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„Es ist ein Problem, dass Leute so wenig über die Branche wissen“

Foto: WienCont
Man müsste zeigen, dass eine Frau durchaus die Möglichkeit hat, in dieser Branche etwas zu bewirken oder eine Führungsposition zu übernehmen, sagt Hiebel.
Foto: WienCont

Verkehr sprach mit Nicole Hiebel, Leiterin des Containerhandels bei WienCont, über den Handel mit Containern, aber auch über das Thema Frauen in der Logistik.

2008 hat Nicole Hiebel eine Lehre zur Speditionskauffrau und Speditionslogistikerin bei der WienCont begonnen, die sie 2012 erfolgreich abgeschlossen hat. Von Anfang an war sie aber im Containerhandel ­beschäftigt. 2015 hat sie die ­Leitung des Containerhandels übernommen. „Seitdem ich da bin, gab es noch keinen Con­tainer, den wir nicht verkaufen konnten“, sagt Hiebel vorweg.

Verkehr: Frau Hiebel, was kann man sich unter dem Begriff Containerhandel vorstellen?
Nicole Hiebel:
Wir vermieten und verkaufen Raum- und Stahlcontainer und kaufen diese ­natürlich auch ein. Spe­zialisert sind wir auf die Vermietung und den Verkauf von Seecontainern, die dann in den Export gehen. Das ist ein Bereich, in dem wir wirklich stark sind. Raumcon­tainer vermieten und verkaufen wir natürlich auch, aber nicht in einem so großen Umfang wie andere Unternehmen. Wir lassen jährlich Einzelraumcontainer produzieren oder umbauen (sie werden mit einem Heiz­körper und optional mit einer Klimaanlage ausgestattet).

Sie haben gesagt, dass Sie Container auch einkaufen. Wo macht man so etwas? Gibt es  eine Art Amazon für Container?
Hiebel:
Unsere Container kaufen wir hauptsächlich von den Reedereien. Das sind Container, die sie nicht mehr brauchen oder nicht mehr für ihre Zwecke ­verwenden können. Wir lassen sie dann seetauglich ­reparieren. ­Anschließend verkaufen wir sie als gebrauchte Seecontainer mit einer gültigen CSC-Plakette für Container. 
Kleiner Nachsatz: Viele Reedereien sind bemüht, so viele Prozesse wie möglich zu digitalisieren und automati­sieren. Manche von ihnen haben dann auch eine Art quasi Online-Shop für diese Container. Man kann seine Präferenzen (20 Fuß, 40 Fuß) ­sowie Ort (Wien-Freudenau zum Beispiel) eingeben und dann die Er­gebnisse durchsuchen. Es gibt hier Unterscheidungen in puncto Qualitätstandards. Man legt dann die Menge an gewählten Containern in den Warenkorb und bekommt dann nach bestätigtem Kauf die Rechnung.

Wie viele Container werden ­ungefähr verkauft und wie viele vermietet?
Hiebel:
Etwa 80 Prozent unserer Container werden verkauft (das sind ca. 1.000 Stück pro Jahr) und 20 Prozent (ca. 200) vermietet. Die Container, die wir vermieten, sind hauptsächlich 8- sowie 10-Fuß-Lagercontainer, sowie 20-Fuß-Seecontainer mit CSC-Plakette.

Gutes Stichwort: Was ist denn eine CSC-Plakette?
Hiebel:
Sie ist vergleichbar mit dem Autopickerl. Sie berechtigt, den Container für die Beladung und den Transport auf der Straße, Schiene oder Wasserweg einzusetzen, und garantiert in diesem Zusammenhang, dass der Container noch sein Maximalgewicht aushält.

Und wer überprüft das?
Hiebel:
Unsere Werkstätte wurde von der international tätigen Klassifikationsgesellschaft Germanischer Lloyd ­zertifiziert und darf das überprüfen. Theoretisch sollte dann auch die Exekutive während des Transports überprüfen.

Wie regelmäßig muss man die Plakette erneuern?
Hiebel:
Die von uns ausgestellten Plaketten haben eine ­Gültigkeit von 1,5 Jahren. Im Prinzip wird aber jeder Con­tainer nach jedem Einsatz noch einmal überprüft, weil natürlich bei jedem Einsatz theoretisch etwas pas­sieren kann.

Wie viel kostet ein Container?
Hiebel:
Einen 20-Fuß-Container verkaufen wir (inklusive CSC-Plakette) für 1.750,– Euro (exklusive Steuern).

Themenwechsel: Sie sind auch Mitglied des DamenLogistikClubs (DLC). Was hat Sie motiviert beizutreten?
Hiebel:
Ich finde es toll, dass es so einen Club gibt, denn man merkt schnell, dass Frauen in der ­Logistik selten sind. Dass man diejenigen, die in dieser Branche beschäftigt sind, hervorhebt, ist eine sehr gute ­Sache. Vom DLC habe ich von Kolleginnen erfahren; aus Interesse habe ich dann Veranstaltungen besucht und gleich beschlossen, auch Mitglied zu werden.

Was müsste man tun, um die Zahl der Frauen in der Logistik zu erhöhen?
Hiebel:
Ich glaube, es ist generell ein Problem, dass die Leute so wenig über die Branche wissen. Die Berufsgruppe ist nicht sehr präsent. Man müsste über die Vielfalt der Berufschancen aufklären und zeigen, dass man auch als Frau die Möglichkeit hat in dieser Branche etwas zu bewirken oder eine Führungsposition zu übernehmen.

Vielen Dank für das Gespräch!


Dieses Interview erschien ursprünglich in der Ausgabe VK 09-10/2020.


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