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Mehr Frequenzen nach Asien

Foto: Flughafen München
Die Attraktivität des Münchner Flughafens für die Logistikunternehmen und die verladende Industrie wird weiter steigen, sagt Heinelt
Foto: Flughafen München

Bayerns starke Wirtschaftskraft stimuliert das Luftfrachtgeschäft des Flug­hafens München. Markus Heinelt, Director of Traffic Development Cargo beim Flughafen München, erklärt, welche (positiven) Auswirkungen dies auf das Geschäft hat.

Der Münchener Flughafen „Franz Josef Strauß“ (MUC) zählt mit 46 Millionen Passagieren jährlich zu den größten Luftfahrt-Drehkreuzen in Europa. Noch ist Platz für mehr Passagiere, denn der Flughafen ist für rund 53 Millionen Reisende ausgelegt. Luftfracht spielt auf dem Airport des Freistaats Bayern eine wichtige Rolle. „Aufgrund der rasanten, überdurchschnittlichen Frachtentwicklung in München in den vergangenen Jahren haben wir zahlreiche Fracht-Ausbauprojekte umgesetzt“, erklärt Markus Heinelt, Director of Traffic Development Cargo, gegenüber Verkehr. ­Beispiele dafür sind das neue ­Express-Center für Integratoren, eine neue Border-Inspection-Post sowie die neuen Cargo-Terminals West und Ost. Das Air Cargo Center des Flughafens München vereint alle In­frastruktureinrichtungen und Partner der Luftfrachtindustrie unter ­einem Dach und verfügt über Potenzial für zusätzliche Erweiterungsmaßnahmen bei entsprechendem Bedarf. „Wir sind ein 'Vollsortimenter' und können alle gängigen Luftfrachtprodukte abfertigen. Unsere Frachttochter Cargogate hat im vergangenen Jahr eine GDP-Zertifizierung speziell für temperaturgeführte Pharmaprodukte erhalten“, erläutert der Manager. Die Entwicklung der Luftfracht wird im Kontext zur gesamten Flughafenentwicklung gesehen. Ein starkes Cargo-Hub sei für die Entscheidung eines potenziellen Airline-Kunden zugunsten des Airports wichtig und ­sichert den wirtschaftlichen ­Erfolg aller Airline-Kunden, die Fracht befördern. Je besser die Verbindungen sind, die der Flughafen München der importierenden und exportierenden Wirtschaft anbietet, desto stärker auch die Chance, dass sich der Flughafen als Standortfaktor zugunsten der Unternehmen entfalten kann. Heinelt: „Da der Flughafen ­München um die ­Bedeutung des Luftfrachtverkehrs für die ex­portorientierte süddeutsche Wirtschaft weiß, hat er die Weiterentwicklung des Cargo-Geschäfts auch zu einem expliziten Bestandteil der strate­gischen Planung gemacht.“

Größtes Cargo-Hub Süddeutschlands
München sieht sich als größtes Cargo-Hub für Süddeutschland und Süd-Osteuropa. Ein direkter Vergleich ist freilich nicht einfach, da viele verschiedene ­Faktoren eine Rolle spielen. So stellt beispielsweise das (Lang-)-Streckennetz eines Flughafens einen bedeutenden Wettbewerbsfaktor dar, der enormen Einfluss auf die Attraktivität ­eines Flughafens hat. Ein Strecken­angebot mit entsprechendem Fluggerät zu attraktiven Zielen, hochfrequent bedient, bringt ­Kapazität für den Frachtverkehr und kann zu einer Verlagerung der Fracht an diese Flughafen­standorte führen. Speziell für ­Logistikunternehmen und die verladende Industrie ist ein solches Angebot von großer Relevanz. Der Flughafen München bietet aktuell über 328 wöchentliche Flüge zu interkontinentalen Zielen an und nimmt damit in Europa eine Topposition ein. Der Airport hat eine starke Position im Wettbewerb mit anderen Airports in Mitteleuropa: Er fungiert als Hub und ist damit ein Verkehrsknotenpunkt in einem umfassenden globalen Streckennetz. Allein die regelmäßigen Nurfrachterdienste einschließlich der KEP-Dienstleister machen am Flughafen München wöchentlich rund 40 Flüge aus.

