Die neusten Prognosen der IATA zeigen, dass sich das Luftfrachtaufkommen im Jahr 2020 leicht erholen wird nach dem Einbruch im Vorjahr.
Foto: Pixabay.com / PublicDomainPictures
Alexandre de Juniac, CEO des Weltluftfahrtverbandes IATA, kommt im Gespräch mit Verkehr gleich auf den Punkt. „2019 war kein gutes Jahr für die Luftfracht“. Ein Rückgang war in vielen Regionen der Welt zu spüren und hat zahlreiche, global wichtige Verkehrsrouten negativ beeinträchtigt. Vor allem Handelskriege hatten intensiven Einfluss. Allein die Einfuhrzölle der USA zeigten enorme Auswirkungen, im September 2019 gingen Auslastung und Erträge umgehend zurück. Diese globalen Handelskonflikte und die Unsicherheit durch den Brexit trüben die Gewinnaussichten für Fluggesellschaften weiter ein. „Viele Strecken waren nur dank Cargo rentabel, das sollten wir nie vergessen. Aber ein Jahr im Air Cargo Business sind zehn Jahre anderswo in anderen Branchen“, umschreibt so de Juniac die Dynamik. „Es gibt eine neue Geschwindigkeit in der Branche und somit benötige diese ein neues Denken. Es gibt einen Übergang von Lieferketten zu Liefergemeinschaften“, fügt de Juniac hinzu.
Die neusten Prognosen der IATA zeigen, dass sich das Luftfrachtaufkommen im Jahr 2020 leicht erholen wird nach dem Einbruch im Vorjahr. Wohl auch beflügelt dadurch, das im laufenden Handelskrieg zwischen den USA und China Beruhigung eintreten kann. „2019 stellte eine echte Herausforderung für Luftfrachtbetreiber dar“, sagt Andrew Matters, stellvertretender Chefökonom der IATA. Die Fracht verzeichnete 2017 bis Anfang 2018 einen starken Anstieg mit zweistelligen Wachstumsraten, die größtenteils aber auch mit einem globalen Lagerauffüllungszyklus zusammenhingen, analysiert Matters. Nach dem Anstieg des Frachtaufkommens Anfang 2018, schrumpfte es um rund 3,3 Prozent, und das abgelaufene Jahr 2019 verzeichnete den schlechtesten Jahreswert seit der globalen Finanzkrise, inklusive eines 8-prozentigen Umsatzrückgangs. Wie erwähnt, auch ein Ergebnis von Eskalationen der Handelsspannungen zwischen den USA und China. Immerhin, in den letzten sechs Monaten des Jahres 2019 hat sich das Frachtaufkommen etwas stabilisiert. „Keine fantastischen Neuigkeiten, aber trotzdem eine relativ gute Nachricht “, so Matters.
Unterdurchschnittliches Wachstum
Die IATA geht davon aus, dass das Frachtaufkommen 2020 mit zwei Prozent auf ein bescheidenes Wachstum zurückkehren wird, welches aber deutlich unter jenem Wert der langfristigen durchschnittlichen Wachstumsrate des Güterverkehrs von rund fünf Prozent liegt. Dieser vorsichtige Optimismus der IATA ist getrieben von Vorhersagen, dass die USA und China eine weitere Erhöhung der Strafzölle in China stoppen. Diese Hoffnung wird 2020 vor den US-Präsidentschaftswahlen weiter gestärkt, sowie durch Maßnahmen einer Zentralbankpolitik und moderate Treibstoffkosten. „Diese Prognosen könnten angesichts der zahlreichen politischen und wirtschaftlichen Schwankungen bei diversen Handelskriegen aber nach hinten losgehen. Wenn sich herausstellt, dass diese Vorhersage falsch ist, dann muss die IATA ihre Wachstumsrate für Air Cargo nach unten korrigieren“, räumte Matters ein.
Die jüngste IATA-Umfrage zum Geschäftsverlauf mit Luftfrachtunternehmen im Oktober 2019 ergab, das etwa ein Drittel erwartet, dass das Frachtaufkommen im neuen Jahr weiter rückläufig sein wird. Ebenfalls ein Drittel der Unternehmen erwartet eine Rückkehr zum Wachstum. In Bezug auf Renditen sind die Aussichten sehr verhalten, wobei die IATA für das neue Jahr ein leicht rückläufiges Renditewachstum prognosdiziert. „Die Erholung bleibt fragil, mit nach unten gerichteten Risiken. Es ist viel einfacher herauszufinden, wie etwas im Cargo Business schief gehen kann, als das es besser wird“, so Matters. Die Herausforderung bleiben die Handelskriege. „Aber auch der Brexit, geopolitische Unstimmigkeiten wie in Syrien, Russland oder Korea, die Schwäche der Eurozone und auch die Frage, ob die chinesische Politik es schafft den wirtschaftlichen Abwärtstrend im Inland zu stoppen oder ob die US Rezession sich auch weiter global negativ auswirkt“, erläutert Matters.