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„In der Logistik zu arbeiten, ist die richtige Entscheidung!“

Foto: Siemens Österreich
Binnenschiffe spielen eine wichtige Rolle, wenn es darum geht, Schwertransporte klimaschonender zu gestalten, erklärt Weidinger. Sie achtet deswegen darauf, dass dieser Verkehrsträger immer maximal ausgelastet ist.
Foto: Siemens Österreich

Renate Weidinger leitet die Projektlogistik bei Siemens Österreich. Verkehr sprach mit ihr über Herausforderungen, Chancen und ihren spektakulärsten Schwertransport.

Nach dem Ende ihrer kauf­männischen Ausbildung kam Renate Weidinger im Rahmen ihres Ausbildungsprogramms bei Siemens Österreich in die Transportabteilung des Unternehmens. Nach einer Ein­arbeitungszeit im administra­tiven Bereich und in der Zoll­abteilung wurde bei ihr die Neugier geweckt, Schwertransporte und deren Besonderheiten im Detail kennenzulernen. 2005 wurde Weidinger Leiterin der Abteilung für ­Projektlogistik und kurz darauf verantwortete sie den Schwertransport für das zweite österreichische Transformatorenwerk in Weiz in der Steiermark. Seit 2016 widmet sie sich ausschließlich der ­Projektlogistik für das Linzer Transformatorenwerk. „Da jedes Projekt seine Besonderheiten aufweist, finde ich Schwertransporte besonders interessant. Manchmal habe ich auch die Gelegenheit, mir einen Schwertransport vor Ort anzusehen. Ich habe großen Respekt vor den Menschen an der Front und die Arbeit, die sie leisten“, betont sie gegenüber Verkehr.

Verkehr: Welche Tätigkeiten fallen in Ihren Verantwortungsbereich?
Renate Weidinger:
Meine derzeitige Position umfasst die ­Leitung der Projektlogistik für das Transformatorenwerk in Linz. Damit verbunden ist die strategische und operative Beschaffung von allen relevanten ­Logistikdienstleistungen. Der Schwerpunkt der Beschaffungstätigkeit liegt in der multimodalen Schwertransport­logistik. Wir kümmern uns um die globale Beschaffung und Abwicklung von mehr als 200 Transformatoren und ­Sondertransformaten pro Jahr.

Was waren die größten Herausforderungen für Sie, als Frau in einer von Männern ­dominierten Branche Fuß zu fassen?
Weidinger:
Führungspositionen im Unternehmen, damals noch im Va Tech Konzern, waren Ende der 90er- bzw. Anfang der 2000er-Jahre ausschließlich von Männern besetzt und weitgehend noch von einem bestimmten Berufsbild für Frauen geprägt, welche eben die Rolle der „Bürokraft“ übernahmen. Die größte Heraus­forderung war daher Anfang der 2000er-Jahre, Überzeugungsarbeit ­dahingehend zu leisten – vor ­allem verbunden mit Hart­näckigkeit und Ausdauer –, dass ich als erste Frau 2005 im Unternehmen durchaus eine Führungsposition übernehmen kann.

Welche Tipps haben Sie an Frauen, die Führungspositionen anstreben bzw. in der Transport- und Logistikbranche Fuß fassen wollen?
Weidinger:
In der heutigen Zeit sehe ich keinen Unterschied, ob Frau oder Mann eine Führungsposition anstrebt – daher ein Tipp an alle: Seid flexibel sowie lösungsorientiert, übernehmt Verantwortung und habt stets ein offenes Ohr für die Mitarbeiter! Man muss aber auch Ausdauer haben und bereit sein, manchmal auch mehr zu tun, als gefordert ist.

Was ist Ihnen bei der Führung Ihrer Mitarbeiter wichtig?
Weidinger:
Es ist mir besonders wichtig, dass jeder Mitarbeiter seine Ideen, Lösungsvorschläge und Kritik mit einbringen kann und die Entscheidungsfindung nach gemeinsamer Diskussion von allen mitgetragen wird.  Nur als gemeinsames, schlagkräftiges Team kann die Herausforderung gelingen.

Wo liegen die größten Schwierigkeiten bei der Bewältigung von Schwertransporten?
Weidinger:
Kurzfristige Abänderungen von Terminen bzw. Ablieferstellen! Denn jeder einzelne Schwertransport unterliegt einer Bewilligungspflicht – dies bedeutet, dass, je nach Streckenführung, in den jewei­ligen Bundesländern und ­Staaten Sondergenehmigungen zu beantragen sind, welche: 
a) befristet,
b) nur für eine individuelle Fahrzeugkombination ausgerichtet,
c) nur für die beantragte Strecke valide und 
d) mit behördlichen Auflagen verbunden sind.
Das Fazit daraus lautet: Bei jeder kurzfris­tigen Abänderung beginnt man quasi nochmal von vorne. In den höheren Gewichtsklassen kann man zusätzlich an die Grenze der Machbarkeit stoßen, wenn es um die Infrastruktur geht – hier ist die große Herausforderung, Sonderlösungen unter Berücksichtigung der Wirtschaftlichkeit gemeinsam mit unseren strategischen Partnern zu erarbeiten.

Welcher Transport war bisher Ihr spekta­kulärster?
Weidinger:
Es gab im Laufe der Jahre schon einige spektakuläre Transporte. Besonders in Erinnerung geblieben ist mir aber der Einsatz der Antonow An-225 (dem größten Frachtflieger der Welt) für den Transport ­eines ca. 100 Tonnen schweren Transformators nach Arizona, USA. Oder auch der Bahntransport eines Transfor­mators in die Schweiz, für den ­eigens ein bewohntes Haus wegen dieses Schwertransports abgerissen werden musste.

Wie könnte man Schwertransporte zukünftig klimaschonender umsetzen?
Weidinger:
Hier ist die Binnenschifffahrt natürlich ein wichtiger Verkehrsträger! Wir transportieren derzeit bereits Transformatoren mit diesem Verkehrsträger und legen auch den Fokus auf die Auslastung der ­jeweiligen Binnenschiffe – gemeinsam mit unserem Schwesterwerk in Weiz wird in wöchentlicher Absprache eine ­maximale Auslastung sicher­gestellt. Künftig ist natürlich auch ein weiteres Ziel, die Auslastung der Binnenschifffahrt zu er­höhen. In die Entscheidungsfindung sind die Herausforderungen, die die Binnenschifffahrt naturgemäß mit sich bringt (Schleusenrevisionen, Niedrig- und Hochwasser etc.), unbedingt miteinzubeziehen.

Gibt es noch etwas Wichtiges, dass Sie gerne über sich als Frau in der Logistik sagen ­wollen?
Weidinger:
Die Logistik ist weiblich! In der Logistik zu ­arbeiten, ist die richtige Entscheidung. Persönlich kann ich nur allen jungen Frauen empfehlen, den Schritt in die spannende Welt der Logistik zu ­wagen. Mein Tipp an junge Frauen (und Männer): Überdenkt genau eure Interessen und Fähigkeiten und entscheidet danach!

Vielen Dank für das Gespräch!


Dieses Interview erschien ursprünglich in der Ausgabe VK 09-10/2020.


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