News

„Logistik-Parks werden die Städte mit Waren versorgen“

Foto: Wolfgang von Poellnitz / DLH
Der Industrial Campus Vienna East sollte 2021 komplett fertiggestellt sein.
Foto: Wolfgang von Poellnitz / DLH

Der Logistik-Immobilienmarkt ist sehr dynamisch. Verkehr sprach mit Christian Vogt, Country Manager Austria der DLH, über die aktuelle Situation in Österreich, den Industrial Campus Vienna East und Lösungen für die City-Logistik.

Nahe dem Wiener Flughafen entsteht mit dem Industrial Campus Vienna East eines der modernsten Industrie- und Logistikzentren Österreichs. Auf 30,3 ha entwickelt die Deutsche Logistik Holding (DLH) - ein Unternehmen der Zech Group, einem der internationalen Player am europäischen Markt - insgesamt 160.000 m2 Hallenfläche und rund 10.000 m2 Büros. Ende 2021 soll alles fertiggestellt sein.

Verkehr: In welcher Phase befindet sich die Entwicklung des Industrial Campus Vienna East?
Christian Vogt:
Der Baubeginn für dieses Projekt war Anfang 2017. Der Industrial Campus Vienna East setzt sich aus drei Liegenschaften zusammen, die wir als Alpha, Beta und Gamma bezeichnen. Gamma umfasst dabei eine Fläche von rund 100.000 m2. Dort befinden sich auch jene Hallen, die bereits fertiggestellt wurden und wahrscheinlich Ende des Jahres zu zwei Drittel vermietet sein werden, unter anderem an Arvato und Hornbach. Derzeit befinden wir uns in Verhandlung mit einem großen österreichischen Unternehmen, das zwei Hallen ab Anfang 2019 anmieten möchte. Ich freue mich sehr, dass unser Angebot auch für österreichische Kunden interessant ist. In Summe sind drei Reihen mit insgesamt acht Hallen geplant.

Wie schätzen Sie den Markt für diese Projekte in Österreich ein?
Vogt:
Der Markt in Österreich ist sicherlich etwas konservativer als beispielsweise in Deutschland. Während internationale Konzerne dazu tendieren, nicht selbst zu bauen, sondern lieber zu mieten, zeigt sich in Österreich, dass die Unternehmen ihre Assets häufig selbst besitzen. Doch gerade in sich schnell ändernden Zeiten ist es heute deutlich schwieriger geworden, so langfristig zu planen. Der enorme Vorteil bei einem Mietverhältnis liegt unter anderem darin, dass der Unternehmensgewinn nicht langfristig in einem Asset gebunden bleibt. Außerdem sparen sich die Unternehmen natürlich bei uns auch alle zusätzlichen Belastungen beim Bau oder bei notwendigen Genehmigungsverfahren. Grundsätzlich ist unser Angebot ein Gesamtpaket, das heißt, wir bieten auch Property Management an und arbeiten mit externen Dienstleistern zusammen. Der Deal beinhaltet also das Objekt selbst mit dem entsprechenden Service.

Welchen Einfluss haben denn die zukünftigen Mieter auf die konkrete Planung und den Bau?
Vogt:
Je früher der Kunde einsteigt, desto früher gestaltet er auch die Hallen mit. So konnten wir zum Beispiel für Hornbach ein spezielles Cross-Docking-System realisieren, das auf zwei Seiten Rampen hat und für unseren Kunden ein essenzieller Bestandteil ist. Die Büros gestalten die Mieter sowieso selbst.

Welche Erfahrungen haben Sie bisher in der Zusammenarbeit mit den Kommunen und Interessengemeinschaften bei diesem Projekt gemacht? 
Vogt: 
Bei jedem Projekt gilt es, zunächst einmal festzustellen, ob der politische Wille dafür grundsätzlich vorhanden ist. Wir haben hier die Erfahrung gemacht, dass eine frühzeitige Einbeziehung der Behörden im Rahmen einer transparenten Zusammenarbeit sehr gut funktioniert - sonst hätten wir das Projekt auch nicht so effektiv und rasch umsetzen können. Das Wichtigste ist, mit allen Beteiligten - und dazu gehört selbstverständlich auch die Bevölkerung - im Gespräch zu bleiben. Im Endeffekt habe ich hier ein faires Miteinander erlebt. Und man kann selbst Logistik-Immobilien gut gestalten, das überzeugt dann auch die Bevölkerung. 

Welche Bedeutung haben Logistik-Parks für die Versorgung der Städte? 
Vogt: 
Logistik-Parks werden vermutlich in Zukunft die Städte mit Waren versorgen. Aber gerade in diesem Bereich wird aktuell noch viel diskutiert, evaluiert und geplant. Wir stehen diesbezüglich mit dem Fraunhofer Institut in engem Austausch. Wahrscheinlich rücken die Bereiche Arbeit und Wohnen in Zukunft näher zusammen; allerdings fehlen hier noch die gesetzlichen Vorlagen. Heute wird vieles sowohl mit Partnern als auch mit Konkurrenten geteilt, und ich denke, die Tendenz geht genau dorthin. Ein weiteres Thema sind die Arbeitskräfte, die nicht immer dort sind, wo sie tatsächlich benötigt werden. Doch um beispielsweise eine Logistik-Halle inkl. Wohneinheiten zu realisieren, fehlen heute noch die gesetzlichen Rahmenbedingungen. 

