„Die Bestandsstrecke zwischen Rosenheim und Kufstein reicht mit teilweisen Ertüchtigungen als Zulauf aus“, sagt Enak Ferlemann.
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Wenn der Brenner Basistunnel in acht Jahren in Betrieb geht, wird seine Frequenz nicht zuletzt von der Beschaffenheit seiner Zulaufstrecken abhängen. Österreich hat die Vorleistung mit der vierspurigen Trasse im Inntal und der Güterzugumfahrung Innsbruck erbracht. Nun heißt es aus Deutschland, größere Neubauten auf der Schiene Richtung Österreich seien nicht nötig. Am Rande einer Güterverkehrstagung in Berlin sagte der Parlamentarische Staatssekretär im deutschen Bundesverkehrsministerium, Enak Ferlemann, dass an einen Neubau bis zur österreichischen Grenze nicht gedacht sei: „Die Bestandsstrecke zwischen Rosenheim und Kufstein reicht mit teilweisen Ertüchtigungen als Zulauf aus”, sagte er gegenüber Verkehr. Die Engstelle liege vielmehr zwischen München und Rosenheim. Da solle aber Verkehr aber auf die Ausbaustrecke Mühldorf-Freilassing umgelegt werden. Insgesamt gehe es bei den Ausbaumaßnahmen „eher um die Zeit nach 2050“, sagte Ferlemann.
Quantensprung Basistunnel
Demgegenüber hatte der Staatssekretär in seiner offiziellen Ansprache den Brenner Basistunnel als einen „Quantensprung“ der Alpenquerung auf einer Flachstrecke bezeichnet und ihm eine ähnliche Bedeutung wie der Fehmarnbelt-Querung eingeräumt. In der Diskussion der vom Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) veranstalteten Tagung wurde der Brenner Basistunnel immer wieder angesprochen. Dabei wurden auch leistungsfähige Zulaufstrecken gefordert. Roland Klein von der Repräsentanz Südwest Deutschland des Hafens Rotterdam, warnte, dass es zu einem „Pfropf in der Flasche“ kommen könnte, wenn der Brenner Basistunnel in ein paar Jahren fertig gestellt wird, weil der Hinterlandverkehr nicht ausreichend ausgebaut sei. Auch Holger Lösch, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des BDI, mahnte zu einer Steigerung der infrastrukturellen Kapazität: „Wenn der Brenner Basistunnel zum Stuttgart 21 auf deutscher Seite wird, sind wir als Klimavorreiter massiv blamiert“, sagte er.
Eröffnung 2028
Allerdings war auch aus Bayern bereits Anfang des Jahres zu vernehmen, dass es möglicherweise keine Neubaustrecke auf deutscher Seite geben werde. Hingegen sah EU-Verkehrskommissarin Adina Vălean bei ihrem jüngsten Besuch in Tirol im Eisenbahntunnel eine Lösung der Transitproblematik. Der Brenner Basistunnel soll 2028 eröffnet werden. Mit 64 Kilometern wird er die längste unterirdische Eisenbahnverbindung der Welt sein. Er soll vor allem dem Güteraustausch zwischen Deutschland und Italien dienen. Die Kosten für das österreichisch-italienische Gesamtprojekt werden auf sieben bis acht Milliarden Euro geschätzt. Sollte der Tunnel keine leistungsfähigen Zulaufstrecken erhalten, könnte es zu Auslastungsproblemen kommen.