Verkehr: Investoren wie SEAInvest oder Zenith Energy zieht es in den Hafen Antwerpen. Sie werden dort in den kommenden Jahren hunderte Millionen Euro in neue Terminals investieren. Was macht Antwerpen für solche Investoren attraktiv?
Jacques Vandermeiren: Ein klares Wachstumskonzept für die Zukunft. Antwerpen bietet eine strategische Lage in Europa, welche sehr massiv ins Hinterland reicht. Damit sind wir sehr nah an den großen Verbrauchs- und Produktionszentren in Europa und bieten mit bereits verfügbaren Umschlageinrichtungen für nahezu alle international gehandelten Warengruppen eine optimale Grundlage für weitere Investitionen an. Eine weitere Stärke des Hafens sind unsere noch verfügbaren Expansionsflächen, welche schon bei der Planung der neuen Terminals sowohl von der Produktions- als auch der Logistikseite her durchoptimiert werden und damit die Investitionsentscheidung der Unternehmen positiv beeinflussen. Speziell im Bereich Energieumschlag sind große Flächen erforderlich - diese können wir bieten. Die Begleitung solcher Investitionsentscheidungen durch die professionelle Unterstützung seitens der Antwerp Port Authority macht dies sehr attraktiv.
Im Jahr 2016 wurden in Antwerpen 2,8 Millionen Tonnen Güter für/aus Österreich umgeschlagen. Damit rangiert Antwerpen nach Koper, Rotterdam und Hamburg auf Platz vier in der Gunst österreichischer Verlader. Welche Bedeutung hat Österreich als Hinterland für den Hafen Antwerpen?
Vandermeiren: Österreich ist ein Land mit einer sehr erfolgreichen Exportwirtschaft, stellen doch viele Unternehmen hochspezialisierte Produkte her, welche diese Unternehmen in vielen Bereichen zu Weltmarktführern machen. Auch im Bereich der Importe ist über viele Jahre schon eine zunehmende, positive Mengenentwicklung erkennbar - es gibt viele erfolgreiche Handelsunternehmen, aber auch viele Unternehmen im Bereich Anlagenbau. Eine globale Handelsvernetzung dieser Unternehmen ist somit gegeben. Wir sprechen hier von nahezu allen möglichen Warengruppen, welche Verladungen für die österreichischen Partner im Bereich Container, Ro/Ro, Breakbulk, Liquid und auch Dry Bulk notwendig machen. Der Hafen Antwerpen ist als multifunktionaler Hafen ein optimaler Partner für die österreichische Wirtschaft. Unsere Spezialisten, ich spreche hier von unseren Hafenbetrieben, sind gefragte Partner, die den österreichischen Verladern eine effiziente und kostengünstige Logistik bieten.
Wie viele Tonnen Güter aus/für Österreich wurden im Jahr 2017 umgeschlagen?
Vandermeiren: 2017 rechnen wir mit einer Gesamttonnage von knapp drei Millionen Tonnen aus/nach Österreich. Wir haben in den vergangenen Jahren versucht, unser Produkt und unseren Hafen verstärkt bis tief in das zentraleuropäische Hinterland anzubinden - denn einerseits ist hier Tonnage vorhanden, welche in den letzten Jahren von uns nicht voll ausgeschöpft wurde, und andererseits mussten die Direktverbindungen, die Rail-Shuttles aus Österreich nach Antwerpen, erst etabliert werden. Dies ist uns mit aktiven Partnern gelungen und darauf bauen wir auch in Zukunft auf. Die Rail-Shuttles sind nun in Betrieb und bringen mit der Direktanbindung an den Hafen Antwerpen natürlich auch verstärkt Ladungsströme in den Hafen.
Die Fortsetzung dieses Interviews finden Sie in der morgigen Print-Ausgabe (VK 13/2018) oder im Austria Kiosk.
Weitere Punkte des Interviews:
- Die Erfolge, die der Hafen im vergangenen Jahr verbuchen konnte.
- Die Strategien, die der Hafen in den nächsten Jahren einsetzen möchte, um weiterhin zu wachsen.
- Die neue Shuttle-Verbindung zwischen Antwerpen und Linz und ihre Wirtschaftlichkeit.
- Die Hinterland-Pläne des Hafens.
- Wie der Hafen die Digitalisierung bereits heute nutzt und was es für die Zukunft plant.
„Das Wachstum soll heuer in allen Segmenten zunehmen“
Jacques Vandermeiren, CEO der Antwerpener Hafenbehörde, spricht im Interview mit dem Verkehr über das Wachstum seines Unternehmens und über die Strategien, die der Hafen entwickelt, um auch in Zukunft wachsen zu können.
Weitere Themen in der Ausgabe 13/2018:
- Quo vadis Lkw-Fahrer? Die Nachfrage nach Lkw-Transporten wächst, gleichzeitig sinkt die Zahl der Fahrer und des Nachwuchses. Die steigende Kabotage setzt der Branche noch zusätzlich zu. Welche Strategien gibt es gegen diese Trends? Und wo muss man handeln?
- Europäischer Fuhrparkverband gegründet: Um die Interessen von Fuhrpark- und Mobilitätsmanagern auf europäischer Ebene zu vertreten, haben sich die drei Fuhrparkverbände aus Österreich, Deutschland und der Schweiz zu einem Dachverband zusammengeschlossen.
- Hat die Binnenschifffahrt Zukunft? Schwere und sperrige Fracht auf das Binnenschiff zu verladen, soll sich lohnen, weil es dort weniger Barrieren gibt als auf der Schiene oder Straße. Die von viadonau ins Leben gerufene Initiative "High & Heavy" soll Anbieter und Kunden zusammenbringen. Doch reicht das aus?
- Die Donau wird digitalisiert: Die Instandhaltung der Donau wird vermehrt digital, nicht zuletzt dank der Wasserstraßengesellschaft viadonau. Ihr Geschäftsführer, Hans-Peter Hasenbichler, erklärt, welche Maßnahmen umgesetzt wurden und welche noch folgen werden.
- Wünsche an die Politik: Herbert Peherstorfer, Obmann beim Verein CombiNet.
- Die ÖBB planen ein neues Güterverkehrsterminal in Villach
- Sicher unter die Brücken