Sie hier das Interview mit Andreas Matthä, CEO der ÖBB Holding.

Wenn Sie externe Inhalte von w.soundcloud.com aktivieren, werden Daten automatisiert an diesen Anbieter übertragen.

Termine

LogiMAT China 2024

Datum: 08.05.2024 bis 10.05.2024
Ort: Shenzhen/China, Shenzhen Convention & Exhibition Centre

Danube Business Talks 2024

Datum: 15.05.2024
Ort: Tech Gate – Sky Stage, Donau-City-Straße 1, 1220 Wien

39. BVL Logistik Dialog 2024

Datum: 16.05.2024 bis 17.05.2024
Ort: Wien

Breakbulk Europe

Datum: 21.05.2024 bis 23.05.2024
Ort: Rotterdam/Niederlande

Mehr Termine

Verkehr im Austria Kiosk

Aktuelle ePaper-Ausgaben der Wochenzeitung Verkehr können Sie direkt im Austria Kiosk kaufen.

Anmeldung zum Newsletter

Herr / Mr  Frau / Mrs