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Leere Lkw auf Straßen gehören verboten

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„Durch die Nutzung von Echtzeitdaten, die Automatisierung und intelligente Transportnetzwerke ­können wir Leer­fahrten in der Vergangenheit lassen“, erklärt Stephan Sieber, CEO von Transporeon.
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Foto: Pexels / Uhgo
Es gibt keine Entschuldigung mehr dafür, dass die Logistikunternehmen einfach nur Luft durch die Gegend fahren. In unserer heutigen digitalen Welt ist das kriminell, so Sieber.
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Stephan Sieber, CEO von Transporeon, spricht in seinem Kommentar für Verkehr klare Worte. Und liefert konkrete Zahlen als Argument für seine These.

Stellen Sie sich folgende Szene vor: Sie fahren auf einer Autobahn. Alle paar Kilometer kommen Sie an einem Lastwagen vorbei. Sie wissen nicht, woher er kommt oder wohin er fährt. Alles, was Sie wissen, ist, dass er Waren zum nächsten Ziel seiner Lieferkette transportiert. Die Wahrscheinlichkeit ist jedoch sehr groß, dass der Lkw komplett leer ist. Daten von Eurostata zeigen, dass dies auf etwa 20 Prozent aller Straßentransporte in der EU zutrifft. Laut der Lkw-spezifischen Untersuchung des deutschen Bundesministeriums für Verkehr und Digitalisierung waren 153 Millionen von insgesamt 258,7 Millionen Lkw-Transporten reine Leerfahrten – das sind fast 60 Prozent.
Etwa 87 Millionen Tonnen der durch den weltweiten Lkw-Transport jährlich verursachten CO2-Emissionen lassen sich auf Leerkilometer zurückführen. Dies entspricht dem Energieverbrauch von fast 11 Millionen Haushalten für ein Jahr. Diese Vergeudung wirft ein schlechtes Licht auf diese Branche.
 
Digitale Aushilfe
Warum passiert das? Die Antwort findet sich in der Regel in unzureichender oder fehlender Digitalisierung. BloombergNEF berichtet, dass kleine und mittlere Spediteurflotten, die Waren über große Entfernungen bewegen, den größten Anteil an Leerkilometern haben. Dies liegt daran, dass ihnen die technische Infrastruktur und die Ressourcen fehlen, um ihren Betrieb zu optimieren. Viele Frachtunternehmen setzen weiterhin eher auf Telefon und E-Mail als auf digitale Lösungen, wie z. B. autonomen Frachteinkauf.
Die gute Nachricht ist, dass die Motivation in der Branche wächst, diesen Trend umzukehren und den Frachtverkehr zu dekarbonisieren. Im Jahr 2022 geben 54 Prozent der Verlader an, ihre transportbedingten CO2-Emissionen zu berechnen, und der Anteil der Verlader mit einer Dekarbonisierungsstrategie ist in den letzten zwölf Monaten um 50 Prozent gestiegen.

Transparenz über CO2-Emissionen
Die Nutzung von Primär- anstatt Standarddaten gibt Unternehmen die Möglichkeit, ihre CO2-Emissionen zu messen, verwalten und zu analysieren. Damit ebnen sie den Weg hin von reiner Sichtbarkeit und Transparenz über ihre CO2-Emissionen hin zu informierten Entscheidungen zur Optimierung und Einsparung.  
Die Branche bewegt sich in die richtige Richtung. Es wird aber nichts bringen, wenn Unternehmen weiterhin Luft transportieren, anstatt eine maximale Kapazität für alle Transporte zu gewährleisten. Um die negativen Folgen von Leerfahrten und die Umweltbelastung zu reduzieren, müssen sich Verkehrsakteure auf die Digitalisierung einstellen.

Luft nach oben
Die Optimierung des Frachttransports durch die Minimierung von Leerfahrten beruht auf drei Hauptsäulen: Einblick, Automatisierung und Zusammenarbeit. Die Logistikbranche muss auf der Grundlage von Daten Transparenz schaffen, um Abläufe zu verbessern.
Durch die Nutzung von Echtzeit-Transportdaten können Spediteure und Frachtführer tiefer in die Nutzung ihrer Transporte eintauchen und so die Effizienz verbessern. Sie können genau sehen, wohin die Sendungen gehen, wie hoch der Anteil an Leerfahrten ist und welche Route am wenigsten effizient ist. Diese Daten müssen durch Automatisierung ergänzt werden. Die Automatisierung wichtiger Prozesse wird es Unternehmen viel einfacher machen, auf die von ihnen gesammelten Daten zu reagieren und die Effizienz zu steigern, was sich spürbar auf die Umwelt und die Kosten auswirken wird.

Enger zusammenarbeiten
Aber die wahre Wirkung zeigt sich, wenn Unternehmen ihre eigenen Daten über Transportnetzwerke teilen und mit den Daten anderer Teilnehmer der Lieferkette anreichern. Die Akteure in der gesamten Lieferkette müssen enger miteinander zusammenarbeiten, indem sie Daten und Workflows in der Cloud austauschen und branchenweit optimieren.
Die Transportnetzwerke erleichtern es Frachtfahrern, eine Ladung für den Rückweg zu finden, um Leerfahrten zu vermeiden. Alles, was sie tun müssen, ist, das Netzwerk zu benachrichtigen, wenn sie ihre Ladung abgeben, um sich mit einem anderen Akteur, der nach Kapazitäten sucht, abzustimmen.
Es gibt keine Entschuldigung mehr dafür, dass die Logistikunternehmen einfach nur Luft durch die Gegend fahren. In unserer heutigen digitalen Welt ist das kriminell. Durch die Nutzung von Echtzeitdaten, Automatisierung und intelligente Transportnetzwerke können wir Leerfahrten endlich in der Vergangenheit lassen.


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