Prozessqualität ist wichtig
Neben einem attraktiven Streckennetz müssen Hub-Flug­häfen auch eine gute Prozessqualität aufweisen, um im Wettbewerb zu bestehen. Das Luftfrachtgeschäft beginnt am Boden und erfordert eine entsprechende Infrastruktur, um ­effiziente Prozesse zu realisieren. Flughäfen bilden dazu die entscheidende Schnittstelle, die diese infrastrukturellen Einrichtungen vorhalten und benötigte Dienstleistungen durch Dritte oder in Eigenregie zur Verfügung stellen. Da der Zeitfaktor eine wesentliche Rolle im Frachtbereich spielt, sind kurze Wege und schnelle Prozesse ­sowie verfügbare Kapazitäten für den Transport entscheidende Kriterien. Heinelt: „Die Standortanalyse hat ergeben, dass unser Flughafen über eine hervor­ragende Ausgangslage hinsichtlich seiner infrastrukturellen Einrichtungen verfügt und einige entscheidende Standortvorteile aufweist.“ Dazu zählen beispielsweise die kurzen Wege zwischen Anlieferung und Vorfeld sowie die schnellen Prozess­zeiten. Das „Allles unter einem Dach“-Konzept sei im Vergleich zu anderen Airports ein deut­liches Differenzierungsmerkmal. An Selbstbewusstsein fehlt es nicht: „Wir denken, dass wir damit sogar über eine weltweit einzigartige Cargo-Infrastruktur verfügen.“

Überdurchschnittliche Wirtschaftsstärke
Selbstredend hat die Wirtschaftsstärke einer Region Auswirkungen auf einen Flughafen. Der Luftfrachtstandort München profitiert von seiner Lage innerhalb des Freistaats Bayern, der zu einer der wirtschaftsstärksten Regionen Europas zählt. Die Wirtschaftsleistung Bayerns sowie des gesamten süddeutschen Raums liegt deutlich über dem deutschen und europäischen Durchschnitt, die Kaufkraft gilt als eine der stärksten der Welt. „Dies stimuliert in signifikanter Weise den internationalen Handel und damit auch den Luftfrachtverkehr“, ist Heinelt überzeugt. Wenn von Wettbewerb die Rede ist kommt schnell der neue Flughafen ­Istanbul ins Gespräch. Ist zu ­befürchten, dass die Luftfracht am Bosporus eine neue Drehscheibe vorfindet? Das ist für Heinelt aus heutiger Sicht schwer zu beurteilen. Beim Frachtumschlag spielen Kosten und Qualität eine große Rolle. Insofern bleibe abzuwarten, welche Rolle der neue Flughafen Istanbul langfristig für den Frachtverkehr spielen wird, lautet Heinelts Einschätzung.

Prognose
Der Blick auf das laufende Jahr stimmt zuversichtlich: Neue Verbindungen, zusätzliche Frequenzen sowie größere Flug­geräte und damit noch mehr Fracht­kapazitäten auf Langstrecken­flügen werden ab dem kommenden Sommerflugplan speziell nach Asien und in die USA angeboten. Aktuell werden wöchentlich 74 Interkontinental-Flüge abgefertigt. Der Trend beim Cargo-Geschäft zeigt nach oben, Fracht weist Zuwächse im zweistelligen Bereich auf. In ­diesem Jahr rechnet man mit zusätzlichen B747-Nurfrachter-Frequenzen im Routing in Richtung Asien. Heinelt ist sich ­sicher, dass „die Attraktivität des Münchner Flughafens für die ­Logistikunternehmen und die verladende Industrie weiter steigen wird“. Das bedeutet, dass Themen wie Kapazitätserweiterung am Boden, automatisierte Lösungen sowie Ausbau der Produktpalette auf der Agenda für die Zukunft stehen.


Diese Story erschien in der Ausgabe VK 21/2019


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