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„In der Automatisierung liegen noch viele Möglichkeiten“

Foto: Winter
Einsparungen sind ab der Inbetriebnahme des Systems möglich, sagt Ostermann (li.) im Gespräch mit Bernd Winter (Chefredakteur der Wochenzeitung Verkehr).
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Viele Logistiker setzen sich mit der Automatisierung ihrer Geschäftsprozesse noch viel zu wenig auseinander, ist Harald Ostermann, Sales Manager bei InfPro IT Solutions GmbH, überzeugt.

von: Bernd Winter

Die InfPro IT Solutions GmbH (kurz „Infpro“) ist heute der größte Entwicklungspartner für die PTV Group im Bereich ­ihres sogenannten xServers, der ­integrierbaren Softwarekomponente für geographische und logistische Funktionen. ­InfPro hat als Spin-off im Jahr 2004 begonnen. Heute beschäftigt das Unternehmen mehr als 50 Mitarbeiter in mehreren Niederlas­sungen und der Zentrale in Innsbruck. Verkehr sprach mit ­Harald ­Ostermann, zuständig für den Verkauf bei InfPro, über die Schwerpunkte und neuesten Entwicklungen seines Unternehmens.

Verkehr: Auf welche Softwarelösungen für Transport- und Logistikunternehmen ­haben Sie sich fokussiert?
Harald Ostermann: I
nfPro ist spezialisiert auf die Auto­matisierung der einzelnen logis­tischen Prozesse. Wir können unter anderem alle Auftragseingänge ­automatisch in 
unser Transport-Dokumenten-Management-System (TDMS) übernehmen. Wir bieten ein Gesamtsystem an, das aus ­einem Transportmanagement- sowie einem Dokumenten-­Management-System besteht. Damit können wir praktisch alle Daten, die in einem Unternehmen zur Verfügung ­stehen, miteinander verknüpfen. Wir lesen unter anderem die Rechnungen ­automatisch ein, diese werden auch automatisch überprüft ­inklusive automatischer ­Buchung bzw. Zahlung inklusive Mahnwesen. Damit können wir in der Verwaltung enorme Effizienzgewinne ­erzielen. Der Lkw-Fahrer kann unter anderem den CMR-Frachtbrief mit seinem Handy fotografieren (mit einer Software von uns). Diese Meldung geht dann ­automatisch an die Abrechnung und die Rechnung kann sofort erstellt ­werden. Dasselbe gilt für die Dokumentation der Ladungs­sicherung. Die entsprechenden Fotos vom Lkw-Fahrer werden an den Disponenten gesendet, dieser überprüft die Bilder und kann dann die Freigabe durchführen. Das ist insofern sinnvoll, weil neben dem Geschäftsführer auch der Disponent im Schadensfall haftet.

Inwieweit spielt Künst­liche ­Intelligenz bei Ihren Softwarelösungen eine Rolle?
Ostermann:
InfPro setzt sich schon seit längerer Zeit mit Künstlicher Intel­ligenz, auch in Verbindung mit Business Intelligence, aus­einander. Vielen hilft dies jetzt schon, um zum Beispiel ihre Umsätze zu analysieren und rechtzeitig zu erkennen, wo ­Verluste drohen. Mit der gra­fischen Aufbereitung der Daten können sie dann auch Umsatzszenarien durchspielen und so ihre Strategie danach ausrichten. Die Vorteile von Künstlicher Intelligenz liegen in vielen Bereichen. Wir können beispielsweise innerhalb von einer Sekunde bis zu 500.000 Anrufe gleichzeitig durch­führen – Tranchen sind ­jedoch erstellbar. Das hilft unter anderem bei der ­Suche nach Frächtern; das heißt: Die Anfrage des Disponenten wird an eine bestimmte ­Anzahl an potenziellen Frächtern parallel versendet.

Welche Kunden konnten Sie in Österreich mit Ihren Lösungen schon überzeugen?
Ostermann:
Rund 170 Unternehmen verwenden derzeit ­unsere Systeme, unter anderem Noth­egger, Lagermax und Quehen­berger. Eine andere größere Spedition zum Beispiel verwendet unsere Software­lösung schon seit vielen Jahren. Neben 130 Disponenten sind dort nur vier Mitarbeiter in der Verwaltung beschäftigt.

Welche ist die aktuell neuste Produktlösung bei InfPro?
Ostermann:
Translogica spielt alle Stücke eines innovativen TDMS und verschafft vor allem für die Dispo klare Vorteile. Zur Veranschaulichung folgendes Beispiel: Sie haben ­einen Auftrag und können mit unserer Lösung sämtliche ­ihrer eigenen Fahrzeuge bzw. jene der ein­gesetzten Frächter lokalisieren. Der Disponent sieht diese Daten und kann nun abwägen und mit dem Kunden besprechen, welches Fahrzeug er zu ihm senden soll – jenes, das vielleicht ­näher ist, aber erst ­etwas später kommen kann, oder ­jenes, das pünktlich, aber zu höheren Kosten verfügbar wäre. Zusätzlich können die Leerfahrten mit Translogica optimiert werden. Dies kann unter anderem Paletten betreffen, die sehr teuer sind. Auch sie (oder andere Leergebinde) können mit Translogica erfasst werden. So kann der Lkw-Fahrer zum Beispiel bei seiner Rückfahrt auf dem Weg die vorhandenen ­Paletten aufnehmen.

Wie lange dauert die Vorlaufzeit, bis die ersten Einsparungen erzielt werden können?
Ostermann:
Einsparungen sind schon ab der Inbetriebnahme unseres Systems möglich.

Wo sehen Sie bei Kunden noch das größte Verbesserungspotenzial?
Ostermann:
In der Automatisierung liegen vor ­allem im Verwaltungsbereich bei den meisten Unternehmen noch viele Möglichkeiten. Im Transport können aber auch unter anderem durch unsere „guided navigation“ Einsparungen erzielt werden, das heißt, sie geben eine vom Dispo­nenten geplante Tour in unser PTV-Navigationssystem ein. Dieses hat den Vorteil, dass es mit „magnetics points“ arbeitet, das heißt: Auf der Lkw-Tour gibt es keine fixen abzufahrenden Punkte, sondern es kann unter anderem ungeplante ­Situationen wie Stau etc. berücksichtigen und die Tour entsprechend in Echtzeit anpassen bzw. dadurch ­optimieren. Auch die estimated time of arrival kann damit errechnet werden (inklusive Berücksichtigung der individuellen Lenk- und Ruhezeiten).

Warum reagieren die österreichischen Firmen nicht so rasch?
Ostermann:
Sie überlegen oftmals viel länger und wollen sich nicht entscheiden. Viele setzen sich mit der Automatisierung noch viel zu wenig auseinander. ­Ihnen fehlt oftmals generell der ­Zugang zur Digitalisierung und sie verfügen dann auch nicht über geeignete IT-Mit­arbeiter, die mit den Softwareanabietern auf Augenhöhe kommunizieren können. Viele wissen aber: Wenn sie nicht in die Automa­tisierung investieren, wird es sie morgen nicht mehr geben.

Vielen Dank für das Gespräch!


Dieses Interview erschien ursprünglich in der Ausgabe VK 01-04/2020.


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