Wie beurteilen Sie die Immobilienentwicklung in anderen Ländern Europas? 
Vogt: 
Es bestehen hier deutliche Unterschiede hinsichtlich der Einflüsse von urbanen Logistik-Konzepten auf die urbanen Immobilien. Dabei spielen eine Vielzahl an kulturellen, geographischen oder sozialen Faktoren etc. eine entscheidende Rolle. In Südosteuropa agiert die Gesetzgebung zum Beispiel deutlich weniger restriktiv als hier. Grundsätzlich kann man sicher sagen: Wenn der Bedarf da ist, dann regelt es der Markt auch. Wenn Firmen Absatzmöglichkeiten für ihre Produkte oder Dienstleistungen sehen, dann erfordert die Umsetzung meist neue logistische Konzepte. Grundsätzlich kann man sagen, dass in Städten wie Wien wahrscheinlich eher die Tendenz besteht, weiter in die Höhe zu planen, während sich in Osteuropa eher eine Ausdehnung in die Fläche anbietet. 

Sehen Sie Potenzial von "Brownfields" für Logistikflächen? 
Vogt: 
Je höher die Verdichtung in der Stadt wird, desto wichtiger werden Brownfield-Konzepte. Dabei müssen entweder sogenannte Altlasten beseitigt oder umfunktioniert werden, wie etwa manche veralteten Wolkenkratzer in Manhattan, die nach einer entsprechenden Adaption heute Logistik beherbergen. 

Auf welche Regionen in Österreich blicken Sie speziell für zukünftige Projekte? 
Vogt: 
Einerseits ist für uns die Power-Region Steyr interessant, wo sich mehrere Gemeinden zusammengeschlossen haben, um unter anderem gemeinsame Industrie- und Logistik-Immobilien zu entwickeln. In Wien sind wir in gutem Kontakt mit der Wirtschaftskammer und diversen Magistraten hinsichtlich der urbanen Logistik, und ich war überrascht, welche Kompetenz und welcher Innovationsgeist hier bereits herrschen! 

Vielen Dank für das Gespräch!



Die Fortsetzung dieser Story finden Sie in der Ausgabe VK 37/18

 


Das könnte Sie auch noch interessieren
Foto: Lufthansa Cargo

Chinesische Online-Händler liefern derzeit im Rekordtempo tausende Tonnen Waren täglich direkt aus China in die ganze Welt. Das hat gravierende Folgen…

Weiterlesen
Foto: Knorr-Bremse

Die Knorr-Bremse AG, Weltmarktführer für Bremssysteme und führender Anbieter weiterer Systeme für Schienen- und Nutzfahrzeuge, hat kürzlich die…

Weiterlesen

Am 18. April, dem „Tag der Logistik“, fand eine Karriereplattform des Österreichischen Integrationsfonds (ÖIF) für Logistikberufe in Kooperation mit…

Weiterlesen
Foto: Shutterstock / patpitchaya

In der Logistikbranche geistern seit einiger Zeit ein paar Buzzwords herum, ohne die kein Vortrag, Meeting oder Kongress auskommt. Die Digitalisierung…

Weiterlesen

Die neue Niederlassung von Gebrüder Weiss in Straubing wurde am 18. April am „Tag der Logistik“ - zu dem die Branche jedes Jahr bundesweit ihre Tore…

Weiterlesen

MAN hat als erster Nutzfahrzeughersteller einen autonomen Lkw auf die deutsche Autobahn geschickt. Mit an Bord des Erprobungstrucks, der rund zehn…

Weiterlesen
Bild: Garbe Industrial Real Estate

Die Garbe Industrial Real Estate GmbH hat sich in Rüdenhausen, rund 35 Kilometer östlich von Würzburg, ein zweites Grundstück gesichert. Auf der rund…

Weiterlesen
Foto: Daimler Truck / James Stanford

Daimler Truck hat DB Schenker mit dem Betrieb seines neuen 19.000 Quadratmeter großen Warenlagers mit mehr als 40.000 verschiedenen Ersatzteilen für…

Weiterlesen
Foto: Martens Multimedia

Der Gesamtumschlag im Rotterdamer Hafen ist im ersten Quartal 2024 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 1,4 Prozent gesunken. In den ersten drei…

Weiterlesen
Foto: Toyota Material Handling

Die Welt der Logistik befindet sich aktuell in einer rasanten Transformation. Die technologischen Möglichkeiten, die sich im Logistiksektor ergeben,…

Weiterlesen

Schon gehört?

Der Podcast der Internationalen Wochenzeitung Verkehr in Kooperation mit Julia Schütze.

Hören Sie hier das Interview mit Andreas Matthä, CEO der ÖBB Holding.

Wenn Sie externe Inhalte von w.soundcloud.com aktivieren, werden Daten automatisiert an diesen Anbieter übertragen.

Termine

EL-MOTION 2024

Datum: 23.04.2024 bis 24.04.2024
Ort: Wien, Wiener Werkshallen

Middle East Rail 2024

Datum: 30.04.2024 bis 01.05.2024
Ort: Abu Dhabi National Exhibition Centre, VAE

VAP Forum Güterverkehr

Datum: 07.05.2024
Ort: Zürich, Glockenhof

LogiMAT China 2024

Datum: 08.05.2024 bis 10.05.2024
Ort: Shenzhen/China, Shenzhen Convention & Exhibition Centre

Mehr Termine

Verkehr im Austria Kiosk

Aktuelle ePaper-Ausgaben der Wochenzeitung Verkehr können Sie direkt im Austria Kiosk kaufen.

Anmeldung zum Newsletter

Herr / Mr  Frau / Mrs